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1 Vorwort
Die meisten Menschen sind in ihrem Leben pausenlos mit Sinnesfreuden beschäftigt, verbringen den ganzen Tag damit, an die Verlockungen von Essen, Sinneslust und Macht zu denken. Wenn die Absichten einer Person unrein sind, verleiten sie diese zu unreiner Rede und Handlung, machen sie selbstsüchtig und zu einer Marionette ihrer Emotionen.
Der Lebensstil einer Person, die bereit ist, gegen den Strom des Weltlichen und des Banalen zu schwimmen, ist anspruchsvoll. Er erfordert eher ein Üben als Reden und ein Bewusstsein, das von Reiner Energie (Boonya) und Güte erfüllt ist – den Kennzeichen einer Person, die das Ausüben von Meditation ihr ganzes Leben lang gepflegt hat. Es kann ein Leben vollkommener Keuschheit erfordern – die Sorte Leben, zu der sogar in der Gemeinschaft Buddhistischer Mönche hinaufgeschaut wird. Es ist schwierig, eine Person mit solch reinen Absichten irgendwo auf der Welt zu finden – und die Chance, eine solche Person zu finden, vermindert sich mit den vorbeiziehenden Jahren und dem aktuellen Trend der Gesellschaft in Richtung materieller Werte.
Eine solche Person allerdings, lebte einst auf dieser Erde in Form einer Buddhistischen Nonne, genannt MASTER NONNE (Maharatana Upasika Chandra Khonnokyoong), die Gründerin des Tempels Wat Phra DHAMMAKAYA, der einer der grössten Buddhistischen Tempel in Thailand ist. ‚MASTER NONNE‘ ist ein Titel und bedeutet ‚Geachtete Meisterin im fortgeschrittenen Alter‘ – ein Name, mit dem ihre engsten Schüler ihr Referenz erwiesen.
Dieses Buch ist die Geschichte ihres Lebens – einer Frau, bei der jeder Atemzug mit guten Taten erfüllt und jeder mentale Augenblick auf das Nirvana gerichtet war – ihre Haupttugenden waren Dankbarkeit, Respekt, Reinlichkeit, Disziplin, Mitgefühl, Ausdauer und ein guter Freund für andere zu sein.
Unter der Führung des GREAT MASTER TEACHERs von Wat Paknam widmete die MASTER NONNE ihr Leben dem Studium des DHAMMAKAYA Wissens – und wurde aufgrund dessen eine Person, die das Leben anderer Menschen zu spirituellem Reichtum führte, sowohl in dieser als auch in der nächsten Welt, indem sie das Bewusstsein von Menschen in Richtung Nirvana anhob, den Fussspuren Buddhistischer Lehrer folgend. Sie teilte etwas mit anderen, das für die meisten schwierig zu geben ist, nämlich innere Heilkraft, die durch jahrzehntelanges Selbsttraining herangereift war. Sie war für viele ihrer StudentInnen mehr als die eigenen Eltern, denn sie gab ihnen die spirituelle Dimension für ihr Leben – indem sie das DHAMMAKAYA Wissen von seinem Begründer bis zum heutigen Tag in mündlicher Überlieferung weitergab. Das Wissen, das sie übermittelte, ist im Herzen einer Gemeinschaft von Millionen von Meditierenden auf der ganzen Welt, die sich aktuell dafür einsetzen, sich zu vervollkommnen und der Welt durch Meditation Frieden zu bringen. Die MASTER NONNE sagte einmal, „Obwohl ich Single bin, habe ich Küken rund um die Welt.“ Tatsächlich haben ihr Mitgefühl und ihr Beispiel Menschen aller Gesellschaftsschichten erreicht, wie es bereits ihr Name ‚Chandra‘ sagt: der Mond, dessen sanftes Licht jedermanns Herz entzückt.
In der Thailändischen Gesellschaft ist es oft hart für Menschen, aus ihrem sozialen Kontext auszubrechen, in den sie geboren wurden, wenn sie nicht wirklich aussergewöhnlich sind. Nur indem man Gemeinschaft mit Weisen pflegt, oder aussergewöhnlich viel Gutes tut, kann diese Aufwärtsbewegung bewirkt werden. Die MASTER NONNE hatte das, was es für diese Verwandlung brauchte. Ihre drahtige und betagte Erscheinung täuschte über ihre Macht hinweg, negative Verhaftungen im Bewusstsein zu besiegen. Ihr Analphabetentum liess nichts ahnen von der ausserordentlichen spirituellen Weisheit. Ihre beiden runzligen Hände liessen nicht vermuten, welch majestätisch grossen Tempel sie mit ihnen geschaffen hatte. Infolge ihrer Tugenden war die MASTER NONNE wie eine schöne Lotus Blume, die aus im Schlamm eingebetteten Wurzeln hervor wuchs. Obwohl sie nicht in der Lage war zu lesen und zu schreiben, war das für sie kein Hindernis, höchstes Wissen zu erlangen – was ihr erlaubte, sogar weit gebildetere SchülerInnen zu lehren, als sie selbst es war. In Thailand eine Nonne zu sein, gehört oftmals nicht zu den am meisten und hochgeachtetsten Beschäftigungen, doch die MASTER NONNE erfüllte ihre Verantwortlichkeiten so vollkommen, dass sie am Ende ihres Lebens von den Mönchsgemeinschaften rund um die Welt akzeptiert wurde.
Diese Biografie ihres ausserordentlichen Lebens ist ein Zeugnis der Güte, die wir durch sie erfahren haben – und obwohl das in keiner Weise den vollen Grad an Dankesschuld zurückgeben kann, den wir für sie empfinden, kann es doch dazu dienen, zukünftige Generationen, die keine Chance hatten, sie persönlich zu erleben, über ihr heilsames Leben zu informieren, als ein Beispiel für die, die noch kommen werden.
2 Die Felder von Nakorn Chaisri
Socati puttehi puttima
Gomiko gohi tatheva socati
Upadhihi narassa socana
Na hi so socati yo nirupadhiti
Diejenigen, die Kinder haben, werden wegen ihrer Kinder Sorgen haben.
Diejenigen, die Ochsen haben, werden wegen ihrer Ochsen Sorgen haben.
Solche Anhaftungen sind der Ursprung der menschlichen Sorgen.
Nandana Sutta (S.i.108)
Es war Tagesanbruch in den Reisfeldern von ‚Jahrhundertwende‘ Nakorn Chaisri. Eine Gruppe junger Männer, gekleidet mit Hüten aus getrockneten Palmenblättern und Arbeitsklamotten, grau-braun gefärbter Kleidung bis zur Taille, die sie als Bauern kennzeichneten, eilten den ausgetretenen Weg hinunter, der dem oberen Ende des Deiches folgte, das die Reisfelder unterteilte. Gestern waren sie denselben Weg entlang gerannt, aber heute waren sie ein paar Minuten früher aufgestanden. Mit einer ungewöhnlichen Darbietung von Enthusiasmus, die Felder als Erste zu erreichen, bogen sie um die letzte Ecke von einem Flicken des Flickenteppichs von Saaten, der immer komplett frei von Unkraut gehalten wurde – einer Fläche, die immer mehr Ertrag brachte als die der Nachbarn. „Nicht schon wieder!“ tönte der enttäuschte Schrei der Jungen, als sie die schmale Silhouette eines Mädchens sahen, das bereits zweifach gebückt – Gesicht zur Erde, Rücken zum Himmel – Unkraut aus ihrer Ernte zupfte. Egal wie früh sie morgens auch ankamen, sie war immer zuerst da.
Und jeder Schritt dieses jungen Mädchens mit dem geraden Rücken und dem schnellen Schritt war sanft und voller Bewusstheit. Selbst wenn sie sass, lehnte sie nicht mit dem Rücken an der Stuhllehne an. Sie war erfüllt von Energie, trotz ihrer mageren Erscheinung. Ihre Hände waren die grossen Hände einer Arbeiterin, nicht die kleinen und eleganten wie von manchen anderen Frauen. Die Haut ihres Gesichts war straff und glatt. Ihre Augen glitzerten und reflektierten das Mitgefühl und die Aufrichtigkeit in ihrem Herzen. Es waren diese Art Augen, die jedermann in ihren Bann zog, der sie traf.
Sie nannten sie ‚Chandra‘1, der Familienname war ‚Khonnokyoong‘2 – die Tochter einer Familie, die nur mässig mit Mitteln ausgestattet war. Der Familie gehörten fünfunddreissig ‚rai‘3. Sie war am frühen Donnerstagmorgen des 20. Januars 1909 geboren. Es war die Zeit, zu der die Mönche auf ihre Almosenrunde gingen – was traditionellerweise voraussagte, dass sie ihr ganzes Leben lang würde hart arbeiten müssen. Ihr Vater wurde Ploy genannt und ihre Mutter Pan. Sie war die fünfte Tochter in einer Familie mit neun Kindern. Ihr Vater stammte aus einer relativ armen Familie, verglichen mit derjenigen der Mutter.
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1 Bedeutung ‚der Mond‘
2 Bedeutung ‚Pfauenfeder‘
3 3,14 acres
Chandra hatte keine Chance auf eine offizielle Bildung, weil es damals noch keine staatliche Schulbildung gab. Wie für die meisten Mädchen ihrer Zeit war es normal, dass ihnen häusliche Pflichten auferlegt wurden anstatt ihnen zu erlauben, in die Schule zu gehen. Chandra pflegte beides, ihr Zuhause und das Feld – was grosse Kraft von ihr verlangte. Vom Charakter her war Chandra sehr seriös und wenig anspruchsvoll. Vor Sonnenaufgang stand sie gewöhnlich um drei oder vier Uhr morgens auf und führte die Büffel zum Grasen hinaus auf das Weideland. Die Morgen und Nachmittage verbrachte sie mit Pflanzen und Jäten im Reisfeld. Mittags, nach der Sonnenposition über ihrem Kopf geschätzt, brachte sie die Mahlzeit zu den Arbeitern hinaus aufs Feld. Sie und ihre Freunde übernahmen die Wasserbüffel jeden Abend zum Waschen, bevor sie sie in die Einzäunung zurück brachten. Zur Erntezeit arbeitete sie kontinuierlich von der Morgen-bis zur Abenddämmerung. Ihre Ernsthaftigkeit war offensichtlich für diejenigen, die auf benachbarten Grundstücken arbeiteten. Sie waren beeindruckt von ihrem Fleiss und respektierten sie dafür. Sie erntete den Ruf als die Fleissigste im Dorf.
Sie war beliebt bei ihren Freunden, die es liebten mit ihr zu spielen. Sie kam mit allen gut aus, weil sie sich nie auf jemandes Seite stellte. Sie spielte gleichmässig mit ihnen allen. Häufig spielten sie das ‚Ebbe-Flut-Spiel‘, bei dem sie über ein Springseil hüpften, das entweder noch oder tief gehalten wurde. Aus Spass sagte einer ihrer Freunde ‚Flut‘ und ‚Ebbe‘ und zog dabei Chandra’s Ohr hoch und runter anstelle des Seiles, so dass er sie verletzte – doch im Ganzen gesehen war ihre Kindheit freudig. Auch liebte sie es, zu schwimmen. Jedes Mal wenn sie einen Teich sah, dachte sie ans Schwimmen. Das waren die prägenden Jahre für ihren Charakter, voll Mut, Natur, Esprit und unbegrenzter Freiheit. Sie war fröhlich, impulsiv und lebhaft. Ihr Vater sagte gewöhnlich, dass unter all seinen Kindern Chandra am meisten für Aufregung sorgte.
Ein Büffel, Aen und ihr Hund, Kiaw, wurden unter allen Tieren als ihre Lieblingstiere angesehen. Sie liebte sie alle gleichermassen. Sie sorgte gut für sie alle und spielte mit ihren Büffeln, die auf dem Reisfeld arbeiteten. Als diese alt wurden, verloren sie ihre Zähne und wurden arbeitsuntauglich. Sonstwo hätte man solch altes Vieh geschlachtet, doch Chandra fütterte sie täglich weiter mit frischem Gras bis sie einen natürlichen Tod starben.
Die Eltern lehrten ihre Kinder, zu sich selbst und zu anderen ehrlich und fleissig zu sein, und niemals Zeit zu verschwenden. Das bäuerliche Leben gewöhnte Chandra an harte Umstände und Ausdauer, denn sie musste ihren Eltern den ganzen Tag lang bei der Arbeit helfen. Wenn sie arbeitete, zeigte sie nie Zeichen von Lustlosigkeit und hielt trotz Schwierigkeiten immer durch. Indem sie ihren Eltern auf diese Weise half, verbesserte sich ihr finanzieller Status in der Gemeinde fortschreitend. Sie geriet niemals bei jemandem in finanzielle Schulden. Das Fehlen einer Chance auf Schulbildung verminderte keineswegs ihren Wunsch zu lernen – sie machte aus den weiten Reisfeldern ihrer Jugend ein Klassenzimmer.
Chandra liebte das Leben inmitten der offenen Felder von Nakorn Chaisri. Wenn sie das Meer der Reisfelder mit ihren ruhigen Ähren betrachtete, die sich auszudehnen schienen soweit das Auge reichte, fühlte sie eine besondere Zufriedenheit in sich, als wenn etwas in ihrem Inneren frei gelassen würde. Morgens schien der karminrote Sonnenkugel am Horizont so nah, als könnte man sie berühren. Wie alle Kinder fragte sie sich, woher die Sonne kam. Obwohl sie jeden Tag die Sonne sah wie alle anderen auch, wanderten ihre Gedanken ihre Umgebung betreffend weit über die der anderen hinaus. Sie wagte es, darüber nachzudenken, die Sonne zu erreichen. Wohl kaum wusste sie zu dieser Zeit, dass ihre Träume wahrer sein würden als sie es sich jemals vorgestellt hatte… sie begann in frühem Alter wahrzunehmen, dass sie die Welt nicht gleich sah wie alle anderen. Sie hatte kein Interesse, sich mit feinen Kleidern herauszuputzen oder Parfum zu tragen, wie die anderen Dorfmädchen ihres Alters. Sie trug nie den Schmuck, den sie besass. Sie wurde älter, arbeitete fleissig und überreichte alles, was sie verdiente, ihrer Mutter. Wenn junge Männer versuchten um sie zu werben, probierten sie eine Konversation über dies oder jenes zu beginnen. Sie antwortete einfach mit „Ich weiss nicht“. Sie wies sie nicht ärgerlich von sich, weil sie wusste, dann würden sie auf ihr herumhacken. Sie sagte einfach „Ich weiss nicht“, und schenkte ihnen keine weitere Beachtung. Dann gaben sie sie gewöhnlich bald auf. Sie machte ihnen nicht die leiseste Hoffnung und behielt die vollkommene Kontrolle über die Situation.
Chandra fragte ihren Vater immer wieder, ob er nicht Angst habe vor der schlechten Tat, Tiere auf dem Hof zu töten. Er antwortete dann, „Ich töte nur, um die Familie mit Nahrung zu versorgen. Ich verkaufe nie Fleisch, um Geld zu verdienen und ich gehe regelmässig an den heiligen Buddhistischen Feiertagen in den Tempel, um Gutes zu tun.“ Er dachte, dass gutes Tun sein schlechtes Tun irgendwie ausgleichen würde.
Obwohl das Familienleben im Allgemeinen friedlich und harmonisch verlief, trank ihr Vater gewohnheitsmässig seine zehn satang’s4 Alkohol täglich mit den anderen Männern. Die Kinder respektierten seine Art, da er im Allgemeinen –anders als andere Trinker – nicht aggressiv nach Hause kam, sie verwünschend oder sie schimpfend5. Wenn die Eltern ihre Kinder verfluchten, war das doppelt traumatisch, denn die Kinder waren daran gebunden, das Wort ihrer Eltern zu akzeptieren. Auf diese Weise hatten thailändische Eltern eine grosse Verantwortung, ihren Kindern ein gutes Vorbild zu sein. Chandra’s Vater war gutmütig wenn er nüchtern war, doch zettelte er mit ihrer Mutter Streit an, wenn er betrunken war.
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4 Ungefähr eine halbe Flasche
5 In der Vergangenheit hatten thailändische Kinder aus Respekt gegenüber den Eltern zu ertragen, wie auch immer ihre Eltern sie behandelten. Sie glaubten, dass die Worte der Eltern heilig waren und akzeptierten sie ohne einen Zweifel an ihrem Wahrheitsgehalt. Der Glaube an die unvermeidliche Wiedergeburt und an Karma, wurde ebenfalls ohne Zweifel akzeptiert.
Die Umstände in diesem Kontext von elterlichem Respekt weckten Chandra im Alter von zwölf Jahren zu ihrer spirituellen Berufung auf. Es war ungefähr sieben Uhr am Abend. Der Vater hatte sein gewöhnliches Mass an Alkohol getrunken und lag, wie es seine Gewohnheit war, in der tiefgelegten Hängematte neben dem Haus. Benebelt vom Trinken murmelte er zusammenhangsloses Zeug im Flüsterton vor sich hin. Mutter und Kinder waren im Haus. Die Mutter hatte einige Redewendungen in der Hinterhand, um den Vater genau unter diesen Umständen zu verspotten, nur damit er in die Nüchternheit zurückkehrte. Sie äusserte dann, „Der Spatz schmarotzt im Nest der anderen Vögel“, gerade laut genug, damit er es hörte.
In jeder anderen Familie hätte eine Äusserung wie diese nichts ausgemacht. Doch an jenem schicksalhaften Tag stoppte der Ausspruch der Mutter das Gemurmel des Vaters nicht. So wiederholte sie ihn lauter und dieses Mal traf der Spott auf eine wunde Stelle in seinem Minderwertigkeitsgefühl. Seine Gefühle gerieten ins Kochen wie bei einer Schlange mit verbrühtem Schwanz. Er versammelte die ganze Familie in seine Nähe und fragte: „Kinder! Bin ich wirklich ein Spatz, der im Nest anderer Vögel schmarotzt? Ist das die Art, wie Eure Mutter mich beleidigt?“ Die Kinder zuckten zusammen und verharrten in Schweigen, aber der Vater verlangte lauter und lauter nach einer Antwort auf seine Frage. Dann konnte Chandra die Anspannung nicht länger aushalten. Um ihre Eltern vom Streit abzuhalten und ihre Mutter zu schützen sagte sie: „Vater, das ist es nicht, was die Mutter gemeint hat!“ Wie wenn Öl ins Feuer gegossen worden wäre, ergoss sich jetzt die Wut des Vaters auf die Kinder. „Wenn niemand von Euch die Misshandlung eurer Mutter zugeben will, so sollt ihr 500 Leben lang taub geboren werden!“ Dieser Fluch schlug in Chandra’s Herz ein und erfüllte es mit Angst. Das Wort der Eltern war unantastbar. Eltern sollten niemals ihre Kinder verfluchen. „Ich bin diejenige, die für seinen Ärger verantwortlich ist“, klagte sie sich selbst an, „Ich werde sicherlich taub geboren werden in meinem nächsten Leben! Was kann ich tun? Wenn ich mich jetzt bei Vater entschuldige, wird er nur noch wütender.“ Sie erinnerte sich an den Brauch der Dorfbewohner, sich auf dem Sterbebett bei ihren Verwandten zu entschuldigen und machte mit sich aus, dass es besser wäre, ihre Entschuldigung bis dahin aufzubewahren.
Zwei Jahre später, 1921, war ihr Vater altersgeschwächt. Ein weiteres Jahr wechselten sich die Kinder ab in seiner Pflege. Am Morgen seines letzten Lebenstages gab Chandra ihrem Vater mit dem Löffel Essen ein, als er auf einmal erzitterte und seine Augen in ihre Höhlen zurückfielen. Weil sie noch so jung war, wusste sie nicht, was das zu bedeuten hatte und rief deshalb nur ihre Mutter, an ihrer Stelle für ihn zu sorgen. Als sie im Raum erschien, ging Chandra in die Küche und ass etwas, ohne sich bewusst zu werden, was passierte. Dann nahm sie ein Boot und paddelte allein hinaus zu den Feldern, um die November Ernte zu prüfen, wie es ihre normale Aufgabe war. Doch was geschah, war jenseits ihrer schlimmsten Befürchtungen. Sie kehrte nach Hause zurück und fand den Rest ihrer Familie weinend um das Bett ihres Vaters versammelt. Alle ihre Brüder und Schwestern hatten die Chance gehabt, sich bei ihm zu entschuldigen….. ausser ihr. Sie hatte ihre letzte Chance verpasst.
Chandra weinte nicht mit ihnen. Sie sah Tod als etwas an, das alle Sterblichen zu erwarten hatten. Das Leben ging weiter, doch die Angst vor Taubheit in ihrem nächsten Leben, grub sich wie eine Kerbe in ihr Bewusstsein ein. „Wo kann ich jetzt meinen Vater finden, um ihm meine Entschuldigung anzubieten?“ fragte sie sich. Sie hatte keine Idee, wo sie suchen sollte und keinen Freund, an den sie sich für diese Art von Rat wenden konnte.Sie setzte sich nieder und beschloss, ihre Schuld wieder gut zu machen. Dann ging sie und half den Leichnam ihres Vaters aufzubahren, wie es Tradition war. Chandra betete und flehte den Vater an, in ihren Träumen zu ihr zu kommen, damit sie die Chance hätte, sich bei ihm zu entschuldigen… doch er erschien nicht. Ihr älterer Cousin empfahl ihr, so viel wie möglich Gutes zu tun und diese Reine Energie (Boonya) ihrem Vater zu dessen Nutzen zu widmen. Er erklärte ihr, dass wenn ihr Vater in der Lage sei, sich an ihren guten Taten mit zu erfreuen (Anumodana), ihr auf halbem Wege vergeben sei.
Trotz allem war Chandra unzufrieden mit diesem Rat. So vergingen Jahre und die Stärke des Wunsches, ihren Vater zu finden, nahm nicht ab. Sie wollte sich ‚persönlich‘ entschuldigen und sie fühlte die dringende Notwendigkeit, herauszufinden, wo er wiedergeboren war, so dass sie dort mit ihm sprechen könnte. Sie wusste, dass gute Menschen nach ihrem Tod in den Himmel gehen und schlechte in die Hölle. „Doch wo sind Himmel und Hölle? Wo ist er? Und wie kann ich ihn finden?“ Sie hatte nur Fragen, keine Antworten. Diese Art Gedanken verfolgten sie all ihre Teenagerjahre hindurch, so sehr, dass sie sehr wenig Zeit hatte, an irgendetwas anderes zu denken.
1927, als Chandra 18 Jahre alt war, war sie überglücklich, als sie die Nachricht von der Entdeckung der DHAMMAKAYA Meditationstechnik durch den GREAT MASTER TEACHER von Wat Paknam hörte. Sie hörte, dass die DHAMMAKAYA Weisheit, die durch Meditation erwacht, das Wissen über Himmel und Hölle umfasst, so dass der Meditierende diese Reiche selbst besuchen kann.
Sie fühlte sich wie wenn sie alles von sich abwerfen und hinter sich lassen könnte, um noch am selben Tag nach Wat Paknam zu gehen – besonders da sie das Unbefriedigende eines Lebens in ehelicher Hausgemeinschaft von so frühem Alter an gesehen hatte. Doch ihr Zuhause und ihre Familie zu verlassen, war nicht so einfach. Die Mutter würde sich dagegen stellen, wenn sie ihr Heim verlassen würde, um das Weisheitsstudium Dhamma zu praktizieren. Niemand würde in der Lage sein zu verstehen, weshalb ein junges Mädchen in ihrem Alter solch eine starke Berufung haben sollte.
Chandra wartete darum weitere acht Jahre bis 1935 – bis man sie für alt genug hielt zu gehen, um mit ihrer Tante in Bangkok zu leben und nach Arbeit zu suchen. Sie übergab ihren Anteil am Landbesitz der Familie ihrem jüngeren Bruder (Mönch) und ihrer jüngeren Schwester. Sie verteilte ihren Schmuck und ihre übrigen Wertsachen an die Familienangehörigen. Alles was ihr blieb waren die Kleider auf ihrem Leib, ein gesunder Körper, ein entschlossenes Herz und eine Mission, ihren Vater an seinem Aufenthaltsort nach dem Tod zu finden.
Als sie sich beim Abschied zu den Füssen ihrer Mutter verneigte und dieser ihre Absicht mitteilte, weinte die Mutter in Mitleid um sie. Denn sie wollte nicht, dass ihre Tochter solch hartem Leben ausgesetzt wäre und bevorzugte, dass sie heiraten und sich mit einer Familie niederlassen sollte wie eine normale Person. Sie dachte, Chandra sei glücklicher, wenn sie bleiben würde, doch Chandra wusste, dass ihr Dhamma Studium nicht länger hinaus geschoben werden konnte. Einige argumentierten, dass man die Spiritualität auf das Alter vertagen sollte, doch Chandra sah, dass alles, was man in jungen Jahren tut, schneller Früchte tragen kann. Gewöhnlich erliegen Kinder der Macht der mütterlichen Tränen, doch Chandra´s Entschiedenheit war nicht so einfach zu beeinflussen – sie hatte ihre Entscheidung schon lange vorher getroffen, das DHAMMAKAYA Wissen mit dem GREAT MASTER TEACHER von Wat Paknam zu studieren. Auch wenn sie ihre Mutter liebte und respektierte, konnte sie in ihrem Bewusstsein unterscheiden, was für ihre Mutter bequem war und was sie selbst in ihrer Suche nach der Dhamma Weisheit zu tun hatte. Sie wich nicht ab von ihrer Dankbarkeit gegenüber ihrer Mutter, doch gleichzeitig erlaubte sie nicht, dass ihre Verbindlichkeit ihrer Mission gegenüber geschwächt wurde, ihren Vater zu erreichen.
Die Mutter gab ihr schliesslich zwei Baht Busgeld und obwohl Chandra es nicht wirklich brauchte, nahm sie es an, in Würdigung ihrer Gefühle. Auf diese Weise verliess sie ihr Zuhause, schaute nicht zurück, sondern ging mit der einzigen Absicht, alles Notwendige zu tun, den Weg aus dem Leiden zu finden. Obwohl sie keine Ahnung hatte, welche Hindernisse sich ihr in den Weg stellen würden, oder ob sie sogar vor dem Erreichen ihres Zieles sterben würde, ging sie los. Alles was sie wusste war, dass sie keine Alternative hatte, ihren Vater zu finden.
3 Das Sprungbrett auf dem Weg zum Tempel
Pasannam eva seveyya appasannam vivajjaye
Pasannam payirupaseyya rahadam vudakatthiko
All diejenigen, die sich Glücklichsein wünschen, sollten nur mit denen Gemeinschaft pflegen, die den Glauben stärken, solche meiden, die den Glauben nicht fördern, und nah bei denen sitzen, die inspirierend sind im Glauben.
Mahabodhi Jataka J.v.233
Chandra stammte vom Land, aus der Provinz, und als sie in Bangkok ankam, kannte sie niemanden. Es war auf keinen Fall leicht, im Wat Paknam Tempel akzeptiert zu sein. Sich als Fremder einer Tempelgemeinschaft anzuschliessen oder sogar der Mönchsgemeinschaft, erforderte normalerweise, von einer Senior-Person vorgestellt zu werden, die bereits vom Tempel geschätzt wurde. Chandra hatte keine direkten Kontakte. Zuerst blieb sie im Hause von ein paar Verwandten. In der Zwischenzeit suchte sie Beschäftigung in einer Familie, die im Wat Paknam Tempel Meditation praktizierte. Sie wartete auf eine Gelegenheit, die sich ihr bot. Tatsächlich kam die Person, nach der sie Ausschau gehalten hatte, in Gestalt von Khun Nai Liap Sikanchananand daher, die eine Dame aristokratischer Herkunft war und in Saphan Han lebte. Khun Nai Liap war dem legendären Grossen Master Abt von Wat Paknam bereits wohlbekannt. Sie wurde als eine der bedeutendsten Förderer von Wat Paknam erachtet, da sie seit mehr als 20 Jahren regelmässig die Mittagsmahlzeit für Mönche und Novizen dorthin brachte. Khun Nai Liap´s Familie war einflussreich und wohlhabend. Sie war Grundstückeigentümerin von vielen Kilometern Shop-Front und hatte ein eigenes Import – Export – Geschäft. Chandra sah, dass diese Familie die Verbindung darstellte, die sie brauchte, um sich in Wat Paknam vorzustellen. Nach gründlicher Überlegung entschloss sie sich, bei dieser Familie um eine Anstellung zu bitten und sie wurde als Dienstmädchen eingestellt.
Obwohl sie von einer relativ gut situierten Familie stammte, musste Chandra sich auf die Stufe eines Dienstmädchens hinunter lassen, um sich selbst die Chance zu geben, Dhamma Weisheit zu erlangen, was ihr ultimatives Ziel war. Von ihrer Seite aus sah sie die Familie als ein Sprungbrett an, von wo aus sie so bald wie möglich ihren Weg nach Wat Paknam machen konnte. Als Chandra für Khun Liap zu arbeiten begann, zeigte sie, obwohl der Dienstboteneinsatz für sie nur ein Behelfsmittel auf Zeit war, ihre volle Bereitschaft in all ihren Verantwortlichkeiten, ohne diese als Dienstbotenarbeiten anzusehen. Sie betrachtete ihre Arbeit lediglich als Hilfeleistung, das Heim ihrer Chefin in Ordnung zu halten und eine Verwalterin für das Vermögen dieser Familie zu sein.
Chandra hatte die gute Gewohnheit, in jeder Hinsicht sorgfältig zu sein und Disziplin und Durchhaltevermögen waren in ihrem Charakter tief verwurzelt. Sie liebte Sauberkeit. Ihre Ehrlichkeit strahlte aus ihr heraus zu den anderen hin, so dass es nicht lange dauerte, bis sie geliebt wurde und alle in der Hausgemeinschaft ihr vertrauten. Innerhalb ihrer ersten Arbeitswoche wurde sie vom Dienstmädchen zur Chefin der häuslichen Angestellten befördert. Khun Nai Liap fühlte sich sicher, dass jegliche Aufgabe, die sie Chandra zuwies, enttäuschungsfrei erfüllt wurde. Mit Chandra zu Hause, konnte Khun Nai Liap ihr Haus verlassen und sie wusste, dass es sich in sicheren Händen befand. Chandra genoss das Vertrauen von Khun Nai Liap so sehr, dass sie es war, der sie eher als ihren eigenen Kindern den Schlüssel der Familienschatzkammer anvertraute, in dem das ganze Bargeld und der Schmuck der Familie aufbewahrt wurden! Es war ein Raum im Inneren, der nur Khun Nai Liap selbst und Chandra zu betreten erlaubt war. Chandra war geduldig und schlussendlich kam ihre Gelegenheit, das Meditationsstudium aufzunehmen, in der Person der (damals noch) Laienlehrerin Thongsuk Samdaengpan daher.
Upasika Thongsuk war sechsunddreissig als sie sich trafen – neun Jahre älter als Chandra. Sie war kräftig in ihrer Erscheinung und hart im Nehmen, da sie eine Kindheit von beträchtlicher Härte überlebt hatte. Gemäss dem üblichen Vorgehen war sie im Meditations-Workshop von Wat Paknam angenommen worden, was in den Tagen damals keine einfache Angelegenheit war. Sie hatte eine Befragung von einer Senior-Person zu bestehen gehabt, die schon Experte genug war, um dort zu meditieren. Sie stellte ihr Fragen, die für den Mann von der Strasse unmöglich zu beantworten waren – Fragen, die zu beantworten nur derjenige eine Chance hatte, der bereits DHAMMAKAYA, den Körper des Lichts, erreicht hatte. Die Fragen stellten sicher, dass diejenigen, die in den Meditations-Workshop eintraten, DHAMMAKAYA schon unerschütterlich erreicht hatten. Die Fragen waren nicht auf die Beantwortung von Menschen oder sogar von Engeln zugeschnitten, sondern einzig und allein vom inneren Körper der Erleuchtung her ergründbar.
Dennoch hatte Master Nonne Thongsuk die Erlaubnis erhalten, Meditationsforschungen durchzuführen, denn ihre Erkenntnisse in der Meditation waren beachtlich. Die Familie lud diese Lehrerin vom Wat Paknam Tempel ein, weil sie neben ihrer Fähigkeit in der Meditation zu forschen, vom GREAT MASTER TEACHER damit betraut worden war, Meditation ausserhalb des Tempels zu lehren.
Chandra hatte von Anfang an beabsichtigt, mit der Lehrerin Meditation zu praktizieren und als sie die Nachricht hörte, dass sie das Haus bald wieder besuchen würde, war sie von Freude und Erwartung erfüllt. Sie wusste, dass wenn überhaupt jemand dazu in der Lage war, ihr das Wissen zu vermitteln, welches sie benötigte, Upasika Thongsuk dazu fähig war. Chandra wollte sofort mit der Lehrerin mit Meditieren beginnen, wie der Rest von Khun Nai Liap´s Familie. Gleichzeitig wusste sie, dass sie in ihrer gegenwärtigen Position als blosses Dienstmädchen ein solches Vorrecht nicht als selbstverständlich betrachten konnte. Deshalb hielt sie nach Wegen Ausschau, wie sie Upasika Thongsuk so dienen konnte, dass sie ihr als wertvolle Studentin auffallen würde. Nur dann würde ihr vermutlich erlaubt werden, mit dem Rest der Familie Meditation zu erlernen. Dies bedeutete, dass Chandra nun noch härter zu arbeiten hatte als zuvor. Jetzt musste sie Zeit finden, sich für die Lehrerin als nützlich zu erweisen. Sie machte das Bett der Lehrerin, entstaubte das Moskitonetz, wusch die Kleider der Lehrerin, bügelte sie und legte sie so ordentlich zusammen, dass sie sicher sein konnte, damit ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Einige Wochen später, als Upasika Thongsuk über ihre makellose Wäsche nachdachte, fragte sie Chandra „Möchtest Du vielleicht versuchen, Meditation zu lernen?“ Als Chandra diese Worte hörte, fühlte sie sich so aufgeregt wie eine Katze, der man Rahm anbietet und antwortete Upasika Thongsuk, „Es gibt nichts auf der Welt, was ich mir lieber wünschen würde – doch ich kann nicht einfach die Treppe hinaufgehen und mit den anderen lernen, falls meine Chefin Einwand erhebt.“ Upasika Thongsuk erwirkte Khun Nai Liap´s Erlaubnis für Chandra, so dass sie mit dem Rest der Familie meditieren konnte.
Der obere Raum, in dem sie zusammen mit Upasika Thongsuk meditierten, wurde ausgewählt, weil er sich zum Flachdach des Hauses hin öffnete und am Abend kühl und frei von Moskitos war. Upasika Thongsuk‘s übliche Art, Meditation zu erklären war, sie anzuleiten, ihr Bewusstsein sanft im Zentrum des Körpers zu fokussieren, sich eine Kristallkugel vorzustellen und währenddessen leise für sich das Mantra ‚Samma-Arahang‘ zu wiederholen. Trotz dieser simplen Anweisungen schien es ihr anfangs recht schwer, zu folgen. Immer wenn Chandra ihre Augen schloss und alle Gedanken an die Welt gehen lassen wollte, fand sie ihr Bewusstsein plötzlich mit Gedanken an ihre Arbeit erfüllt vor.
Sie pflegte verstohlen zu ihrer Chefin zu schauen, um sicher zu gehen, dass man nicht von ihr dachte, sie würde ihre häuslichen Verantwortlichkeiten vernachlässigen. Manchmal waren es Gedanken an ihre Familie, die sie zurück gelassen hatte, oder Bilder der offenen Felder von Nakorn Chaisri, die sie belästigten. „Gedanken sind das grösste Hindernis für die Meditation“, erklärte Upasika Thongsuk verständnisvoll.
Zurück an der Arbeit, teilte Chandra sich nachfolgend ihre Zeit strikter ein. Sie versuchte jetzt, ihre Aufgaben jeden Tag schneller zu Ende zu führen, so dass sie Zeit hatte, allein in Meditation zu sitzen. Sie musste die meiste Zeit im Geheimen sitzen, ausserhalb der Beobachtungszone ihrer Chefin, die sie sonst möglicherweise als Drückebergerin angeklagt hätte. Sie schob Meditation in ihre freien Zeitfenster zwischen die Haushaltspflichten. Trotzdem war es mühsam für ihren MIND, sich zu sammeln, wenn sie jedes Mal über ihre Schulter schauen musste, sobald sie sich zum Meditieren hinsetzte. Ihr MIND konnte die Sorge, bei der Meditation erwischt zu werden, nicht auf die Seite stellen. Doch auch jetzt verminderte Chandra ihre Ausdauer nicht und sie beschwerte sich niemals. Die Konzepte von Langeweile, Desillusionierung oder Verzweiflung erschienen ihr fremdartig. Ihr dringender Wunsch, den Vater zu finden, hielt sie beharrlich darin fest, sich selbst in Meditation zu trainieren.
Sie strengte sich immer und in jeder Aufgabe an, die sie ihrem MIND stellte, mit einem freudigen Lächeln auf ihrem Gesicht, das dem Sieg voraus läuft. Sie war jemand, die niemals Zeit verschwendete und hatte niemals so etwas wie Freizeit vom Tun guter Taten.
Wenn sie ihre Augen für die Meditation schloss, tat sie dies in vollem Ernst, im Zentrum ihres Körpers Konzentration kultivierend, entschlossen, die Kristallkugel in ihrem Inneren zu sehen. Tatsächlich meditierte sie zu angestrengt und dies führte schnell zu Kopfschmerzen und Schwindelgefühlen. Sie war entschieden, den zentralen Balance-Punkt ihres Bewusstseins zu finden. Dort, wusste sie, wären keine von aussen einfliessenden Gedanken in ihrem Bewusstsein. Sie vermied die Art von Anstrengung, die es unbequem macht zu atmen, doch ihr MIND erreichte immer noch nicht den Stillstand. Sie konnte nichts anderes als Dunkelheit in ihrer Meditation sehen und dies ging wochenlang so, ohne das kleinste Fünkchen eines inneren Lichts.
Upasika Thongsuk lehrte sie, ihren MIND immer im Frieden zu halten mit Visualisierung und Mantra. Sie sagte:
„Mach Dir nichts draus, wenn Du nicht über Nacht erfolgreich bist. Übe niemals Zwang auf den MIND aus. Presse deine geschlossenen Augen nicht zusammen. Hab keine Angst, nichts zu sehen und wenn Du im Zentrum deines Körpers etwas siehst, gerate nicht in Aufregung, sonst wird das neugefundene Bild wieder verschwinden.“
Verständnisvoll nickend versuchte Chandra erneut mit Hilfe von Meditation einen friedlichen MIND zu finden. Sie stellte ihre um Erfolg kreisenden Gedanken auf die Seite und schob den Wunsch, ihren Vater zu finden, vorübergehend auf. Manchmal fühlte sie sich entmutigt. Es fühlte sich an, wie wenn sie einem Schatten hinterherlief. Manchmal dachte sie, sie wäre dazu bestimmt, niemals eine innere Erfahrung1 in Meditation zu machen.
Chandra fragte in Verzweiflung, „Wenn da Dhamma – das Licht – ist, wieso kann ich selbst es nicht sehen?“ Upasika Thongsuk erlaubte Chandra Schritt für Schritt zu verstehen, dass Dhamma – das Licht – mit Sicherheit existiert, doch dass wir an uns selbst arbeiten müssen, um fähig zu sein, es zu erkennen. Mit Übung wird dann eines Tages die Zeit kommen, wenn wir die nötige Arbeit getan haben, um selbst unsere innere Vision zu erlangen.
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1 Innere Erfahrung ist das Phänomen, das in Meditation erfahren wird, und das unser Verständnis von der Realität des Lebens und der Welt vertieft.
Chandra setzte ihr Training in Meditation fort. Sie fokussierte darauf, ihren MIND im Zentrum ihres Körpers zu einem Stillstand zu bringen, im Bauch, zwei Finger breit über dem Nabel. Schlussendlich erhielt sie Bestätigung von Upasika Thongsuk, dass ihr Bewusstsein anfing, sich zu verfeinern und so begann sie zu verstehen, dass man Schritt für Schritt voranschreiten muss, ob der MIND schwankt oder nicht. Wenn der MIND ausreichend verfeinert ist, wird er den Stillstand aus eigenem Antrieb erreichen. Genauso wie wenn man versuchen wollte, eine Henne in einem Hühnergatter zu fangen, so muss unser MIND in der Meditation unbeirrbar auf sein Ziel gerichtet sein. Wenn wir losstürmen, um die Henne zu fangen, wird sie davon fliegen. Unsere Bemühungen werden vergebens sein. Wenn wir im Gegensatz dazu die Henne sanft rufen, wird sie sich mit uns anfreunden und leicht zu fangen sein. Ähnlich dazu ist es unmöglich, das Bewusstsein mit Zwang zu kontrollieren. Indem wir langsam und sorgfältig das Mantra anwenden, unvoreingenommen davon, ob wir die Kristallkugel klar sehen können oder nicht, wird unser MIND am Ende in seinem Balancepunkt zum Stillstand kommen. Nur die Groben und Dummen benutzen gewohnheitsmässig Gewalt.
Innere Erfahrung ist ein subtiles Ding und das Dhamma Studium braucht einen leichten und elastischen MIND. In der Meditation muss der MIND sanft im Zentrum des Körpers gehalten werden – nichts mehr und nichts weniger – keine Vorurteils- oder Erwartungshaltung. Das Zentrum des Körpers, sanfter Einsatz des MIND und kein Denken – es ist kein weiteres Wissen notwendig, um an Bord einer erfolgreichen Meditation zu gehen.
Chandra übte diesen Schritt der Praxis weiterhin, doch ein Hindernis blieb immer noch bestehen. Bilder von Zuhause und von der Familie tauchten in ihrem MIND auf und manchmal andere Bilder, die sie nicht sehen wollte. Upasika Thongsuk lehrte sie, ihren Vorstellungen kein Interesse zu zeigen:
„Lass Deinem MIND seinen natürlichen Lauf der Verwandlung und halte Deine Konzentration im Zentrum Deines Körpers. Erhalte die Konzentration dort mit Achtsamkeit aufrecht. Unterhalte keinen anderen Gedanken. Wie der ungebetene Besucher, der uns anruft, wird er, wenn wir ihm keine Beachtung schenken, bald aus eigenem Antrieb verschwinden.“
Mit Ausdauer und einer starken Entschlusskraft setzte sie subtilen Fleiss im Zentrum ihres Körpers ein, ob die Kristallkugel sichtbar war oder nicht. Die MASTER NONNE beschloss, ihr ganzes Leben in Meditation zu verbringen, wenn es das brauchen würde, um ihren Vater zu finden. Die Wochen des Übens wurden zu Monaten und Monate wurden zu Jahren. Das Streben nach Erfolg in der Meditation drang in ihre innerste Seele ein. Zuerst meditierte sie nur in ihrer freien Zeit, doch binnen kurzem meditierte sie auch während sie arbeitete. Tatsächlich, nach zwei Jahren war sie in der Lage, die Anzahl ihrer Gedanken in ihrem Bewusstsein zu reduzieren, was sie mit einem Gefühl von Leichtigkeit und freiem inneren Raum zurückliess. Einmal nahm sie ein kleines stecknadelkopfgrosses Licht in ihrem Inneren wahr, ungefähr so wie ein Stern am Himmel.
In einer anderen Nacht, schlich Chandra zum Meditationsraum im oberen Stock hinauf. Sie war fähig, ihren MIND zu einem Stillstand inmitten des Stillstandes zu bringen und ihr MIND war in der Lage, das Zentrum zu durchdringen und auf der zentralen Achse kontinuierlich tiefer zu gehen. Zuerst sah sie eine helle Kristallkugel fest etabliert im Zentrum ihres Körpers. Sie blieb bei ihr, sogar nachdem sie ihre Meditation beendet hatte. Sie sah das Bild für zwei oder drei Tage ganz klar, ob sie die Augen offen oder geschlossen hatte. Das berichtete sie Upasika Thongsuk, die ihr wiederum erklärte, dass, wenn sie haargenau ins Zentrum der Kristallkugel hineinschaute, sie sich selbst sehen würde. Sie folgte der Anleitung und konnte sich selbst hell und klar sehen. Ihre Lehrerin erzählte ihr, sie könne durch diese Form hindurch zum Engelskörper, in den Brahmakörper und in den Formlosen Brahmakörper2 gehen. Sie machte das und in dem Formlosen Brahmakörper konnte sie den DHAMMAKAYA Gotrabhu3 wahrnehmen, was ihr erlaubte, DHAMMAKAYA zu erlangen, genau dort im oberen Stock im Meditationsraum und Hause ihrer Chefin. In diesem Stadium erschien ihr ein Gedanke:
„Auch wenn ich nur ein bisschen Dhamma sehe, habe ich niemals zuvor solches Glücklichsein gekannt. Nicht für mein Gewicht in Gold würde ich dieses Dhamma hergeben, das ich heute erkannt habe. Da gibt es keinen anderen Zufluchtsort für mich, ausser dieses Dhammas, das ich erreicht habe.“
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2 Wenn man sich selbst innen sieht, sind der Engelskörper, der Brahmakörper und der formlose Brahmakörper nachfolgende Stufen des Fortschreitens in der DHAMMAKAYA Technik.
3 Die ewige innere Existenz des menschlichen Körpers, die in der Form des Buddhas existiert, jedoch mit einer kristallklaren Helligkeit, strahlender als hundert Billionen Sonnen.
Als sie den DHAMMAKAYA Körper erlangt hatte, ruhte Chandra nicht, sondern meditierte weiter, bis ihr MIND noch stabiler und heller wurde. Als sie DHAMMAKAYA Gotrabhu erlangte, erinnerte Chandra sich an ihren Vater. Sie berichtete Upassika Thongsuk von ihrem Fortschritt und gab dabei ihren Wunsch preis, ihrem Vater an seinem Aufenthaltsort im Jenseits zu helfen. Sie hatte keine Idee, wo sie nach ihm suchen sollte, doch trotzdem sagte Upasika Thongsuk, dass Chandra´s Wunsch keine grosse Herausforderung sei. Indem sie DHAMMAKAYA erlangt hatte, war der schwierigste Teil bereits vollbracht.
4 Feuermeere
Appamatta satimanto
Susila hoti bhikkavo
Susamahita sankappa
Saccitam anurakkhatha
Diejenigen, die die Gefahr im Kreislauf der Existenz sehen, sollten nicht unbesonnen sein, sondern Achtsamkeit besitzen, makellose Lebensregeln, die rechte Intention und die Kultivierung des Bewusstseins pflegen.
Mahaparinibbhana Sutta (D.ii.120)
Upasika Thongsuk fuhr fort, Chandra zu unterrichten, wie sie das DHAMMAKAYA Wissen nutzbar machen konnte, um ihren verstorbenen Vater zu suchen, indem sie für diese Aufgabe die Meditation anwandte.
„Halte den MIND rein und kristallklar. Bring den DHAMMAKAYA Körper in Überlagerung mit Deinem eigenen und fasse den festen Beschluss, Deinen Vater zu treffen.“
Sie meditierte eine lange Zeit bis sie wusste, dass ihre innere Erfahrung ausreichend verfeinert war, die Suche nach ihrem Vater zu starten. Gemäß der Methodenlehre zur damaligen Zeit1, erlaubte Chandra ihrem Bewusstsein, sich vom physischen Körper zu lösen. Ihr MIND wurde zu Ein-und-demselben mit ihrem inneren Buddha Bild, das sie erlangt hatte. Das Anliegen, ihren Vater zu finden, beschäftigte sie dabei nicht mehr. Ihr MIND war neutral und unvoreingenommen. Der innere DHAMMAKAYA brachte sie genau dahin, wo sie hin musste.
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1 Die in späteren Jahren entwickelte Meditationstechnik unterbrach die Verbindung des Bewusstseins zum Körper nicht mehr, sondern führte nach innen durch das Zentrum hindurch.
Sie fühlte, wie sich ihr Körper kräuselte, als sie über die Oberfläche eines Meeres von Feuer schwebte. Dann schien das Feuer an Intensivität zu verlieren und reduzierte sich schließlich zum Schwelbrand. Ihr DHAMMAKAYA schien hell und die Umgebung2, in der sie sich befand, wurde allmählich sichtbarer. Überall um sie herum waren Lebewesen, ausgezehrte Gestalten. Einige waren Tiere, einige waren Menschen. Einige waren Menschen mit Tierköpfen. Einige waren Tiere mit Menschenköpfen, entsprechend der individuellen Folgen des schlechten Handelns, das jeder von ihnen in seinem vorhergehenden Leben im menschlichen Lebensraum ausgeführt hatte. Ihnen allen wurden von den Hölleneinwohnern3 Qualen auferlegt. Die Folterinstrumente variierten von Person zu Person. Aufgrund von Chandra’s Gegenwart unterbrachen die Hölleneinwohner ihre Arbeit. Chandra benutzte die Fähigkeiten des Sehens und Wissens4 ihres DHAMMAKAYA, bis sie endlich ihren Vater fand, ausgemergelter als sie ihn in Erinnerung hatte und völlig entkräftet. Er war hier wieder und wieder gestorben, seit er den menschlichen Lebensraum verlassen hatte – von Flammen verschlungen infolge von geschmolzenem Kupfer, das durch seinen Hals gegossen wurde und dabei augenblicklich alles Fleisch seines Körpers verbrannte, was beinahe den sofortigen Tod verursachte. Nachdem er auf diese Art gestorben war, wurde er nahezu umgehend im selben Dilemma wiedergeboren und derselbe Ablauf wiederholte sich wieder und wieder, bis das Quantum an Rückwirkung abgelaufen war. Er zerfloss in Selbstmitleid. Er war nackt und sein Gesicht war zermürbt, er wirkte wie ein vom Leid gebrochener Mann. Als er den DHAMMAKAYA sah, hatte er nicht einmal die Kraft, seine Hände in der Geste des Gebetes zu erheben. Als er seine Tochter erblickte, gestand er ihr: „Ich leide in dieser Hölle, weil ich zu Lebzeiten gewohnheitsmäßig Alkohol trank. Ich trank heftig – zehn satang pro Tag – eine Flasche für jeden Tag meines Lebens. Nicht nur das, gewöhnlich brachte ich auch Tiere um. Ich tötete viele Frösche, Schalentiere, Krabben und Fische. Und manchmal tötete ich Hühner für Mahlzeiten.“
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2 Die 5. Ebene der Hölle, Maharoruva, wo die schwerwiegendsten Rückwirkungen für die Leidenden stattfinden, die das Trinken von Alkohol während ihrer Lebenszeit als Mensch betreffen.
3 Hölleneinwohner entstehen spontan in der Hölle als Resultat ihres vorherbestehenden Karmas, das Rückwirkung hervorruft, bis das Karma des Leidtragenden erloschen ist.
4 Im buddhistischen Wissen technisch bekannt als ‚nanadassana‘.
Erst jetzt verstand er, dass diese schlechten Taten zu schwerwiegend waren, als dass seine guten Taten diese hätten aufwiegen können, und dass sie diejenige Art von schlechten Handlungen waren, die Menschen auch über den Tod hinaus anhaften. „Jetzt leide ich, um den Preis für mein Fehlverhalten zurückzuerstatten. In dem Moment als ich starb, blitzten all die üblen Taten vor mir auf, die ich während meines Lebens begangen hatte.“ Er war mit einem getrübten Bewusstsein gestorben, von Schuldgefühlen überwältigt. Mit Tränen, die über sein geschwollenes Gesicht strömten, bat er seine Tochter um Hilfe.
Chandra empfand Trauer für ihn und wollte nicht, dass er weiterhin den Höllenqualen ausgesetzt wäre. Sie hatte großes Mitgefühl für ihren Vater, jedoch keine Idee, wie sie ihm helfen könnte. Sie fühlte sich wie eine Nichtschwimmerin, die zusah, wie jemand ertrank. Sie war unsicher, was sie tun sollte. Upasika Thongsuk fühlte ihr Zögern.
„Mein Vater ist in der Hölle gefangen weil er alkoholsüchtig war, und ich kann nichts tun, um ihm zu helfen!“
„Beginne damit, Deinen Vater aufzufordern, die Fünf Lebensprinzipien5 vom DHAMMAKAYA zu erbitten, riet Upasika Thongsuk. Der DHAMMAKAYA sprach mit seiner klangvollen Stimme zum Vater, er solle den Prinzipien folgen. Als dieser die Lebensprinzipien angenommen hatte, leitete Upasika Thongsuk Chandra an, ihre Reine Energie (Boonya) ihrem Vater zu widmen und den Wunsch zu machen, dass diese ihren Vater erreichen möge.
Chandra fasste ihren Beschluss: „Möge die Gnade der Reinen Energie (Boonya) aus dem Einsatz, mein Leben bis zum Erreichen des DHAMMAKAYA der Meditation zu verschreiben, dem Dienst gewidmet sein, meinen Vater von seinen Qualen zu befreien.“
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5 Die 5 Lebensprinzipien beschreiben die physische und verbale Lebensführung, die die menschliche Ethik untermauern: Verzichten auf Töten, Stehlen, sexuelles Fehlverhalten, Lügen und Alkohol & Drogen
Der DHAMMAKAYA wies Chandra‘ s Vater daraufhin an, sich all seine eigene Reine Energie (Boonya) in Erinnerung zu rufen, die er infolge seiner guten Taten zu Lebzeiten angesammelt hatte. Der Vater rief die Bilder seiner guten Taten in sich wach. Diese Reine Energie (Boonya) zusammen mit der Gnade des DHAMMAKAYA, machte seinen Körper leicht und ließ ihn aufsteigen. Denn es war so, dass er recht viel Gutes in seinem Leben getan hatte. Sein Körper begann sich in seinem Erscheinungsbild zu verwandeln von ausgezehrt zu strahlend. Er wurde in engelhafte Kleidung gehüllt. Er begann aufzusteigen, weg von den Höllenbereichen, höher und höher, dem DHAMMAKAYA von Chandra folgend. Er stieg weiter hinauf, trat in den Himmelsbereich ein, bis er Tavatimsa erreichte – den „Himmel der Dreiunddreißig.“6 Er hatte sein eigenes himmlisches Haus dort, doch seines war weder so hell noch so schön wie das der anderen Bewohner. Der DHAMMAKAYA teilte ihm mit, dass sein himmlisches Haus deshalb nicht so hell war, weil er zu Lebzeiten neben den edlen Taten eine Menge schlechter Taten begangen hatte. Er war ein schwerer Trinker gewesen und seine Reine Energie (Boonya), erworben aufgrund der Unterstützung seiner Familie, war verunreinigt worden durch das Töten von Tieren, um die hungrigen Kindermünder zu füttern.
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6 Der zweitunterste von sechs im Buddhismus beschriebenen Himmel.
Der DHAMMAKAYA lehrte ihn zu meditieren und das Mantra „Samma Arahang“ anzuwenden. Sein Körper begann heller auszusehen als in der Hölle und er entwickelte sich zu einer Form, die dem Tavatimsa Himmel entsprach. Auch hatte er eine Gefolgschaft von anderen Engeln in annehmbarer Größe. Als sie das sah, verschwand Chandra’s Sorge vollends, die sie aufgrund ihres unerfüllten Wunsches, ihren Vater zu finden, gehabt hatte.
Schließlich bat sie ihren Vater um Vergebung für ihr Fehlverhalten ihm gegenüber während ihrer Kindheit und brachte damit ihre langjährige Suche zur Vollendung. Ihr Vater erhob seine Hände in die Geste des Respektes und garantierte ihr seine Vergebung. Er erklärte, dass er sie in der Situation damals nur deshalb verflucht hatte, weil er wütend war und in Wirklichkeit keine Absicht gehabt hatte, seiner Tochter Taubheit zu wünschen – doch falls es sie immer noch störe, so würde er selbstverständlich seine Vergebung garantieren. Als sie auseinandergingen, erinnerte Chandra ihren Vater, dass er seine Meditationspraxis aufrechterhalten müsse, ansonsten würde er in die Höllenbereiche zurückfallen, aus denen er gekommen war.
Nachdem sie ihr Streben vollendet hatte, fand Chandra, dass sie nun die Dinge klar sehen konnte – der Realität gemäß. Wenn wir geboren werden, können wir dem Alterungsprozess, der Krankheit und schlussendlich dem Tod nicht entrinnen. Durch unsere physische Existenz allein können wir nichts gewinnen, denn am Ende wird alles wieder zu Staub. Unser materieller Reichtum ist wie geliehener Besitz. Wir können ihn nicht mitnehmen, wenn wir die Erde verlassen. Durch das Auge des DHAMMAKAYA konnte sie sehen, dass wir nichts mitnehmen können, wenn wir sterben, außer der Reinen Energie (Boonya) und derjenigen unserer schlechten Taten, die wir während unseres Lebens durch unsere Handlungen angesammelt haben – dass wir als Menschen geboren wurden, der höchsten Chance jeglicher Existenz, mit dem Lebensziel, das Leiden zu überwinden.
Der direkte Weg, dem Leiden zu entkommen ist, ein sexuell enthaltsames Leben zu führen (brahmacariya) und das größte Quantum an Reiner Energie (Boonya) entsteht aus der Ordination und dem Einhalten der reinsten Lebensregeln (Precepts). Die meisten Menschen denken, dass es nur für alte Menschen passend ist, spirituell zu werden, doch im Alter von neunundzwanzig Jahren war Chandra soweit, ihr Laienleben aufzugeben. Sie wollte weiter kommen mit ihrer Meditation und leitete die Meditationsforschung in der Tradition des GREAT MASTER TEACHERs vom Wat Paknam Tempel. Sie arbeitete sogar noch härter für ihre Chefin, um Extraleistungen zu erbringen, damit es ihrer Chefin schwerer fallen würde, ihre Bitte abzulehnen, wenn sie um die Möglichkeit bat, für ein Monats-Retreat in den Tempel nach Wat Paknam zu gehen.
5 Neuling im Tempel
Selo yatha ekaghano vatena na samirati
Evam nindapasamsasu na saminjanti pandita
Genau wie ein Berg aus solidem Fels vom Wind unbewegt bleibt, so bleibt der Weise bewegungslos, wenn er Geschwätz oder Schmeicheleien hört.
Dh. 23
Es war um 1938, als sie schließlich mit Upasika Thongsuk vereinbarte, einen Monat mit Meditation im Wat Paknam Tempel zu verbringen. Von Khun Nai Liap wurde ihr bereitwillig ein Monat Freistellung gewährt. Ihre Chefin betonte: „Aber nach einem Monat wirst Du zurückkommen, nicht wahr?“, worauf sich Chandra in Schweigen hüllte. Khun Nai Liap kam für sich zu dem Schluss, dass Chandra ganz sicher nach einem Monat an ihre Arbeit zurück kehren würde.
In der Nacht, als Chandra schlief, träumte sie, dass sie am Ufer eines breiten Flusses stand. Eine Fähre nahm sie mit hinüber zur anderen Seite, wo sie einen großen Bodhi Baum sah, der mit üppigen grünen Blättern bedeckt war und ihr erfrischenden Schatten bot vor der Hitze des Tages. Als sie an Land gekommen war, setzte sie sich unter den Bodhi Baum mit dem Gefühl größter Glückseligkeit … und genau mit diesem Gefühl erwachte sie.
An diesem Nachmittag, und es war das erste Mal in ihrem Leben, brachte Upasika Thongsuk sie zum Wat Paknam Bhasicharoen Tempel, um den Großen Master Abt zu treffen. Er war ein Mönch in den frühen Fünfzigern, gekleidet im safranfarbenen Gewand. Seine Stirn zeigte Zielgerichtetheit, Intelligenz und ungewöhnliche Charakterstärke. Sein Blick war durchdringend und doch mitfühlend – seine Gegenwart resolut.
Es war ein typischer Donnerstagnachmittag im Tempel. Der GREAT MASTER TEACHER war etwa in der Mitte seiner Rede über die Dhammapraxis, die er in einem Pavillon gleich neben der Küche hielt. Als Upasika Thongsuk ihm Chandra vorstellte, hob er seinen Kopf und schaute sie prüfend an. Nach einer kurzen Stille fragte er die rhetorische Frage: „Was hat Dich so lange aufgehalten?“ Chandra verstand nicht wirklich, was der Abt meinte. Sie war erst neunundzwanzig Jahre und jung im Vergleich zu den meisten Personen der Tempelgemeinschaft. Sie hätte tiefer schauen müssen, um die Bedeutsamkeit seiner Worte zu erfassen – denn es war bereits eine lange Zeit vergangen, in der dieser auf die Person gewartet hatte, die die Führung seines Teams im Bereich der Meditationsforschung übernehmen würde.
Ohne dass sie sich der üblichen Meisterprüfung in der Praxis der Weisheitslehre (Dhamma) unterziehen musste, sandte der GREAT MASTER TEACHER sie geradewegs in den Meditations-Workshop. Er erlaubte ihr, sich der Gruppe von Meditierenden im Tempel anzuschließen, die sich durch höchste Erfahrung in der Meditationsforschung auszeichneten. Als sie den Meditations-Workshop zum ersten Mal besuchte, war es, wie wenn sie ein fremdes Land betreten würde, denn die Menschen dort sprachen ausschließlich von Dingen, die sie nicht verstehen konnte. Sie benutzten technische Begriffe und so konnte sie sich nicht zusammenreimen, wovon sie sprachen.
Auch wenn sie nicht ganz verstand, weshalb der Abt sie so speziell behandelt hatte, war sie nicht selbstzufrieden. Sie trainierte sich sehr ernsthaft im Meditieren, damit sie fähig wurde, wie die Senioren Meditationsforschung zu betreiben und in der Lage war, dem GREAT MASTER TEACHER in vollem Umfang dienlich zu sein. Die Feinheit ihrer Meditation nahm fortschreitend zu – mehr als sie in der Vergangenheit je erreicht hatte. In ihrem Inneren war ihr MIND heller als ein ganzer Himmel voller Mittagssonnen, die sich zu einer einzigen Sonne verdichtet hatten.
Nach einiger Zeit begann der GREAT MASTER TEACHER sie mit unergründlichen Fragen herauszufordern, die mit begrifflichem Denken nicht gelöst werden konnten. Die erste Frage, die sie von ihm bekam, betraf das Erfassen der Sprache von Tieren. Eines Tages, als der GREAT MASTER TEACHER gerade vom Speisesaal der Mönche zurückkam, bemerkte er zwei Tauben und forderte Chandra auf herauszufinden, worüber die beiden sich soeben unterhalten hatten. Er sagte, dass die beiden Tauben sich auf das Tempeldach gesetzt hatten. Eine Taube hatte ihren Kopf von der anderen weggedreht und dann waren beide miteinander in dieselbe Richtung davongeflogen.
Ohne noch irgendetwas mehr zu wissen als dies, ging Chandra weg, um in ihrem DHAMMAKAYA – Körper des Lichts forschend zu meditieren. Sie brachte ihren MIND im Zentrum tiefer und tiefer zum Stillstand, solange, bis er vollkommen still stand und sie in der Lage war, die Tauben zu verstehen und kehrte dann mit der Antwort zum GREAT MASTER TEACHER zurück. Das Taubenpaar waren Ehemann und –frau gewesen – und das Männchen hatte das Weibchen nach der Route zu ihrem Ziel gefragt, damit sie sich auf dem Weg nicht verirren würden. Das Weibchen hatte seinen Kopf abgedreht, um sich die Route ins Bewusstsein zu rufen, bevor die beiden sich gemeinsam in die vereinbarte Richtung aufmachten. Der GREAT MASTER TEACHER sagte nur: „Err! So muss es sein“ als Rückmeldung auf Chandra’s Antwort.
Von da an begann er, Chandra nach und nach immer anspruchsvollere Fragen zu stellen. Am nächsten Morgen fragte er: „(Tochter) Chandra! Diesen Morgen war ich auf dem Rückweg vom Speisesaal und ich sah eine gelähmte Person. Meditiere, um mir zu sagen, ob ihr Astralkörper1 ebenfalls gelähmt war!“ Wiederum war Chandra in der Lage, die Antwort auf diese Frage zu finden. Er hatte nie ein Lobeswort für das, was sie richtig gemacht hatte. Er sagte einfach nur „Err! So muss es sein“, wenn die Antwort korrekt war und er sagte nichts, wenn die Antwort falsch war.
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1 Der nächste innere Körper im physischen Körper.
Seine Fragen wurden noch schwieriger. Obwohl Chandra keine Bildung erhalten hatte und wenig Allgemeinwissen von der Welt besaß, schaffte sie es trotzdem, die richtigen Antworten auf die gestellten Fragen zu beschaffen, weil ihre Fähigkeit im ‚Sehen und Wissen‘ außerordentlich präzise war. Die anderen waren nie so präzise wie sie, da sie nicht dieselbe Hingabe an die Meditationspraxis mit ihr teilten. Meditationsforschung war ihr einziges Ziel und das einzige, woran sie in ihrem Leben dachte. Alles was sie wollte, war, in der Lage zu sein, mit dem GREAT MASTER TEACHER in seiner Forschung mithalten zu können. Chandra musste sich einem ausgedehnten Training unterziehen, bevor sie Meisterschaft in ihrer Meditation erreichen konnte. Dies umfasste insbesondere, sich angesichts von Klatsch und Diskriminierung in Geduld zu üben.
In der ersten Zeit als Chandra in der Tempelgemeinschaft lebte, wurde sie sehr schlecht behandelt. Als Neuling war sie in der Hackordnung an unterster Stelle. Sie wurde auch deshalb schlecht behandelt, weil sie nicht lesen und schreiben konnte und wohl auch, weil sie das Privileg vom GREAT MASTER TEACHER geboten bekam, so schnell am Forschungs-Workshop teilzunehmen. Hinzukam, dass sie von einer Familie aus dem Landesinneren stammte und die Leute tendierten aufgrund dieses Umstandes dazu, sie zu ignorieren.
Es lag an ihr, ob sie sich an ihre Umgebung anpasste, anstatt umgekehrt und das betraf insbesondere ihre Gefährten im Tempel und die gesamte Einrichtung. Es war schon schwierig genug, ihre Studien im Meditations-Workshop voran zu bringen, ohne dazu noch Probleme in ihrem persönlichen Leben in Ordnung zu bringen. Doch egal wie schlecht sie auch von ihren Gefährten im Tempel behandelt wurde, sie stieg nicht darauf ein, denn sie war nur an einer Sache interessiert: genügend gut zu meditieren, um Mara2 zu besiegen.
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2 Die Personifizierungen der destruktiven Mächte in der Welt, die irreführend Unwissenheit in Zufriedenheit mit dem Leben verdrehen und Menschen im Lebenskreislauf festhalten. Ihnen zu entkommen oder sie zu besiegen ist nur möglich mittels Praktizieren von Meditation.
Dennoch waren die Grundannehmlichkeiten, die ihr vom Tempel zur Verfügung gestellt wurden, die baufälligsten überhaupt und sie wurden ihr nur gegeben, weil sie von anderen zurückgelassen worden waren, ob es ihr Bett war, ihr Stuhl oder ihr Moskitonetz. Zu dieser Zeit hatte sie niemanden, an den sie sich wenden konnte und besaß keinerlei Einfluss, und doch ließ sie sich nicht von solch weltlichen Trivialitäten herunterziehen.
Normalerweise ist die Idee des Moskitonetzes der Schutz vor Mückenstichen. Doch das Netz, das man ihr gab, hatte so große Löcher, dass es keinen Schutz bot. Trotzdem empfing sie es mit Dankbarkeit, an nichts anderes denkend als es zu nutzen, um Insektenstiche abzuwehren. Sie wusch es sauber und reparierte die Löcher selbst. Die Beine des ihr zugewiesenen Bettes waren gebrochen. Die Matratze stank und war von Ungeziefer befallen. In ihrem MIND tauchte kein Gedanke von Feindlichkeit auf, sondern sie fand das Bett allein dazu nötig, ihr genügend Ruhe zu bieten, damit sie ihre Kräfte in die Meditationsübungen stecken konnte. Es hatte keine Wichtigkeit an sich.
Sie war kein Schreiner, doch sie reparierte das Bett so gut sie konnte, bis es schlussendlich brauchbar war. Sie polierte es so sauber, dass es so gut wie neu aussah. Nachts wenn sie auf der Matratze schlief, kamen die Käfer einer nach dem anderen hervor und bissen sie, so dass sie jedes Mal brutal aus dem Schlaf hochschreckte. Kaum einmal konnte sie eine Nachtlang durchschlafen.
Die meisten Menschen, die nur mit Unterbrechungen schlafen konnten, wie es ihr verordnet zu sein schien, wären am nächsten Morgen gereizt und würden jemand anderen anschnauzen, der etwas Taktloses sagt – doch Chandra war nicht so.
Sie beschaffte sich ein kleines Gefäß und platzierte es am Kopfende ihres Bettes. Zuunterst legte sie einen weißen Stofflappen hinein und deckte diesen mit Abfallpapier zu. Jedes Mal, wenn ein Insekt sie biss, nahm sie es ruhig auf, legte es in das Gefäß und deckte es mit einem frischen Stück Papier zu. Am nächsten Morgen ließ sie die Insekten irgendwo frei. Sie übersiedelte sie eins nach dem anderen, bis am Schluss kein Ungeziefer mehr in ihrer Matratze nistete. Sie blieb mit einem sauberen und hygienischen Bett zurück.
Zu den Mahlzeiten gesellten sich die langjährigen Bewohner des Tempels niemals an ihren Tisch, weil Chandra so dünn und abgemagert aussah. Sie waren argwöhnisch wegen ihrem langen, ausgefransten Haar und ihren eingesunkenen Augen. Sie war so dünn, dass ihre Sehnen am ganzen Körper hervortraten. Sie schlossen daraus, dass sie an Tuberkulose3 erkrankt sei. Da sie nicht angesteckt werden wollten, hielten sie Distanz zu ihr. Sogar diejenigen, die in der Kantine das Essen servierten, klatschten es schroff in ihren abgeschlagenen Emaille-Teller, als wenn sie abgeneigt wären, ihr überhaupt Essen zu geben. Die meisten Menschen wären infolge einer solchen Behandlung ärgerlich – sie würden Feindseligkeit empfinden, am liebsten nach Hause gehen wollen oder sich beim Abt beschweren – doch Chandra war in der Lage, sich selbst ein guter Lehrer zu sein in Respekt. Sie erinnerte sich daran, dass der Grund ihres Hierseins das Üben der Meditation war und nicht, dass sie verwöhnt werden wollte. Der einzige Grund, weshalb sie ihr Zuhause verlassen hatte, war das ‚DHAMMAKAYA-Wissen‘ zu studieren. Sie betrachtete jede Mahlzeit als Geschenk des GREAT MASTER TEACHERs, das von seinen Nachfolgern zusammengetragen worden war, die sich die Energie wünschten, die dank der Unterstützung seines Kraftfeldes4 in ihr eigenes Leben zurückfloss. Es war egal wie ein solches Essen serviert wurde – an solch hervorragendem Essen konnte nichts Falsches sein, egal wie es ausgeteilt wurde.
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3 Tuberkulose war damals schwer zu heilen und verlief immer noch tödlich.
4 Aus buddhistischer Perspektive generieren diejenigen Personen eine enorme Menge an Reiner Energie, die praktizierenden Mönchen mit reinem Lebenswandel Schenkungen machen.
Sie sah alles in einem positiven Licht. Wenn sie vom Küchenpersonal schroff behandelt wurde, schloss sie daraus, dass sie müde sein mussten von ihren Aufgaben, vom täglichen Stehen vor dem heißen Ofen und vom allmorgendlichen Frühaufstehen vor allen anderen, um auf den Markt zu gehen. Und betreffend derer, die fälschlicherweise glaubten, dass sie tuberkulose-infiziert sei, dachte sie, es sei vielleicht ein Glück für sie selbst, weil sie so mehr Zeit für sich haben und so viel oder so wenig essen konnte, wie es ihr gefiel, ohne dies am selben Tisch mit anderen erörtern zu müssen. Anstatt mit anderen reden zu müssen, konnte sie ihre innere Erfahrung reflektieren, die sie im Zentrum ihres Körpers machte, während sie ass.
Der GREAT MASTER TEACHER trieb sie ununterbrochen zum Fortschreiten in ihrer Meditationspraxis an. Er fragte sie: „Auf dem Weg zum Speisesaal, hältst Du Deinen MIND immer im Zentrum Deines Körpers fokussiert?“ Dies bedeutete für Chandra, während ihrer wachen Zeit pausenlos ihren MIND im Zentrum des Körpers zu halten, für den Fall, dass der Abt sie fragen würde. Auf diese Weise intensivierte sie ihre Vertiefung in der Meditation, bis ihr eines der speziellen ‚Meditationsbetten‘5 im Meditations-Workshop zugeteilt wurde. Die sogenannten ‚Meditationsbetten‘ waren eher wie eine persönliche Plattform, gerade groß genug, um mit überkreuzten Beinen darauf zu sitzen. Sie galten als Zeichen der Ehre, nur denjenigen zugeteilt, deren erreichte Meditationstiefe dies verdiente. Wenn die Meditierenden sie nachts für ihre Forschung benutzten, waren sie aufgrund ihrer minimalen Größe gezwungen, total aufrecht zu sitzen, denn wenn man sich auch nur ganz leicht seitwärts lehnte, berührte man das Moskitonetz und wurde sofort gestochen. Chandra hatte ihre aufrechte Sitzposition in ihren Jahren der nächtlichen Forschungsarbeit erworben und diese Fähigkeit blieb ihr bis ins hohe Alter erhalten.
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5 Die sogenannten ‚Kard Roo’ Betten wurden nur den Meditierenden zugeteilt, deren Bewusstsein komplett in der inneren Erfahrung eingetaucht war.
Um sich für derartige Arbeit zu qualifizieren, hatten die Meditierenden ihr Bewusstsein so stabil zum Stillstand zu bringen, dass ihr Bewusstsein sich vom physischen Körper befreien und sich stattdessen mit dem inneren Körper der Erleuchtung vereinen konnte, um so äußeres Wissen gehen zu lassen, und in innerstes Wissen einzutauchen, solange die Forschungssitzung dauerte. Folglich mussten diejenigen, die zu solcher Forschungsarbeit in der Lage waren, einen MIND von höchster Reinheit und Kraft besitzen. Sie mussten eine Fähigkeit von Sehen und Wissen haben, die überdimensional präzise war und ihnen erlaubte, die Natur des Lebens und der Welt in ihrer Tiefe zu verstehen.
Chandra hatte nie den Wunsch gehabt, sich niederzulassen und wie ihre Zeitgenossen eine Familie zu gründen. Auch wenn sie kein Mönch werden konnte, wollte sie doch die für sie höchst mögliche Hingabe an das Buddha-Wissen leben und eine Nonne werden, die das Gelöbnis der Ehelosigkeit gab. Als Chandra’s Beurlaubungszeit zu Ende ging, hätte sie zu ihren hauswirtschaftlichen Verantwortlichkeiten zurückkehren müssen – wenn alles beim Alten geblieben wäre – doch sie entschied, nie mehr zurückzukehren. Sie enthüllte ihre Absicht Upasika Thongsuk und sagte: „Weißt Du was? Ich gehe nicht zurück.“
Upasika Thongsuk sagte: „Ich dachte dasselbe. Lass uns stattdessen als Nonne ordinieren.“ „Und wie können wir uns das leisten?“ „Was ist mit „Mieten“6 der Gewänder, die wir für die Ordination brauchen?“
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6 Das Hindernis, den Wunsch zu haben, sich ordinieren zu lassen, jedoch nicht in der Lage zu sein, sich die simplen Gewänder dafür zu leisten, war ein Symptom der harten Lebensumstände, denen die Menschen zur damaligen Zeit gewöhnlich ausgesetzt waren.
Sogar das Fehlen der notwendigen Bedarfsartikel konnte ihrem entschiedenen Wunsch nicht im Wege stehen. Sie rasierten sich gegenseitig das Kopfhaar und ordinierten noch am selben Abend. Ihre Entscheidung zu ordinieren brachte ihnen eine positive Rückmeldung des GREAT MASTER TEACHERs ein, weil auch er nicht wollte, dass sie am Ende ihres Monats wieder heimgehen würden. Er war nun sicher, dass seine ‚freiwilligen Kämpfer‘ jetzt zur ‚Stammesrunde‘ gehörten.
Am nächsten Morgen kam Khun Nai Liap im Tempel vorbei, um Chandra nach Hause zu holen und geriet außer Fassung über Chandra’s Verwandlung – keine langen Haare mehr, ein reines weißes Gewand und eine Ausstrahlung, leuchtender denn je. Khun Nai Liap erriet, dass Chandra dies von Anfang an beabsichtigt hatte, doch sie hatte Angst etwas zu sagen, mit Rücksicht auf den GREAT MASTER TEACHER.
Sie starrte Chandra nur an, ohne ein Wort zu sagen. Später, als der GREAT MASTER TEACHER den Pavillon verlassen hatte, kam sie zu Schwester Chandra7 zurück und fragte in echtem Unglauben: „Wie ist das nun, Du sagtest doch, Du würdest zurückkommen. Wieso bist Du gegangen und hast Dich ordinieren lassen?“ Chandra antwortete nicht, sondern bewahrte edle Stille. Sie war sowieso eine Person, die nicht viel Worte machte. Tatsächlich hatte Khun Nai Liap sich sehr fest an sie angeschlossen.
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7 Von hier an wird Chandra, Mae Chee Chandra usw. als ‚MASTER NONNE‘ bezeichnet, oder als ‚MASTER NONNE Chandra‘ wo es nötig war, um sie von anderen Nonnen zu unterscheiden.
Seit sie nun die ethischen Regeln einer Nonne einhielt, war es für Chandra viel einfacher, die hohe Ebene des Dhamma-Wissens zu studieren, das der GREAT MASTER TEACHER unterrichtete. Er führte sie durch Untergrundforschung der Fünf Aggregate (khandha), der Zwölf Sphären des Wissens (ayatana), der Achtzehn Elemente (dhatu), der Zweiundzwanzig Fähigkeiten (indriya), der Vier Edlen Wahrheiten (ariyasacca) und der Zwölf Verbindungen der Bedingten Entstehung (paticcasamuppada).
Ohne ein einziges Buch im Regal, entsprang das gesamte Wissen der MASTER NONNE aus dem selbständigen Erkennen der Dinge. Je mehr sie praktizierte, desto ausgedehnter wurde ihr Wissen. Je mehr sie forschte, desto mehr sah sie. Sie entdeckte viele Aspekte des Wissens jenseits des Übernatürlichen. Einige der Dinge, die sie lernte, können nicht enthüllt werden bis die Zeit dazu gekommen ist. Ohne ein einziges Wort zu lesen, nahm MASTER NONNE schlussendlich ihren Platz in den Rängen als eine Weise ein, die hohes Dhamma Wissen erlangt hatte.
6 Der Meditations-Workshop
„Es gibt gewisse Mönche und Brahmans in der Welt, die solange streben, bis sie sämtliche Verhaftungen ausgelöscht haben. Aufgrund von Durchhaltevermögen in ihrem Streben und Vermeiden von Nachlässigkeit, können sie die Fähigkeiten ihres Bewusstseins anwenden und besondere psychische Kräfte gewinnen. Wenn sie in ihrem Bewusstsein zentriert sind, erlangen sie psychische Kräfte wie: eine Person wird zu mehreren oder mehrere Personen werden zu einer, sie können erscheinen oder verschwinden kraft ihres Willens, durch Wände gehen wie durch einen leeren Raum, aus dem Boden entspringen oder in ihn versinken, aus dem Wasser auftauchen oder auf ihm gehen wie auf solidem Untergrund, in der Luft fliegen wie ein Vogel, in der Lage sein, die Sonne mit ihren eigenen Händen zu berühren oder den Mond, in der Lage sein, die Brahma Welt zu erreichen mit ihrem physischen Körper.“
Sampasadiya Sutta
Der Meditations-Workshop oder ‚rong-ngahn-tam-vijja’ war ein großes Gebäude, innen offen mit Ausnahme einer Trennwand, die das Gebäude der Länge nach durchlief. Zu jener Zeit meditierten rund 30 Mönche miteinander auf der einen Seite und ca. 30 Nonnen und Laienfrauen auf der anderen Seite. Diejenigen auf der einen Seite konnten diejenigen auf der anderen Seite nicht sehen. Die Trennwand war dafür vorgesehen, Mönche und Nonnen davor zu bewahren, eine sichtbare Ablenkung für den anderen zu sein. Mönche und Nonnen hatten somit keinen Kontakt zueinander, sie kannten einander kaum. Der GREAT MASTER TEACHER saß gewöhnlich auf der Seite der Mönche. Nahe bei seiner Sitzposition war eine Aussparung in die Trennwand eingelassen, die ihm erlaubte, gleichzeitig beiden Seiten Anleitungen zu geben. Auf der Frauenseite konnte nur sein Gesicht gesehen werden.
In Friedenszeiten wechselten sich die Meditierenden tagsüber in 4-Stunden-Schichten ab. Doch während des 2. Weltkrieges wurde reduziert auf vier Schichtwechsel pro Tag, jede Schicht war 6 Stunden lang. Die 1. Schicht saß von 6 Uhr abends bis Mitternacht und wurde von der 2. Schicht abgelöst, die von Mitternacht bis morgens 6 Uhr übernahm. Die 1. Schicht kehrte morgens um 6 Uhr bis mittags um 12 Uhr zur Meditation zurück und die 2. Schicht kam zurück, um von mittags 12 Uhr bis abends 6 Uhr in Meditation zu sitzen. Auf diese Weise meditierten die beiden Schichten abwechselnd, so dass die Forschungsarbeit in der Meditation während 24 Stunden Tag und Nacht aufrecht erhalten blieb.
Die MASTER NONNE wurde als Chef der späten Schicht ausgewählt, da sie als die Entschlossenste angesehen wurde und auch bei guter Gesundheit war. Auch wenn sie zart gebaut erschien, war sie doch ernsthaft in allem was sie tat. Sie saß möglicherweise nicht länger als andere Meditierende, doch wenn sie saß, bewegte sie sich nicht. Sie saß jedes Mal da wie zu Tode erstarrt – ohne noch irgendein Gefühl im Körper zu spüren. Am Ende der 6-Stunden-Schicht räumten die anderen sofort ihren Platz und verließen den Raum, während die MASTER NONNE noch blieb, um die Anweisungen des GREAT MASTER TEACHERs zu hören, die er der neu eintretenden Schicht während der nächsten halben Stunde gab. Sie meditierte jeweils noch eine Weile mit ihnen, wenn diese in ihre neue Aufgabe starteten, bevor sie sich dann aus dem Workshop zurückzog.
Sogar außerhalb des Raumes hielt sie noch immer die feine Wahrnehmung ihres MIND aufrecht, während sie ihren persönlichen Routinearbeiten nachging. Äußerlich bewegte sich ihr Körper gemäß den Aufgaben, doch innerlich blieb ihr Bewusstsein unerschütterlich auf die innere Weisheit fokussiert. Wenn es Zeit war, die Schicht zu übernehmen, tauchten die anderen erst im letzten Moment auf, doch die MASTER NONNE war jeweils schon 15 Minuten vorher dort, um die Zusammenfassung zu hören, die der GREAT MASTER TEACHER am Ende der austretenden Schicht gab, für den Fall, dass sie dabei etwas lernen konnte. Deshalb sagte man, dass es die MASTER NONNE war, die von allen Meditationsstudentinnen das meiste Wissen absorbierte, das der GREAT MASTER TEACHER zur Verfügung stellen konnte. Sie ließ einfach keine Meditationsweisheit unbeachtet, die bei ihr vorbei kam. Sie wusste, wie jede Sitzung begann und wie sie endete – und sogar wie sie der nächsten Schicht rapportiert wurde.
In jenen Tagen gehörte es für den GREAT MASTER TEACHER zur Routine, seine Meditationsstudentinnen zu trainieren, die Reiche von Himmel und Hölle zu erforschen. Doch mussten diejenigen, denen erlaubt wurde auf diese Weise zu studieren, ernsthaft und selbst-motiviert sein, um ihre eigene Erfahrenheit im ‚Sehen und Wissen‘ zu entwickeln, damit sie es mit der Tiefe seiner Fragen, die er zu stellen pflegte, aufnehmen konnten. Wenn jemand nicht hingebungsvoll und fokussiert war, tadelte der GREAT MASTER TEACHER ihn mit dem Wort ‚ Glutasche‘- denn in Glutasche musste gestochert werden und sie musste kontinuierlich angefacht werden, wenn man sich darauf verlassen wollte, dass sie ein Feuer am Brennen hielt. Ähnlich musste die ‚Glutasche‘ unter den Meditierenden kontinuierlich vom Abt angespornt werden, um überhaupt einen Fortschritt in ihrer Meditation zu erreichen. Die MASTER NONNE jedoch hatte sich während des gesamten Lebens des GREAT MASTER TEACHERs nie mit dem Wort ‚Glutasche‘ ermahnen lassen, genau wie das legendäre Rassepferd, zitiert in den buddhistischen Schriften, das bereits seine Lektion1 lernt, während es mit ansieht, wie seine Kameraden mit der Peitsche angetrieben werden. Es selbst musste nicht mit Peitschenhieben angetrieben werden.
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1 Patoda Sutta A.ii. 114
Während die MASTER NONNE Chandra und die Master Nonne Thongsuk Forschungsarbeit betrieben, entdeckten sie eine Technik, mit deren Hilfe sie unsäglich viel Reine Energie (Boonya) ernten konnten, indem sie Lebensmittel direkt dem Erleuchtungskörper der Buddhas im Nirvana offerierten. Auf diese Art starteten sie eine Tradition des direkten Schenkens von Lebensmitteln für die Buddhas der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft mit einer Zeremonie einmal pro Monat und auch als eine Weise, das ‚Tischgebet‘ vor jeder Mahlzeit zu gestalten. Tatsächlich war diese Tradition in ihrer künstlichen Form in der thailändischen Tradition bereits vorhanden – gewöhnlich bestand sie einfach daraus, Essen als Opfergabe an den Buddha auf den Altar zu stellen. In der DHAMMAKAYA Tradition wurde dieses Schenken durch Meditation jedoch ein charakteristisches Hauptmerkmal bis zum heutigen Tag.
Eines Tages schenkten einige Unterstützer des Tempels dem GREAT MASTER TEACHER einen seltenen Fächer, hergestellt aus Pfauenfedern. Er war sehr schön und so brachte er ihn mit in den Meditations-Workshop als Preis für jemanden aus der Workshop-Gruppe, den derjenige durch eine Verlosung gewinnen konnte. Zu jener Zeit waren mehr als hundert Personen im Meditations-Workshop. Der Fächer sollte der Preis für den fachkundigsten Meditierenden sein. Obwohl er wusste, dass diejenige, die es wert war den Preis zu gewinnen die MASTER NONNE sein sollte, erlaubte er demokratisch jedermann im Workshop die Chance ein Los zu ziehen, als Test für ihre psychischen Meisterleistungen. Nur bei sich selbst machte er den Wunsch, dass es der Versierteste wäre, der den Preis empfangen sollte. Die MASTER NONNE fühlte tief in sich, dass dieser Fächer zu ihr gehörte und während sie meditierte, machte sie im Stillen den Wunsch, dass sie ihn bekommen würde. An diesem Tag war sie die Letzte im Raum, die ihr Los nahm – doch seltsamerweise war das Gewinnerlos den Händen all der anderen im Raum ausgewichen. Nachdem sie das Los herausgefischt hatte, gab sie es jemand anderem zum Auswickeln und Vorlesen (weil sie selbst nicht lesen konnte). Sie hatte den Fächer mit ihren psychischen Fähigkeiten gewonnen. Alle waren amüsiert und sagten: „Ihr Familienname ist ‚Khonnokyoong‘ (das bedeutet Pfauenfeder) und sie war diejenige, die den Pfauenfeder-Fächer gewinnen musste!“ Der Fächer jedoch blieb nur ein paar Stunden bei ihr, denn die Master Nonne Thongsuk kam und bat um ihn. Sie beabsichtigte nämlich, den Fächer als gewinnbringende Gabe zu verschenken. Die MASTER NONNE wollte diese Reine Energie
(Boonya) mehr als den Fächer und so gab sie ihn glücklich ihrer alten Lehrerin. Es ging dabei aber nicht um die Tatsache, dass die Master Nonne Thongsuk ihre Lehrerin gewesen war. Falls irgendjemand kam und um etwas bat, das ihr gehörte, gab sie es weg ohne eine Spur von Bedauern. Sie liebte es mehr zu geben, statt zu behalten. Sie machte sich nichts aus den äußeren Fallen des Reichtums, sondern ihr war einzig an dem inneren Reichtum der Erlangung des Dhammas gelegen.
Jeder, sogar der GREAT MASTER TEACHER wusste, dass weltliche Dinge das Letzte waren, was die MASTER NONNE beschäftigte, doch eines Tages testete er sie mit einer neuen Art zu fragen. Während sie in der Meditationssitzung an einem Thema für Fortgeschrittene forschten, änderte er plötzlich das Thema und fragte sie, „Was ist so geschmackvoll an gesalzenem Fisch?”2 Ausnahmsweise verfiel die MASTER NONNE in ein verblüfftes Schweigen. Sie wusste nicht, wo sie mit der Antwort auf eine solche Frage beginnen sollte. Gewöhnlich stellte der Abt ausschließlich hochentwickelte metaphysische Fragen. Wenn er jedoch nach salzigem Fisch fragte, so hatte sie keine Idee, was sie hätte antworten können. Normalerweise aß sie ihr Essen einfach pflichtgemäß, ohne je darüber nachzudenken, ob es schmackhaft war oder nicht. Sie aß bloß um ihren Magen zu füllen, um sich zu verpflegen und bei Kräften zu halten, damit sie ihrer Meditationsforschung nachgehen konnte. Sie hatte also nie bemerkt, was an salzigem Fisch
‚geschmackvoll‘ war!
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2 In Thai pla salit
Die Meditierenden im Wat Paknam Tempel praktizierten strikte entsprechend den Richtlinien des GREAT MASTER TEACHERs. Seine StudentInnen waren bis zu einem solchen Grad inspiriert, dass es gelang, DHAMMAKAYA in nahezu jeder Provinz in Thailand bekannt zu machen. Ausgewählten StudentInnen, wie z.B. Master Nonne Thongsuk und Nonne Thean Theerawat, gab der Abt einen kleinen Geldbetrag und sandte sie zum Lehren aus, in mehr als achtzehn Provinzen, wovon einige so weit entfernt waren wie Chiang Mai. Von der MASTER NONNE konnte man das allerdings nicht sagen. Sie verließ niemals den Tempel, um irgendwo hin zu gehen. Sie tat nichts anderes als zu meditieren, kontinuierlich, Tag und Nacht. Andere Forscher verließen den Tempel gewöhnlich, um Besuche zu machen und Freunde aufzusuchen, doch die MASTER NONNE hatte kein Geld, keine Freunde und keine in Bangkok lebende zurückgelassene Verwandte. Sie hatte nichts, das sie von der Meditation abhielt. Sie meditierte hingebungsvoll und fachkundig, jeden Tag, pünktlich zu jeder Sitzung erscheinend.
Gleichwohl, eines Tages lud jemand die MASTER NONNE zu einem Besuch in Bangkok auf der anderen Seite des Flusses ein. Diese fragte zuerst den GREAT MASTER TEACHER um Erlaubnis. Der war nicht gerade begeistert über ihr Weggehen, eher besorgt darüber, dass sie möglicherweise unterwegs in Situationen geraten könnte, die sie von ihrer subtilen Achtsamkeit im Bewusstsein ablenken würden. Deshalb sagte er: „Wenn es etwas Spezielles gibt, das Du Dir wünschst, dann visualisiere es einfach in Deinem Zentrum.“ Daraufhin ging sie nicht weg, sondern sie stellte sich stattdessen das Ding, das sie kaufen wollte, in ihrem Zentrum vor. Genau am nächsten Morgen kam wundersamer Weise ein Fremder und machte ihr das Ding, das sie sich bildlich vorgestellt hatte zum Geschenk.
Bei einer anderen Gelegenheit, als gerade Saison für Durian-Früchte war, sehnte sich die MASTER NONNE insgeheim nach dem Geschmack der Durian-Frucht. Der GREAT MASTER TEACHER wusste woran sie dachte und sagte: „Falls es die Durian-Frucht ist, die Du Dir wünschst, so findest Du sie im Zentrum Deines Körpers. Wenn sie das ist, was Du essen möchtest, dann stelle sie Dir einfach im Zentrum Deines Körpers vor.“
Also versuchte sie, sich die Durian-Frucht im Zentrum ihres Körpers vorzustellen und wieder: am nächsten Morgen brachte jemand, den sie niemals zuvor gesehen hatte, Durian-Früchte als Schenkung für alle im Tempel. So kam sie zu dem Schluss, dass das Zentrum des Körpers der Ursprung für jeden Erfolg im Leben sein musste. Wenn jemandes MIND in seinem Zentrum fokussiert ist, kann die Erfüllung erreicht werden, ohne ellenlang woanders danach suchen zu müssen.
Trotz ihres jungen Alters praktizierte die MASTER NONNE so ernsthaft wie eine ältere Person – war gewöhnlich jederzeit vorbereitet und mit ihrem meditationstechnischen Können bereit auf Abruf. Sie war zur Rechten des GREAT MASTER TEACHERs, wann immer es für ihn nötig war, sie in Anspruch zu nehmen. Abgesehen davon, dass ihre inneren Einsichten von anderen unübertroffen waren, war sie auch jemand, die mit wenig zufrieden war. Sie häufte keinen Besitz an und war von Natur aus nicht gesellig. Ihre unkomplizierte Herangehensweise an die Welt erlaubte ihrem MIND, die ganze Zeit über in Stille zu verweilen, vertieft in das Dhamma-Wissen bei Tag und bei Nacht. Aus all diesen Gründen genoss sie das Vertrauen des GREAT MASTER TEACHERs. Sie war diejenige, der er die seltenen Kristallkugeln zur Bewachung anvertraute, die sie bei der Forschungsarbeit brauchten. Bei jeder Meditationsaufgabe, die vom Abt gestellt wurde, gab sie ihr Letztes und erlaubte sich niemals, von dem abzuweichen, worum er sie gebeten hatte (wie einige andere, die sich von Dingen ablenken ließen, nach denen sie nicht gefragt worden waren). Er hatte sie die Aufenthaltsorte von so vielen Menschen in ihrem Leben nach dem Tod im Himmel und in der Hölle finden lassen, dass sie übermäßig exakt war. Wenn sie einen Fehler gemacht hatte, machte sie ihn niemals ein zweites Mal. Sie unterrichte sich in vielerlei Bereichen selbst. Sogar wenn unter den anderen im Meditations-Workshop Ungenauigkeit grassierte, nahm sie nie andere Menschen als ihren Maßstab. So war es keine Überraschung, dass sie als die Versierteste akzeptiert war. Wann immer der Abt sie nach etwas fragte und sie darum bat etwas zu tun, konnte sie mit Leichtigkeit seine Bitten erfüllen.3 Nichts, womit der GREAT MASTER TEACHER sie herausforderte, was sie tun sollte, überstieg ihre Fähigkeiten. Wenn sie gebeten wurde, den Aufenthaltsort von Verstorbenen nach deren Tod zu finden, so konnte sie das. Sie konnte den Betrag der Reinen Energie (Boonya) berechnen, die Menschen durch ihr Tun erworben hatten. Sie konnte in die Zukunft oder in die Vergangenheit sehen.
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3 Mit Ausnahme des oben erwähnten Beispiels
Die Achtsamkeit und Hingabe der MASTER NONNE an die Anweisungen ihres Master’s führten dazu, dass der GREAT MASTER TEACHER sie vor all ihren Mitforscherinnen rühmte – „Meine Tochter Chandra ist die Nummer Eins – keine Zweite ist wie sie.“ Dies war eine Anerkennung, die der GREAT MASTER TEACHER nur einmal in seinem Leben verlieh.
7 Der in Wirklichkeit zu führende Krieg
„Iddhivisayo ajintayadayo“
Die Natur derer, die mentale Kräfte besitzen, ist jenseits von derjenigen, die durch Vermutungen des begrifflichen Denkens geleitet wird.
Menschen mit mentalen Kräften sind diejenigen, deren MIND sich bereits im Stillstand befindet, befreit vom Denken. Ein solcher MIND ist in der Lage, Himmel, Hölle oder Nirvana aus erster Hand zu erforschen. Es ist für noch unerleuchtete Weltbewohner unmöglich, das Potenzial derer zu schätzen, die mentale Kräfte besitzen.
Die Kraft eines MIND, der sich im Stillstand befindet, ist ohne Grenzen. So ist es nicht überraschend, dass die Buddhistischen Schriften viele wundersame Ereignisse rund um diejenigen beschreiben, die es bereits geschafft haben, ihren MIND zu großer Reinheit zu trainieren. Nicht nur Mönche oder Nonnen, sondern auch Laien, die ihren MIND im selben Ausmaß trainiert haben, sind von vielen Wundern umgeben. Lady Visakha1, die seit sie 7 Jahre alt war in den freien Bewusstseinsstrom eingetreten war, besaß Kräfte, die diejenigen von fünf Elefanten übertraf. Die Laienfrau Matika Mata2 war in der Lage, die Gedanken anderer zu lesen und sich sowohl ihr eigenes wie auch das Leben anderer aus früheren Lebzeiten ins Bewusstsein zurückzurufen. Dies alles war ihren mentalen Kräften zuzuschreiben, die als ein Nebenprodukt von langem, hartem Meditationstraining in Erscheinung trat. Sind wir erst einmal Meister unseres eigenen MIND, wird es möglich, Kontrolle über die Dinge rundum zu gewinnen, ob es Dinge im MIND, unser Körper oder unsere Umgebung ist. Alles gelangt schlussendlich einmal unter Kontrolle. Wenn der MIND leichter und verfeinerter wird, wird auch der physische Körper leichter und verfeinerter, was dem Meditierenden sogar erlaubt, in der Luft zu fliegen.
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1 DhA.i.409
2 DhA.i.293
Die MASTER NONNE war keine Ausnahme davon. Da sie über lange Zeit in der Meditation vorwärts gestrebt hatte, war ihr MIND die ganze Zeit sehr verfeinert und so war sie fähig, als Resultat ihrer Meditation außerordentliche Dinge zu vollbringen.
Die MASTER NONNE hatte während zwei Jahren mit dem GREAT MASTER TEACHER Meditationsforschung betrieben, als der 2. Weltkrieg ausbrach. Im 2. Weltkrieg war Bangkok von Soldaten der Axis (Achsenmächte: Deutschland, Italien und Japan) besetzt – von mehr als 1 Million insgesamt. Thailand wurde wie zu einer Kaserne, die für die Achsenmächte als Zentrum für ihre Angriffe auf Burma und Indien fungierte. Die Alliierten bombardierten Bangkok unablässig. Trotz des Bombenhagels weigerte sich der Abt, den Tempel zu evakuieren. Er sagte, dass falls es zum Schlimmsten käme, er dort mit seinem Tempel sterben würde. Darüber hinaus intensivierte er seine Aktivitäten, die er der anwachsenden Anzahl von Tempelgängerinnen schuldete. Der Wat Paknam Tempel war nur einen Steinwurf weit entfernt von der Schleuse zwischen der Mündung des Bhasicharoen Kanals und des Kanals Greater Bangkok. Diese Stelle war von strategischer Bedeutung und ein Ziel für das Bombardement der Alliierten. Der GREAT MASTER TEACHER hatte einen unerschütterlichen Glauben daran, dass die Allmacht des DHAMMAKAYA den Wat Paknam Tempel und seine Gemeinschaft vor den Bomben beschützen würde. Sein Vertrauen war nicht unbegründet und tatsächlich erlitten weder Wat Paknam noch die angrenzenden Schleusen jemals einen Bombenschaden.
Die Besucherzahl im Tempel nahm zu, weil Wat Paknam den Ruf gewann, ein sicherer Ort in Zeiten der Luftangriffe zu sein. Die Öffentlichkeit glaubte, dass der GREAT MASTER TEACHER eine Art magische Kraft besaß und bald darauf eilten die Menschen von Bhasicharoen, sobald die Luftangriffssirenen ertönten, in die Tempelzone, anstatt in den Luftschutzbunkern Schutz zu suchen. Der GREAT MASTER TEACHER ließ seine MeditationsforscherInnen jeweils herausfinden, wann die Bombengeschwader in ihrem Ansturm auf Bangkok eintreffen würden. So fragte er gewöhnlich: „Um welche Zeit werden sie heute ihre Bomben abwerfen?“ Er wusste die Zeit und wenn er die Explosionen der fallenden Bomben aus der Ferne hörte, blieb er unbewegt und sagte:
„Geht und fangt diese Bomben ab, falls sie jemanden verletzen könnten. Lasst sie stattdessen in den Ozean oder in unbewohntes Gebiet fallen.“
Der GREAT MASTER TEACHER beschäftigte seine ExpertInnen, um den nationalen Bemühungen und der Menschheit im Ganzen zu helfen, ohne jedoch Partei zu ergreifen. Er meditierte, um dem Konflikt ein Ende zu machen – um Frieden wieder herzustellen. Dazu hatte er seine MeditationsexpertInnen, die ihr Bewusstsein verfeinerten und die Kraft des DHAMMAKAYAs nutzten, um die Probleme zu überwinden. Sie nutzten die Kräfte der Meditation, um die Bombenabwerfer ihre strategischen Ziele als Wälder oder offenes Meer zu sehen, damit sie ihre Bomben nicht dorthin abwarfen. Sie ließen die Wälder und das Meer für die Bombenabwerfer wie Städte aussehen, so dass sie ihre Bombenladungen ausleerten, ohne jemandem Schaden zuzufügen.
Tatsächlich berichteten 1941 viele der Zeitungen von Bangkok auf ihrer Frontseite über die Manifestation von Wundern in Wat Paknam. Ein besonderes Ereignis, das die Presse fesselte als Vipassana Banteungsarn, war ein Bombenangriff auf Bangkok, dessen Ziel die Phraputha-yodfa-chulalok Brücke war. Wat Paknam war in unmittelbarer Nähe von diesem Ziel. Während des Angriffs starrten die Einwohner der Nachbarschaft an den Himmel und waren überrascht, eine große Anzahl Nonnen vom Wat Paknam Tempel in der Luft schweben zu sehen, wie sie die Bomben abfingen und ihnen augenscheinlich3 mit ihren bloßen Händen leichte Schläge versetzten, damit sie ohne Schaden anzurichten ins Wasser oder unbewohntes Waldgebiet fielen. So viele Leute sahen die heldenhafte Leistung der Nonnen mit ihren eigenen Augen, dass das Bekanntwerden der Wunder des GREAT MASTER TEACHERs von Wat Paknam weite Kreise zog. Jedermann konnte dessen Bemühungen erkennen, Blutvergießen zu verringern und die Harmonie unter den Mitmenschen zu stärken.
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3 In Wirklichkeit benutzten sie vielmehr ihre Meditation als ihre Hände, um die Bomben abzuwenden
Für die meisten Menschen wäre es schwer gewesen, während Kriegszeiten so viele Stunden mit Meditieren zu verbringen und unter so großem Druck zu stehen. Es hätte die Gesundheit selbst der stärksten Person angegriffen – doch für die MASTER NONNE waren die Kriegsjahre nichts Spezielles. Sie hatte keine Angst vor den Bomben. Sie ließ nicht einmal eine Schicht der Meditationsforschung aus, trotz des Chaos der Kriegszeiten. Sie fühlte einfach Freude über die Chance, ihre Meisterschaft im DHAMMAKAYA Wissen weiter voran zu bringen. Weil es zu der Zeit kaum Kleider gab, waren die Gewänder der meisten Nonnen eher zu Lumpen geworden. Das einst im Überfluss vorhandene Essen wurde knapp. Eine massive Überflutung durchzog das Land. Die MASTER NONNE ließ all diese Dinge nicht ihre Meditation stören.
Der GREAT MASTER TEACHER war seit langem für sein spezielles Mitgefühl bekannt, das er Fremden gegenüber erwies. Wenn irgendein Ausländer in der Meditation den DHAMMAKAYA – Körper des Lichts erlangte, konnte er tagelang nicht damit aufhören, sein Glücklichsein darüber auszudrücken. Er weitete dasselbe Mitgefühl auch bis zu den kriegsführenden Nationen des Weltkrieges aus. Trotz der Feindseligkeiten und der offensichtlichen Versuchung, nationalistisch
zu empfinden, betrachteten er und seine Meditationsforscherinnen die Welt im Krieg mit Unvoreingenommenheit. Weder eine Nationalität noch die Besetzung von Thailand veranlasste sie dazu, die eine oder die andere Seite als ihren Feind zu betrachten. Sie sahen alle Menschen als gleichwertig an und formulierten Wünsche für Harmonie und ein Ende der Feindseligkeiten ohne Blutvergießen. Tatsächlich lautete der Standardsegen des Abtes, den er allen Tempelbesuchern austeilte: Mögen alle Menschen im Wohlstand leben, der Reis auf den Feldern reifen, der Regen entsprechend der Jahreszeit fallen und die Menschen überall das Kämpfen gegeneinander aufgeben.
Der wichtigste Beitrag, den die MASTER NONNE leistete, war der, Thailand vor der Atombombe zu schützen. Zu jener Zeit, kurz vor Ende des Krieges, hatte ein Mitglied der Forschungsgruppe während der Meditation die Sicht von einer neuen Waffenart, einer Bombe, die von den Alliierten gebaut worden war, um dem Krieg in Asien ein Ende zu machen, und dass die Alliierten planten, diese Waffe gegen Bangkok zu gebrauchen. Die MASTER NONNE wurde beauftragt, nachzuprüfen, was passieren würde, wenn eine solche Bombe auf Bangkok fiele. Sie sah in der Meditation, dass die ganze Stadt weggewischt würde, dem Erdboden gleich gemacht. Sie teilte dem Abt mit, dass jeder getötet werden würde und dass die Stadt so flach würde wie das Fell einer Trommel. Der GREAT MASTER TEACHER ordnete daraufhin an, dass der Schatzmeister des Tempels, ein Mann mittleren Alters, sämtliche Vermögenswerte des Tempels nehmen und vom Tempel wegbringen sollte – und so weit weg von der Stadt gehen, als er in 7 Tagen schaffen konnte. Falls die Bemühungen des Abtes erfolgreich verliefen, konnte der Schatzmeister zurückkehren, als ob nichts geschehen wäre. Der Abt sprach zu niemand sonst über diese Angelegenheit. Er verschloss die Türen des Workshops und erlaubte keiner Person den Raum zu betreten oder ihn zu verlassen. Essen und Trinken wurden durch den Briefkasten geliefert. Als die Sirenen Bombenalarm auslösten, gerieten einige der Meditierenden im Raum in Panik. Die MASTER NONNE hatte keine Angst vor den Bomben und meditierte weiter. Die Workshop Gruppe setzte sich in aller Ernsthaftigkeit nieder, um zu versuchen das Land zu retten. Aus Gründen die nur der GREAT MASTER TEACHER und seine MeditationsexpertInnen kennen, kamen der Bomber und die Bomben nie in Thailand an. Die Alliierten hatten aus irgendwelchen Gründen ihre Meinung geändert. Es hatte 7 Tage andauernder Meditation hinter verschlossenen Türen gebraucht, um ihren Mitmenschen zuliebe diese Entscheidung zu beeinflussen.
Nachdem der 2. Weltkrieg zu Ende war, gab es keine wirkliche Bedrohung mehr für die nationale Sicherheit, doch die MASTER NONNE reduzierte ihre Bemühungen in der Meditation keineswegs. Sie fuhr fort mit ihrer Forschungsarbeit. Sie blieb unübertroffen in ihrer Präzision bezüglich des inneren Wissens über die Phänomene‚ gesund‘ (kusala), ‚ungesund‘ (akusala) und ‚neutral‘ (abyakata). Sie lernte über den Kampf, der seit Urzeiten bestand zwischen dem Gesunden (Guten) und dem Ungesunden (Bösen), und wie dieser in das Leben hinein wirkte bis zum heutigen Tag. Im inneren Gewahrsein all dessen schliff sie ihren MIND zu einem immer perfekteren Stillstand, um den Kampf mit Mara aufzunehmen, wissend, dass die negativen Verhaftungen im MIND alle von Mara’s Werk abstammten. Sie dachte an nichts anderes als daran, wie sie in der Meditation Fortschritte machen könnte bis zu dem Punkt, das ULTIMATIVE DHAMMA4 zu erreichen. Oft sagte die MASTER NONNE in Gesellschaft ihrer nächsten StudentInnen: „Für mich ist es noch nicht an der Zeit, ins Nirvana zu gehen. Ich habe erst noch Mara zu besiegen.“
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4 Tee sut haeng thamm: der Punkt, an dem Mara besiegt und alles Leiden im Universum an der Wurzel ausgemerzt ist.
Der GREAT MASTER TEACHER von Wat Paknam sagte, dass der Ursprung des Leidens aller Lebewesen Mara sei. Die Hindernisse, die gewöhnlich auftauchen, jedes Mal wenn wir bestrebt sind, eine gute Tat zu tun, kommen von Mara, die uns davon abhält, unserer Vervollkommnung5 mit Leichtigkeit nachzugehen. Maras werden an vielen Stellen in den Buddhistischen Schriften erwähnt, besonders der konstante Kampf zwischen gesund und ungesund, gut und böse, tugendhaft und schuldhaft, Lichtseite und Schattenseite, Wissen und Unwissenheit, Reinheit und Unreinheit. Der Kampf dauert permanent an, auf den Schlachtfeldern des Körpers, des Bewusstseins und der Umgebung. Die beiden Gegenspieler Dhamma und Adhamma6 wetteifern unaufhörlich und auf allen Ebenen um die Kontrolle über die Existenz. Der GREAT MASTER TEACHER von Wat Paknam behauptete, dass so lange als das Dhamma es nicht schaffe, zurück bis zum Ursprung des Leidens zu gelangen, und dasjenige zu entmachten, das ursächlich verantwortlich für die Entstehung dieses Leidens sei, so lange gäbe es keinen Weg, das Leiden der Lebewesen auf dieser Welt zu stoppen. Es gäbe kein Ende des Zufügens von Leid. Der GROSSE MASTER TEACHER sah all das in seiner Meditation, durch die Kraft der Weisheit des DHAMMAKAYA – Körper des Lichts. Konsequenterweise weihte er sein ganzes Leben der Aufgabe, sein Bewusstsein zum Stillstand zu bringen, um treffsicheren Fortschritt auf der zentralen Achse zu bewirken.
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5 Perfektionen: Die Ausführung guter Taten bis sie unserem Körper und unserem Bewusstsein eingraviert sind.
6 Der Gegensatz von Tugend, der alles repräsentiert, was schlecht ist, ungerecht und ungesund.
Er pflegte zu sagen, dass Krieg zu führen im menschlichen Lebensraum niemals gerechtfertigt sei, denn Hass wird niemals durch Hass befriedet.7 In solchen Konflikten kämpfe niemand gegen den wahren Feind. Der wahre Feind seien die negativen Verhaftungen in unserem MIND, besonders Mara, die Quelle der negativen Verhaftungen im Bewusstsein; egal ob es Gier, Hass oder Unwissenheit sei. Nur in der Abwesenheit dieser Verhaftungen könnte wahrhaftiger Frieden in dieser Welt zustande kommen. Obwohl die Verhaltensweisen unter dem Einfluss von negativen Verhaftungen8 in der äußeren Welt sichtbar sind, sind die Verhaftungen selbst nur sichtbar für das Auge des DHAMMAKAYAs – Körper des Lichts. Je verfeinerter das Fortschreiten in der Meditation ist, desto sorgfältiger ist man in der Lage, die verbliebenen negativen Verhaftungen zu identifizieren, im Bewusstsein, im Körper und in der Umgebung. Dies war der Grund seines Ansinnens, das ULTIMATIVE DHAMMA zu erreichen. Wenn jemand diese Destination erreicht hat, wäre derjenige fähig, alles Leiden an seiner Quelle auszulöschen. Solange man diesen Zielort jedoch nicht erreicht hatte, war man ausgeliefert, weiterhin ein Sklave der Maras zu sein. Die Maras zwingen Menschen auf ungesunde Weise zu denken, zu reden und zu handeln. Sie schlagen alle Menschen mit Alterung, Krankheit und Tod – und zwingen jeden, sich in ungesundes Verhalten zu verwickeln. Sie werfen die natürliche Umgebung und das Klima aus dem Gleichgewicht, so dass der Regen nicht mehr gemäß der Saison fällt, die Wirtschaft in Rezession verfällt, so dass Hunger, Dürre und Plagen das Leben der Menschen erschwert, was wiederum zur Verschärfung von Kriegszuständen führt. Deshalb muss die Destination des Ultimativen Dhammas erreicht werden, um Mara an ihrer Wurzel auszurotten. Dies war der Grund, weshalb die MASTER NONNE sich ihr Leben lang in der Meditationsforschung aufhielt, Tag und Nacht. Doch da war nur so viel, wie man in einem einzelnen Leben erreichen konnte.
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7 Dhammapada verse 5
8 Die mentalen Unreinheiten von Gier, Wut und Unwissenheit, welche die Samenkörner für das Ungesunde sind: in Körper, Rede und Bewusstsein.
8 Das Sterben des Lehrers, der Pionier am Ursprung war
Sappuriso ca kho bhikkhave katannu hoti katavedi
Sabbhi h’etam bhikkave upannatam yadidam
Katannuta katavedita. Kevala esa bhikkhave
Sappurisabhumi yadidam katannuta katavedita ti
O Ihr Mönche! Eine Noble Person ist jemand, der sowohl seine Dankesschuld gegenüber anderen anerkennt als auch diese Dankesschuld zurückerstattet. Eine solche Person wird von den Noblen gepriesen. O! Mönche! Alle Arten von Dankbarkeit sind das Fundament von edler Art.
A.i.61
Um 1954 versammelte der GREAT MASTER TEACHER seine Studenten von allen Tempeln und teilte ihnen mit, dass er innerhalb der nächsten 5 Jahre sterben würde, doch dass sie alle fortfahren sollten, die Methode der DHAMMAKAYA Meditation in der ganzen Welt bekannt zu machen – und dass dies sehr wichtig und nutzbringend für die Menschheit sei. Sein größtes Anliegen war zu jener Zeit, dass die Bauarbeiten vor seinem Tod fertiggestellt würden, dass die Schenkungen von Essen für die Mönche ausreichend wären und dass das Studieren der Buddha Schriften aufrechterhalten würde. Er appellierte an alle, mit Beharrlichkeit weiterzumachen mit den Aktivitäten, die er in Gang gesetzt hatte. Er sagte, dass schon bald der Tempel vergrößert würde, auch wenn er selbst nicht länger anwesend sei. Seine Schüler baten ihn inständig, länger zu bleiben, doch er sagte, dass er ganz sicher sterben müsste. Jeder Anwesende wusste sofort, welch großes Anliegen das Wohlergehen der Tradition für ihn war, so dass er öffentlich an seine StudentInnen appellierte, Verantwortung für diese Arbeit zu übernehmen – insbesondere für das Weiterführen und Verbreiten der DHAMMAKAYA Tradition.
Der GREAT MASTER TEACHER wies die MASTER NONNE an, zu bleiben und in Wat Paknam das DHAMMAKAYA Wissen zu unterrichten, während sie auf die Ankunft des Nachfolgers warten sollte. Er ordnete an:
„(Tochter) Chandra! Hab’s nicht eilig mit dem Sterben! Gib Dein Leben als Lehrerin nicht auf für ein Leben in der Abgeschiedenheit der Wälder. Nach meinem Weggang sind die anderen darauf angewiesen, dass Du sie im Dhamma Wissen unterrichtest und sie auf dem geraden und engen Weg hältst. Wenn Du sie nicht lehrst, werden sie Opfer von Mara’s Werk.“
Im Jahr 1957 hatte sich der Gesundheitszustand des GREAT MASTER TEACHERs verschlechtert. Er wusste, dass er nicht viel länger leben würde. Selbst dann, als er ernsthaft krank war, war sein MIND immer noch in das Dhamma-Wissen und die Meditationsforschung vertieft. Jeden Abend rief er die Mönche in seine Nähe, zur Meditation mit ihm für ein oder zwei Stunden. Als Nonne war es der MASTER NONNE nicht erlaubt, für ihn zu sorgen, als er bettlägerig war. Alles was sie tun konnte, war, seine Symptome aus der Distanz wahr zu nehmen. Er bat jeden, nachts zu meditieren. Bis zum letzten Tag nahm er sich keine Pause vom Unterrichten der Meditation. Bevor er ging, wies er seine StudentInnen zurecht, indem er sagte:
„Unsere Reichweite ist zu kurz. Wir können Mara in diesem Leben nicht besiegen. Wir befinden uns immer noch in ihren Klauen.“
Seine Worte waren jedoch nicht als eine Beleidigung für die StudentInnen und ihre Meditationsfähigkeiten gemeint. Er beabsichtigte nicht, sie des Versagens anzuklagen. Er wollte einfach nur sichergehen, dass sie wussten, dass die Arbeit nicht beendet war, so dass sich niemand auf seinen Lorbeeren ausruhte, bis der Sieg erreicht war.
Bevor der GREAT MASTER TEACHER starb, machte er Prophezeiungen über den Tempel. Er sagte, dass Wat Paknam sehr bekannt werden und viele neue StudentInnen kommen und sich der Gemeinschaft anschließen würden. Er wies die Nonnen an, seinen Körper nicht zu kremieren, sondern ihn lediglich zu balsamieren. Die Bestattung seines Leichnams werde weiterhin dafür sorgen, den Wohlstand des Tempels zu sichern – und diejenigen zu ‚nähren‘, die davon lebten, dass PilgerInnen angezogen würden, die Wat Paknam besuchen und kamen, um ihren Respekt zu erweisen. Sie würden die Meditationsanleitung mit seiner Stimme als Tonbandaufnahme empfangen, in dem Raum, wo sein Körper läge. PilgerInnen würden auf diese Art fortfahren, Spenden für den Erhalt des Tempels zu geben.
Etwas hatte sich geändert, seit der GREAT MASTER TEACHER krank geworden war. Er hatte keine Zeit mehr, seine StudentInnen im Meditations-Workshop anzuleiten. Außerdem hatte er keine Zeit mehr, die neuen StudentInnen dort zu trainieren. Ohne das persönliche Engagement des GREAT MASTER TEACHERs bewegte sich die Gewichtung des Bildungsbereiches des Tempels mehr und mehr in Richtung akademischer Studiengänge und Vernachlässigung der Meditationsforschung. Tatsächlich wurde Wat Paknam von dieser Zeit an eines der nationalen Zentren für das Studium der Buddhistischen Schriften. Zur Zeit seines Todes hatten die meisten Master der Meditation den Tempel bereits verlassen, um irgendwo abseits in Zurückgezogenheit zu leben. Die einzigen, die geblieben waren, waren einige Nonnen, die weiterhin den original Lehrmustern gemäß praktizierten, die der GREAT MASTER TEACHER gelehrt hatte. Seine letzten Worte waren:
„Tragt die Arbeit voran, so als ob ich noch leben würde. Hört niemals auf zu meditieren. Fahrt fort, Gutes zu tun und unterstützt die Mönche weiterhin.“
Der GREAT MASTER TEACHER starb am 3. Februar 1959 im Alter von 73 Jahren. Trotz der majestätischen geistlichen Amtszeit eines gesamten Lebens, waren als er starb nur erbärmlich wenige seiner StudentInnen da, hauptsächlich Nonnen, die während seines Amtes an seiner Seite ausharrten und auch im originalen Geiste seine Mission fortsetzten. Andere Nachfolger versuchten die Meditationserfahrung wieder zu gewinnen, die sie mit dem GREAT MASTER TEACHER erreicht hatten, indem sie den Tempel verließen und sich für die Meditation in die Wälder zurückzogen.
Nach seinem Tod blieb die MASTER NONNE in Wat Paknam, lebte weiterhin in derselben kleinen Hütte zusammen mit Master Nonne Thongsuk. Die Tatsache, dass Master Nonne Thongsuk hinter all dem Erfolg in ihrer Dhamma Karriere stand, entgleitete ihrem MIND zu keinem Zeitpunkt. Dies führte die MASTER NONNE Chandra dazu, Master Nonne Thongsuk Respekt zu erweisen und ihr die höchste Wertschätzung entgegen zu bringen. Während des gesamten Aufenthaltes von MASTER NONNE Chandra in Wat Paknam, hatten sie zusammen gelebt – manchmal wie die ältere und jüngere Schwester und manchmal wie Lehrerin und Schülerin.
Als der GREAT MASTER TEACHER noch lebte, vertraute er Master Nonne Thongsuk die Aufgabe an, Dhamma Wissen in allen Provinzen Thailands nah und fern zu verbreiten. Oft musste Master Nonne Thongsuk deshalb den Tempel für weite Reisen verlassen, um Vorträge zu halten. Sie fehlte dann in dieser Zeit tagelang im Meditations-Workshop. In solchen Fällen entglitt ihr der Entwicklungsprozess in der Meditationsforschung, und so war es an MASTER NONNE Chandra, sie jedes Mal wenn sie zurück kehrte wieder auf den neusten Entwicklungsstand in der Forschungsarbeit zu bringen. Dass sie von MASTER NONNE Chandra in der Verbindung gehalten wurde, erlaubte ihr, sich auf beiden Gebieten hervorzutun, in der Forschung und in der Verbreitung der Dhamma-Lehre. So begann das Wissen von DHAMMAKAYA in den Provinzen Fuß zu fassen. Solange Master Nonne Thongsuk bei guter Gesundheit war, reiste sie durch ganz Thailand und unterrichtete Menschen aller Lebenssparten in Meditation. Folglich hatte sie StudentInnen im ganzen Land. Wenn sie zurück kehrte, war sie erschöpft. Die Zeit im Tempel war eine Zeit der Erholung von ihren Reisen und MASTER NONNE Chandra war fähig sie zu pflegen und ihr zu helfen, so dass sie die Zeit im Tempel zu einer Zeit der Wertschätzung gestaltete. Im Gegenzug dafür, dass sie in der Meditationsforschung wieder aufgegleist wurde, erzählte Master Nonne Thongsuk von ihren Abenteuern in den Provinzen.
1960, nicht lange nach dem Tod des GREAT MASTER TEACHERs, wurde Master Nonne Thongsuk von Gebärmutterhalskrebs niedergestreckt. Als ihre Symptome am schlimmsten waren, wies man Master Nonne Thongsuk ins Sirirat Hospital ein. Sobald die Symptome weniger gravierend waren, wurde ihr erlaubt, sich in ihrer Unterkunft in Wat Paknam zu erholen. Schlussendlich, als die Symptome so schlimm waren, dass das Hospital ihr keine weitere Hoffnung mehr machen konnte, entließ man sie nach Hause in ihre Unterkunft , ohne Alternative. Im Endstadium waren die Krebssymptome schrecklich, stinkendes Blut und Lymphflüssigkeit flossen aus ihrer Wunde. Der Gestank war so stark, dass die Anzahl der ehemalig zahlreichen Freiwilligenhelferinnen schwand, die sie früher versorgt hatten, bis sie von allen verlassen war außer von MASTER NONNE Chandra. MASTER NONNE Chandra sah dies als Chance an, Master Nonne Thongsuk, ihrer ersten Lehrerin in dieser kleinen Form ihre Dankesschuld zurückzuerstatten. Sie war nun diejenige, die ihre Wäsche von Hand wusch und geeignetes Essen für ihre Lehrerin fand. Sie fühlte sich nie entmutigt von ihren Aufgaben und ließ nicht zu, dass die Abscheu vor den Symptomen ihrer sterbenden Lehrerin sie von ihrer Dankbarkeit distanzierten. Sie hörte mit Geduld zu, wenn Master Nonne Thongsuk auf dem Höhepunkt ihrer Fieberschübe im Delirium ausrief. Obwohl der Arzt ihr für bestimmte Zeiten am Tag Medizin verordnet hatte, wie z.B. vor oder nach den Mahlzeiten, so hieß das noch lange nicht, dass die Patientin auch einverstanden war, die Medizin zu diesen Zeiten einzunehmen. Sie musste taktvoll sein und die Stimmung wie auch die Symptome der Patientin beobachten, die häufig nachlässig darin war, die Medizin überhaupt zu nehmen. Oftmals, wenn Master Nonne Thongsuk sah, wie MASTER NONNE Chandra die Medizin eingoss, schrie sie in ihrem Fieber „Ich will die Medizin nicht mehr nehmen! Wozu soll das noch nützen?“ Dann wusste MASTER NONNE Chandra, dass jetzt nicht die richtige Zeit war und zog sich zurück und wartete voller Mitgefühl für ihre Lehrerin, um ihr die Chance zu geben, sie zumindest von einem Teil ihres Leidens zu erlösen. Beide wussten, dass das Krebsleiden im Endstadium war, doch sie erlaubte dieser Tatsache nicht, die Sorgfalt in der Pflege zu verringern, die sie ihrer Lehrerin erwies. Jedes Mal, wenn das Delirium verschwand oder ihre Patientin wieder in einer besseren Verfassung war, war MASTER NONNE Chandra zurück an ihrer Seite mit der Medizinflasche, ob es Tag war oder Nacht.
Besonders in früheren Zeiten war Krebs ein fürchterliches Leiden. Es gab keine wirksame Medizin dagegen oder gegen den schrecklichen Gestank, den eiternde Tumore hervorriefen. Die MASTER NONNE musste nach jeder Entleerung ihre Lehrerin sauber machen, ihre Bettlaken erneuern, sie baden und ihre Kleider waschen. Sie brachte ihr parfümierte Salben, die halfen, den Geruch zu überdecken – nicht zuletzt um Master Nonne Thongsuk’s Würde zu bewahren, wenn StudentInnen aus dem ganzen Land kamen, um ihr einen Krankenbesuch abzustatten.
Eines Tages, nachdem Master Nonne Thongsuk von der Toilette zurück kam, lächelte sie beruhigend, doch sagte sie zu MASTER NONNE Chandra mit einer perfekten Tatsachen-Stimme: „Der Krebs hat sich nun durch meine Eingeweide gefressen. Einzig Du wirst bei mir sein, wenn ich sterbe. Die anderen werden nicht bei mir sein wollen.“ Als ihre letzte Stunde kam, lag Master Nonne Thongsuk sterbend mit ihrem Kopf in MASTER NONNE Chandras Schoss. Und wirklich, sie waren allein gelassen worden. Obwohl das Leiden verheerend war, waren Master Nonne Thongsuks Augen wach und offen. Sie informierte MASTER NONNE Chandra, „Meine Zeit ist gekommen. Ich kann überall um mich herum Buddha Bilder sehen.“ Die MASTER NONNE Chandra hörte zu ohne irgendein Zeichen von Trauer und antwortete: „Schwester! Wirf Dich ins Nirvana.“ Solche Worte machen nur Sinn zwischen zwei Meditations-Eingeweihten. So starb Master Nonne Thongsuk friedlich in MASTER NONNE Chandra’s Schoss.
Diese organisierte eine 3 tägige Bestattungszeremonie von gigantischem Ausmaß für ihre Lehrerin und Schwester im Dhamma Wissen. Das Chanting wurde im Wat Paknam Tempel abgehalten und die Kremation im Wat Apsornsuwan Tempel, gefolgt von dem anschließenden Ausstreuen ihrer Asche auf dem Wasser. Die MASTER NONNE war in der Lage, für die Bestattung den Altar zu leihen, der zuvor für die Bestattung der wohlbekannten Prinzessin von König Rama V benutzt worden war. Es war eine elegante und sehr gut organisierte Zeremonie.
9 Lehrerin aus innerer Berechtigung
Ye jhanapasuta dhira nekhammuupasame rata
Devapi tesam pihayanti sambuddhanam satimatam
Menschen und Engelwesen sind hocherfreut über einen Weisen, der danach strebt und es schafft, die Auflösung zustande zu bringen, die erfüllt ist mit dem Frieden, der aus Entsagung aufsteigt und mit Achtsamkeit und Weisheit ausgestattet ist.
Dh.51
Nachdem die Master Nonne Thongsuk verstorben war, blieb die MASTER NONNE Chandra weiterhin in Wat Paknam, aus einem Pflichtgefühl heraus gegenüber den Worten des GREAT MASTER TEACHERs, die dieser kurz vor seinem Tod ausgesprochen hatte. Sogar zehn Jahre später vertraten immer noch manche Leute die Meinung, dass MASTER NONNE Chandra keine gute Meditationslehrerin wäre, weil sie verglichen mit Master Nonne Thongsuk so wenig sprach. Doch die MASTER NONNE hatte das Vertrauen in sich selbst, dass ihre Fähigkeiten irgendwie hilfreich wären für die Welt. Sie war nie als Rednerin für Buddhistisches Wissen ausgebildet worden, nur als Praktizierende tiefer Meditation. Sie hatte keine Fertigkeiten im öffentlichen Reden, doch ihre Meisterschaft war ihre innere Stärke, die sie in den Jahren intensiver Meditation aufgebaut hatte. Sie war eine äußerst entschlussfreudige Persönlichkeit. Von der Existenz des DHAMMAKAYA – Körper des Lichts durch die eigene Meditationserfahrung versichert, benutzte sie nie blumige Worte, um das Interesse anderer für Meditation zu gewinnen. Stattdessen leitete sie diese bloß durch deren eigene Meditationserfahrung an, selbst Sicherheit zu gewinnen. Sie pflegte zu sagen:
„Meditiere und Du wirst es selbst herausfinden!“ Ihre Direktheit und Härte der Worte durchschnitt die Entschuldigungen vieler Leute und inspirierte diese, wieder zu kommen und sie erneut zu treffen.
Obwohl die MASTER NONNE nie Lehrerin gewesen war – ging sie soweit, dass sie die Aufgabe des Unterrichtens bei den restlichen Studenten übernahm, die Master Nonne Thongsuk trainiert hatte.1 Wenn irgendjemand Buddhistisches Wissen bei ihr studieren wollte, leitete sie denjenigen in Meditation an und verlangte von ihm die regelmäßige Meditation. Sie nahm keinen durch fruchtlose Unterhaltung in Anspruch. Praktizieren war das Schlüsselwort, nicht Schwätzen. Sobald sie anfingen, innere Erfahrungen zu machen, so wie die innere Kugel oder die inneren Körper selbst zu sehen, verstanden sie das DHAMMAKAYA Wissen von selbst. Viele waren in der Lage, den DHAMMAKAYA – Körper des Lichts zu erreichen.
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1 Eine Erreichung wurde auch beschrieben in der akademischen Schrift von Mc Daniel (2006, S. 110), nach Heikkilä- Horn (1996)
Zu jener Zeit lebte die MASTER NONNE in einer baufälligen alten hölzernen Unterkunft , die ursprünglich 3 Stockwerke hoch gewesen war, jedoch von außen so aussah, als hätte sie nur ein Stockwerk. Es war die Unterkunft, die sie mit Master Nonne Thongsuk geteilt hatte. Die Pfeiler zwischen dem Erdboden und dem ersten Stock waren ungefähr 4 Fuß (ca. 1.20 m) hoch und ließen Platz genug, sich zu bücken oder zu sitzen, aber nicht zu stehen. Der Fußboden war nur mit Holzbrettern gedeckt, jedoch makellos sauber gefegt. Menschen kamen hierher, um zu meditieren – die sogenannten „downstairs“. Der erste Stock war der räumlich größte Teil des Hauses. Entlang einer Wand des Raumes befand sich ein Tisch mit einem Schrein, indem sich ein Buddha Bild befand, dann Aufbewahrungsschränke und ein zweiter Tisch mit einem Schrein, indem sich ein Bild ihrer Lehrerin Master Nonne Thonksuk befand. Die andere Seite des Raumes war MASTER NONNE Chandra’s Lebensraum. Hier meditierte sie, empfing Gäste und veranstaltete an jedem ersten Sonntag des Monats die Zeremonie des Schenkens von Nahrungsmitteln an Buddha. In einem kleinen Kasten neben ihrem Sitzplatz wo sie Gäste empfing, bewahrte sie verschiedene Sorten von Medizin auf, die sie an diejenigen verteilte, die mit medizinischen Problemen zu ihr kamen. Die Medizinfläschchen standen sorgfältig aufgereiht in einer Linie. Beinah in der Mitte des Raumes war der sogenannte ‚kopflose‘ Pfeiler, der nicht ganz bis zur Decke reichte. Der 3. Stock (oder 2. Etage des Hauses) war wie ein Absatz, ein Meter höher als der 1. Stock. Tatsächlich war der 2. Stock die Decke der Küche im Erdgeschoss, die erhöht worden war, damit man darin stehen konnte.
Morgens früh, um 4:00 Uhr stand die MASTER NONNE auf und meditierte für sich allein bis zum Frühstück. Um ca. 8:30 Uhr meditierte sie erneut, doch dieses Mal um andere in Meditation zu unterrichten. Ob viele oder wenige Personen eintrafen, sie unterrichtete einfach. Egal wer sie an diesem Morgen besuchen kam, sie hatte einen Standardspruch, den sie immer benutzte:
„Wenn Du nicht in besonderer Eile bist, stell Deine übrigen Verpflichtungen auf die Seite. Lass uns still sitzen und unser Bewusstsein zuerst reinigen, danach lass uns reden.“
Neuankömmlinge willigten widerstrebend ein. Die meisten Menschen, die damals kamen, um sie zu besuchen, waren im mittleren, berufstätigen Alter und hatten eigene Familien. Sie nutzte ihre 30 Jahre Meditationserfahrung, um andere im Meditieren zu unterrichten. Einige ihrer BesucherInnen, die einer Grundlinie der Tugendhaftigkeit in ihrem Leben folgten und die bereits einige Meditationserfahrung mit dem Großen Abt hatten, erreichten die Klarheit des Bewusstseins mit ihr sofort. Falls diese Menschen eine Anweisung von ihr benötigten, gab sie diese als letzten Teil der Meditationsanleitung in den letzten 10 Minuten, mit ihnen sprechend während beide Seiten ihre Augen geschlossen hielten. Solche Anweisungen schienen auf einer tieferen Ebene von den Fragenden aufgenommen zu werden, weil es eine Anweisung war, die zu einer Zeit gegeben wurde, nachdem das Bewusstsein bereits in der Meditation verfeinert war. Dies war die Art wie die MASTER NONNE diejenigen trainierte, die zu ihr kamen.
Sie hatte ihre eigene Art, wie sie das Dhamma Wissen weitergab. Neben dem Unterricht in Meditation, den sie interessierten StudentInnen anbot, war sie immer erreichbar, um das Leiden derer zu lindern, die mit Problemen im Leben oder der Gesundheit zu ihr kamen. Sie ersuchten die MASTER NONNE um Hilfe, wenn ihre Kinder oder Großkinder in Spitälern als unheilbar deklariert wurden. Einige kamen zu ihr, um sie eine Person finden zu lassen, die vermisst wurde. Einige wollten ihre Boonya – Reine Energie mit ihren Verwandten teilen, nachdem diese gestorben waren. Die MASTER NONNE hatte ihre Art Wege, wie sie sicherstellen konnte, dass sogar solche, die aus anderen Gründen zu ihr kamen, das Wissen über Meditation mit sich nach Hause nehmen konnten.
Sie benutzte das Wissen des DHAMMAKAYA’s, um allen BesucherInnen so praxisnah wie möglich zu helfen, indem sie alle gleichwertig behandelte, mit einem Bewusstsein, das von Mitgefühl erfüllt war. Auch für solche, die kamen und sie ohne jeden Respekt behandelten oder solche, die sie nur auf die Probe stellen wollten, tat sie ihr Bestes um ihnen zu helfen. Botengänge, die sie in die Reiche der Himmel und der Höllen führten, waren für die MASTER NONNE Dinge, die sie wie Wege zu normalen Örtlichkeiten aussehen ließ, eher so wie wenn sie von ihrer Unterkunft in andere Bereiche des Tempels laufen würde, als dass sie Bereiche des Lebens nach dem Tod durchquerte. Wenn sie mit der Frage eines Gastes konfrontiert war, tat sie nichts Spezielles. Sie schloss einfach ihre Augen für einen Moment, meditierte, um sich in die Einheit mit ihrem inneren DHAMMAKAYA – Körper des Lichts zu bringen, bis ihre Fähigkeit des Sehens und Wissens zu der Größe angewachsen war, die die Drei Reiche umfasst – bis das Ganze der 31 Reiche so wie eine Stachelbeere in ihrer Handinnenfläche war. Die Augen zu schließen und eine verstorbene Person in ihrem Aufenthaltsort nach diesem Leben zu finden, schien für sie nicht schwieriger zu sein, als es für jeden anderen war, seine Augen zu öffnen und einen verlorenen Gegenstand in seinem Zimmer zu finden.
Wenn die Verstorbenen in einen Höllenbereich gefallen waren, redete sie mit den fragenden Gästen nicht um den heißen Brei herum. Sie zeigte ihnen das Verhalten auf (Karma), das diese in ihrem jüngsten Leben begangen hatten, und das sie an diesen Ort geführt hatte. „Jetzt sind sie in der-und-der Ebene der Hölle und müssen sich der-und-der Art von Rückwirkungen unterziehen“, oder „Jetzt ist ihre Rückwirkung in der Hölle abgelaufen und sie konnten hinüberwechseln in eine so-und-so bessere Existenz.“ Ihre Gäste pflegten ihr zu danken. Die MASTER NONNE erklärte ihnen dann, welche Reine-Energie (Boonya) generierende Handlung am besten auszuführen wäre, um diese Boonya Energie dann den Verstorbenen zu widmen. Damit es wirksam wurde, müssten sie auch selbst ihr Bewusstsein reinigen, indem sie täglich meditierten.
Oft, wenn sie einem Leidenden geholfen hatte, berichtete sie, dass sie die Verstorbenen lehrte zu meditieren und sie daran erinnerte, dass sie, falls sie es unterließen zu meditieren, in den Höllenbereich zurück fallen würden, aus dem sie gekommen waren. Oftmals waren die Gäste erstaunt festzustellen, dass die MASTER NONNE mehr über die unheilvollen Handlungen der Verstorbenen wusste, als sie, obwohl sie mit ihnen jahrelang zusammengelebt hatten! Meistens hatten sie nur die guten Taten der Person gesehen vor ihrem Ableben.
Einmal kam ein gewisses Paar zum ersten Mal zur MASTER NONNE. Nachdem sie ihr ihren Respekt erwiesen hatten, eröffnete die MASTER NONNE die Konversation mit den Worten: „Es ist nun Zeit, mit den Pferdewetten aufzuhören.“ Der Ehemann schreckte zusammen und durchbohrte seine Ehefrau mit Blicken, dachte, dass sie der Nonne hinter seinem Rücken sein Laster verraten hätte. Die Ehefrau protestierte, „Schau mich nicht so an. Ich bin auch zum ersten Mal hier!“ Die Stimme der MASTER NONNE klang wie ein Tatsachenbericht, als wenn sie sich generell beschweren würde, nicht über jemand besonderen – doch das Merkwürdige war, dass ihre Beobachtungen immer haargenau stimmten, auch wenn dies nur vom Betreffenden gewusst wurde.
Einmal kam ein weiteres Paar zu ihr und bat um Hilfe. Die Ehefrau war eine Lehrerin in der Schule des Wat Bovornives Tempels und sie war eine reguläre Schülerin der MASTER NONNE. Ihr Ehemann war auch ein guter Mann, doch extrem starrköpfig. Er glaubte nicht an die Existenz von Himmel und Hölle, doch er führte verschiedenartige Reine Energie (Boonya) generierende Taten aus, nur für den Fall. Er pflegte sogar das Rezitieren von Versen (Chanting) für 1 oder 2 Stunden am Tag – damit wenn sich herausstellen würde, dass eine Hölle existierte, er in der Lage sein würde, sich in Sicherheit zu bringen. An diesem Tag nun war er gekommen, um die MASTER NONNE zu befragen: „Lehrerin! Mir ist etwas Merkwürdiges passiert! Wenn ich darf, würde ich Dir das gern erzählen, damit Du mir sagen kannst, ob ich mir das eingebildet habe oder nicht.“ Er begann die Geschichte. „Eines Nachts, als ich draußen auf dem Balkon unseres Landhauses lag, war der Mond hell genug, um sehen zu können. Ich sah so etwas wie eine Säule von Rauch aufsteigen aus den Fugen zwischen den Bodenbrettern des Balkons, der sich dann als menschliche Figur formierte, die so groß wie ein Baum war. Die Figur schritt dann über das Hausdach davon. Ich sah es mit meinen eigenen Augen. Ich habe keine Idee, was ich da gesehen habe! Sieh mal, ich habe diese Geschichte nun schon in mehreren Tempeln erzählt, doch niemand konnte mir bisher eine befriedigende Antwort geben. Einige sagen, ich hätte mir die Dinge eingebildet.“
Die MASTER NONNE schloss ihre Augen als sie der Geschichte zuhörte. Zuschauer, die in Hörweite sassen und zufällig die plumpe Art des Ehemannes mit anhörten, nahm es Wunder, wie sie mit dieser Situation umgehen würde.
„Also Lehrer, was würdest Du sagen, was ich gesehen habe?“ Sobald der Mann seine Frage beendet hatte, öffnete die MASTER NONNE ihre Augen, sah ihn an und sagte, „Was Du gesehen hast war ein Hungernder Geist (peta). Dieser Hungernde Geist war ein ehemaliger Verwandter von Dir!“
Der Mann sah sie in ärgerlichem Unglauben an und protestierte, „Keiner meiner Verwandten würde je als Hungernder Geist enden!“
Die MASTER NONNE reagierte in keiner Weise auf das kindische Benehmen des Mannes. Ohne irgendein Zeichen von Irritation sass sie wie weiterhin unvoreingenommen da, wie es stets ihre Art war. Obwohl er gesagt hatte, dass er ihr nicht glaubte, konnte er es nicht lassen, über die Möglichkeit zu grübeln, dass einer seiner Verwandten ein Hungernder Geist geworden war. Sie selbst zeigte kein Anzeichen von Ärger, doch die Zuschauer wurden stattdessen ärgerlich über ihn wegen seiner fehlenden Rücksichtnahme gegenüber der Nonne – denn er gab sich halb ärgerlich, halb neugierig, um zu sehen, wie sie mit der Situation umgehen würde. Sie erklärte ruhig, „Dein Verwandter war früher der Zeremonienmeister im Tempel, doch unterschlug er Einkommen des Tempels und nahm davon für sich. Als er starb, wurde er in seinem gegenwärtigen Leben zu einem Hungernden Geist.“
„Unmöglich! Es gab keinen Verwandten von mir, der jemals im Tempel Zeremonienmeister gewesen wäre, Lehrer! Wenn Du so schlau bist, dann mal los, sag mir den Namen des Verwandten!“
Wie gewöhnlich ging die MASTER NONNE nicht auf die ungehörige Reaktion ein. Sie sagte ihm ruhig, „Er trug den Namen Rasamee.“
„Wenn das der Name ist, ‚Rasamee‘, dann ist es sicher kein Verwandter von mir. Wenn er ein Verwandter wäre, dann hätte er sicher einen besseren Namen gehabt als diesen!“ Er hob seine Hände in der Art wie man sie zu einem Gebet erhebt und verliess die Unterkunft über die Treppe.
Er wurde nicht mehr gesehen, bis alle die Sache fast vergessen hatten. Nach mehreren Monaten, kam er wieder um die MASTER NONNE zu sehen und gab verstohlen zu: „Also! Ich habe einige Nachforschungen betrieben. Es hat sich herausgestellt, dass ich in der Tat einen Verwandten mit diesem Namen hatte. Er wurde Rasamee genannt und er war Zeremonienmeister des Tempels. Er starb vor langer Zeit. Also! Ich kann nicht so tun wie wenn ich wüsste, ob er Tempelgelder veruntreut hat – doch eins weiss ich mit Sicherheit – es gibt nichts, was Du sagen könntest, das mich von der Existenz von Hungernden Geistern überzeugen könnte!“
Einige Gäste kamen zur MASTER NONNE und fragten sie um Rat, ob sie sich einer Operation unterziehen sollten oder nicht. Einige fragte sie dann zurück, „ Was ist der springende Punkt für Dich bei einer Operation? Du wirst auch ohne sie genesen.“ Oft protestierten sie dann und gaben an, dass der Termin mit dem Operateur bereits feststand. Die MASTER NONNE pflegte nur zu sagen, „Die Entscheidung liegt bei Dir! Wenn Du die Operation wählst, dann rezitiere währenddessen das Mantra ‚Samma Arahang‘ für Dich. Später, nachdem sie von der Operation zurückkamen, kamen sie wieder zu ihr und gaben zu, dass als der Arzt sie in der Operation aufgeschnitten hatte, die vermutete Abnormalität nicht gefunden werden konnte. Die MASTER NONNE sagte dann bescheiden, „Also! Zumindest weisst Du jetzt, wie es ist, eine Operation zu haben!“
Sie nutzte dieselben Prinzipien, die sie vom GREAT MASTER TEACHER gelernt hatte, um diejenigen in ihrem Leiden zu erleichtern, die bei ihr Zuflucht suchten. Wenn jemand krank zu ihr kam, die noch verbliebene Reine Energie (Boonya) hatte, um zu überleben, dann half sie ihm zu genesen. Das bedeutete, dass es einen nie endenden Strom von Menschen gab, die sie aufsuchten.
Ungefähr sechs Monate nach dem Tod von Master Nonne Thongsuk sass ein Handleser gegenüber der kleinen Unterkunft der MASTER NONNE und bot ihr gratis seine Dienste an. Er erklärte, „Du wirst eine grosse Anzahl von neuen StudentInnen haben und ein Schutzort sein für Tausende. „ Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich Dir das glaube!“ sagte sie. „Ich lebe allein und ich habe nichts ausser dieser kleinen Unterkunft .“
Wie wenn es die Beantwortung der Prophezeiung des GREAT MASTER TEACHERs wäre, begann auf einmal eine neue Generation von StudentInnen, die an Meditation interessiert war, zum Wat Paknam Tempel in Basicharoen zu kommen und die MASTER NONNE in ihrer bescheidenen Unterkunft aufzusuchen. Diese dachte nicht weiter darüber nach, ausser dass sie sich der Worte des GREAT MASTER TEACHERs erinnerte und begann, sie nach ihren besten Fähigkeiten zu unterrichten. Nach einer Weile jedoch begann sie zu realisieren, dass die Vorhersage des Handlesers wahr war. Sie begann eine zunehmende Anzahl von StudentInnen zu haben, die so jung waren, dass sie ihre eigenen Enkel hätten sein können. Sie verstand nun, dass dies der Start war von dem, was der GREAT MASTER TEACHER gemeint hatte, als er davon sprach, ‚der Welt die Meditation zu bringen‘. Sie formierte eine kleine Klasse Meditierender und unterrichtete sie in ihrer eigenen Hütte. Ungefähr 1961, als die MASTER NONNE 52 Jahre alt war, begann ihre Gesundheit nachzulassen. Sie erkrankte über mehrere Monate und inzwischen schrieben einige ihrer StudentInnen ihre Biografie in einem Buch nieder. Obwohl die MASTER NONNE Chandra keine Master-Meditationslehrerin war, erschienen anschliessend Artikel über sie in Meditationsbüchern und bekannten Buddhistischen Zeitschriften. Natürlich blieb Master Nonne Thongsuk berühmter als MASTER NONNE Chandra, denn sie war die bessere Rednerin, die in eine solche Detailtiefe und Meditationserfahrung gehen konnte, dass sie von zeitgenössischen Buddhistischen Wissenschaftlern Respekt erntete für die Sorgfalt ihres metaphysischen Verständnisses – auch wenn Master Nonne Thongsuk, sowie MASTER NONNE Chandra Analphabetinnen gewesen waren.
Als die Zahl ihrer eigenen StudentInnen anwuchs, war die Kapazität ihrer baufälligen Unterkunft überschritten. Es gab nicht mehr genug Platz für alle, um zu meditieren. Die Gruppe, die zur Meditation mit ihr kam, brachten 58‘000 Baht aus dem Nichts zusammen, was ihnen erlaubte, innerhalb des Geländes von Wat Paknam ein zweistöckiges Haus zu bauen, mit einer Küche, einem Badezimmer und einem kleinen Vorgarten. Es war ein Zweckgebäude für Meditations-Unterricht – das erste Heim von ‚Dhammaprasit‘ – dem Vorläufer der DHAMMAKAYA Stiftung.
Das Haus wurde mit den Bauleitertalenten des Ven. Narong Thitanano erbaut und man gab ihm den Namen Phrabhavanakosolthera. Auch im neuen Haus behielt die MASTER NONNE ihre Gewohnheiten von Ordnung und Sauberkeit bei. Die Gruppe der Studenten wurde als die ‚Studenten des Dhammaprasist Hauses‘ bekannt. Mit der Zeit nahm ihre Anzahl schnell zu. Die MASTER NONNE fuhr in grossem Ernst damit fort, sie in Meditation zu unterrichten.
Als Khun Nai Liap 85 Jahre alt war, kam sie immer noch zum Wat Paknam Tempel und jedes Mal, wenn sie die MASTER NONNE traf, erinnerte sie sie, ‚Schwester Chandra! Du hattest gesagt, Du würdest anschliessend zurückkommen, doch Du hast es nicht getan.‘ Sogar, als Khun Nai Liap auf ihrem Sterbebett lag, liess sie die MASTER NONNE durch einen Hausangestellten einladen, in ihr Heim zu kommen, um ihr eine letzte Schenkung zu überreichen, doch sobald sie eintraf, sagte sie dasselbe: ‚Schwester Chandra! Du hattest gesagt, Du würdest anschliessend zurückkommen, doch Du hast es nicht getan‘, während sie ihr resigniert eine Schenkung für ihren persönlichen Gebrauch überreichte. Es war nie ihre Absicht gewesen, für den Rest ihres Lebens eine Hausangestellte zu sein. Womit sie der GREAT MASTER TEACHER zurückgelassen hatte, war die Mission, eine neue Generation von StudentInnen zu trainieren und die Tradition einem Nachfolger zu übertragen.
10 Trainieren des Nachfolgers
Kayasucim, vacasucim cetosucim anasavam
Sucim soceyyasampannam ahu ninhatapapakan ti
Diejenigen, die rein sind in Körper, Rede und Bewusstsein, die frei sind von negativen mentalen Verhaftungen, die ausgestattet sind mit Reinheit, die von jeglichem Mangel geläutert ist, diese Personen werden von den Weisen als wahrhaft rein erkannt.
A.i. 273
An der Suan Kularb Schule – einer der besten Sekundarschulen von Bangkok – gab es einen Wirtschaftsstudenten, der einen unersättlichen Appetit auf das buddhistische Wissen und sämtliche übernatürlichen Dinge hatte. Die unbeantwortete Frage von ‚Weshalb sind wir geboren?‘ und ‚Was ist unser Lebenssinn?‘ hing unbeantwortet in seinem Bewusstsein. Er wusste nicht, wen er fragen sollte. Er war charmant und talentiert in sozialen Angelegenheiten. Unter Freunden war er beliebt und alle fanden, dass er eine angenehme Erscheinung war. Niemand jedoch konnte die Hingabe übersehen, mit der sich der junge Mann für buddhistisches Wissen und Meditation interessierte. Sein Name war Chaiyaboon Sutthipol. Er war groß, dünn und trug eine dunkle Sonnenbrille um seine Sensibilität gegenüber hellem Sonnenlicht zu erleichtern. Seine spirituellen Fragen trug er in sich seit er 13 Jahre alt war.
Er hatte eine Zeitschrift gelesen, die ‚Vipassana Banteungsarn‘ , die von den heroischen Bemühungen von MASTER NONNE Chandra und Master Nonne Thongsuk während des 2. Weltkrieges erzählte. Die Zeitschrift enthielt sogar Fotos der beiden Nonnen und von anderen z.B. von ‚Kru Yannee‘. Der Artikel berichtete, wie sie die Bomben abgelenkt hatten, die auf Bangkok abgeworfen worden waren. Der Student fand, dass wenn die MASTER NONNE in der Lage gewesen war, fallende Bomben abzudrehen, dann müsste das Beantworten seiner Fragen für sie ein Kinderspiel sein. Dies war sein erster Antrieb, die MASTER NONNE zu finden. Doch obwohl er zu jener Zeit in einem Haus in Thonburi, nah beim Wat Paknam Tempel lebte, besuchte er ihn seltsamerweise offenbar nicht.
Erst 3 volle Jahre später, als er ein 19jähriger Student war, hatte er die Gelegenheit, zum Wat Paknam Tempel zu gehen. Als er ankam, wusste er immer noch nicht, wo er nach der MASTER NONNE suchen sollte. Er sah sich suchend im Tempel um und nahm mit einem flüchtigen Blick eine drahtige alte Nonne wahr, die vor dem Gedächtnisgebäude von Master Nonne Thongsuk stand, mit dem Rücken zu ihm. Der Student kannte sie nicht und sie kannte ihn nicht. Er konnte nicht sagen, ob sie dieselbe Person war, die er in der Zeitschrift gesehen hatte oder nicht. So kam es, dass er am ersten Tag, obwohl er unwissentlich in Sprechweite der MASTER NONNE gelandet war, enttäuscht nach Hause gehen musste. Der Versuch sie zu finden, schien ihn im Kreise zu führen. Wiederum ging er für lange Zeit nicht mehr in den Wat Paknam Tempel. Er vertiefte sich in seine Studien. Seine Fragen blieben weiterhin unbeantwortet.
Er begann mit der Universität, studierte Wirtschaftswissenschaften an der Kasetsart Universität in Bangkok. Im Oktober 1963, während der Semesterferien, entschied er, wiederum im Wat Paknam Tempel nach ihr Ausschau zu halten. So fragte er erneut nach einer Nonne, die ‚Mutter Chandra‘ genannt würde, doch niemand hatte von jemand mit diesem Namen gehört. Tatsächlich fand er jemanden der sagte, dass es zwar keine ‚Mutter Chandra‘ gebe, sondern nur eine ‚Lehrerin Chandra‘. Er dachte, das müsse wahrscheinlich jemand anderes sein.
Doch war dieser Tag nicht umsonst gewesen. Denn ein alter Mönch erblickte ihn und schlug ihm vor, bei einem Mönch genannt ‚Acharn Veera‘ Dhamma-Wissen zu studieren, der auch fähig war, Meditation so zu unterrichten, wie es vom kürzlich verstorbenen GREAT MASTER TEACHER von Wat Paknam gelehrt worden war. Dieser Mönch, Phrabhavanakosolthera (Veera Ganuttamo) erlaubte dem Studenten neben dem Lautsprecher zu sitzen, durch den man mithören konnte, was in dem Meditationsworkshop vor sich ging. Die Anleitungen waren für ihn unmöglich zu verstehen. Sie sprachen über subtile Dinge, wie das Erleichtern der Leiden der Menschen, der Dürre und der Hungersnot. Darüber, wie der Regen zur richtigen Jahreszeit fällt oder Krankheiten der Menschen geheilt werden können. Tief in seinem Inneren gefiel es ihm, dieser Art Gespräch zuzuhören, auch wenn er es nicht wirklich verstand. Es ließ ihn sich inwendig kühl anfühlen. Er hörte sie zu der Zeit stundenlang über die Maras sprechen – und das war es, was ihn wirklich beeindruckte.
Am nächsten Tag kam der Student wieder zum Tempel und saß beim Lautsprecher um mitzuhören. Er machte das zwei Wochen lang weiter so, doch er hatte seinen Wunsch, die MASTER NONNE zu treffen noch immer nicht vergessen. Er fragte einen jungen Mann, beinahe gleichen Alters wie er selbst, ob er eine ‚Mutter Chandra‘ kenne. Der Mann sagte, es gebe hier keine ‚Mutter Chandra‘, nur eine ‚Lehrerin Chandra‘. „Kannst Du mich dann zu dieser ‚Lehrerin Chandra‘ bringen?“ fragte er in der schwachen Hoffnung, es könnte dieselbe Person sein. Dieses Mal wurde er der MASTER NONNE vorgestellt, auf den Stufen, die zum Mausoleum der Grabstätte des Grossen Abtes führten.
Die MASTER NONNE hatte ein strahlendes Aussehen und ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Zu jener Zeit war sie 53 Jahre alt – und auch wenn sie dünn ausschaute und unscheinbar ohne ein spezielles Äusseres, so hatte sie jedoch ein Funkeln in ihren Augen, das sie von allen anderen Menschen abhob. Sie hatte Augen, die von tiefem Mitgefühl sprachen, von Entschlossenheit und innerer Vollendung. Der Student erkannte sie sofort als die Lehrerin, nach der er schon sein Leben lang gesucht hatte – derjenigen, die ihm die Antworten auf seine Fragen enthüllen würde, die er in seinem Bewusstsein bewegte.
An diesem Tag wollte er sofort mit seinen Fragen herausplatzen und sie beantwortet haben. Er wollte fragen, wie das damals mit dem Ablenken der Bomben gewesen war. Doch die MASTER NONNE war auf dem Weg, ihrer bestehenden Verabredung nachzukommen und so erwiderte sie seinen Gruss und teilte mit: „Heute habe ich bereits eine Abmachung, zu der ich gerade gehe, wir müssen unser Gespräch an einem anderen Tag führen. Ich nehme an einer Bestattung teil.“
Nur schon das Viele, das er über die MASTER NONNE gehört hatte, lies die Hoffnungen des Studenten ansteigen. Er sagte zu, am nächsten Tag vorbeizukommen und schon am nächsten Morgen kehrte er voller Erwartungen in den Tempel zurück. Seit seiner Kindheit hatte er vergeblich nach Antworten auf seine Fragen gesucht. Er hatte so viele Gelegenheiten wie möglich ergriffen, berühmte Tempel zu besuchen, ihre Lehren zu erfahren und nach Antworten zu forschen – aber was er bisher gefunden hatte, konnte ihn nicht zufrieden stellen. Die MASTER NONNE jedoch beantwortete seine Fragen an diesem Tag so klar, dass er überzeugt war, mit ihr das Dhamma-Wissen zu studieren und zu praktizieren.
Später, als das Semester wieder begonnen hatte, kam der Student jeden Tag, um mit ihr zu meditieren. Es war eine recht lange Reise für ihn, von der Kasetsart Universität aus den Chao Phaya Fluss zu überqueren und bis nach Wat Paknam Basicharoen zu reisen. Es dauerte fast 1.5 Stunden bis er ankam. Normalerweise verliess er die Universität am Morgen, ging hinaus zur MASTER NONNE, um mit ihr zu meditieren und kehrte abends an die Universität zurück. Gewöhnlich kam er am frühen Nachmittag an und kehrte spät nachts heim.
Dieser Student war der erste, der sich an die ‚Lehrerin Chandra‘ wandte als ‚MASTER NONNE‘, und später wechselten auch andere dazu über, sie so zu nennen. Bei ihrem ersten Treffen verlor die MASTER NONNE keine Zeit mit Nettigkeiten, sondern wies ihren Studenten an, sich zum Meditieren hinzusetzten und vermittelte ihm die Methode. Sie sagte zu ihm: „Stell sicher, dass Du häufig meditierst.“ Er nahm die Meditation ernst und tat genau, was sie ihm aufgetragen hatte. Er war etwas erstaunt über sich selbst, dass er ihre Anweisungen so ernst nahm. Er hatte nicht diese Zweifel im Kopf, mit denen er immer zu kämpfen gehabt hatte, während er andere Meditationsschulen besuchte. Er fand nicht, dass die MASTER NONNE sich rechtfertigen müsste für die Dinge, die sie ihn zu tun bat. Er fühlte sich glücklich, einfach zu folgen.
Es war am Silvesterabend. Da fanden viele Partys und Feiern für Studenten der Kasestart Universität statt. Weil er keine Geheimnisse vor der MASTER NONNE hatte, auch nichts hinter ihrem Rücken tat, ging er und fragte sie erst um Erlaubnis, bevor er zur Party ging. Die MASTER NONNE verbot es ihm nicht, sie sagte nur: „Du gehst jedes Jahr zur Party und auch dieses Jahr kannst Du gehen – ich werde Dir das nicht verbieten – doch gehe nicht vor Mitternacht auf die Party. Aufgrund dessen unterhielt er sich mit der MASTER NONNE über Dhamma-Themen bis ca. 20 Uhr. Auf dem Universitätsgelände kam er um 22 Uhr an, nachdem er auswärts noch etwas gegessen hatte. Er wusste genau, wenn er warten würde bis Mitternacht, war sämtliche Unterhaltung vorbei, doch er würde seine Zusage nicht rückgängig machen. Er lief an all den Feierlichkeiten vorbei ohne überhaupt aufzuschauen. Er lungerte herum wie ein von der
Universität eingesperrtes Tier und schaute wieder und wieder auf seine Armbanduhr, bis die Zeiger Mitternacht erreichten – dann sprang er wie angestochen auf, hetzte zu der Feier und kam gerade noch rechtzeitig um zuzuschauen, wie jeder auf sein Fahrrad stieg, um nach Hause zu fahren.
Dies war nur eins von vielen Beispielen, wie die MASTER NONNE ihn testete, um zu sehen, ob er wirklich ernsthaft in seinen Dhamma-Studien war. Egal was geschah, er erhielt seine Praxis aufrecht. Vielleicht war es wegen etwas, das die MASTER NONNE ihm mitgeteilt hatte, beim ersten Mal als sie Zeit hatten, ernsthaft miteinander zu reden. Da hatte sie preisgegeben:„Du bist derjenige, den mich der GREAT MASTER TEACHER Wat Paknam herunterrufen liess, um während des 2. Weltkrieges geboren zu werden.“
Wenn er Wat Paknam am Wochenende besuchte, sass er morgens, mittags und nachts um zu meditieren. Sobald Besucher kamen, versteckte er sich innerhalb der Tempelmauern und kehrte zu ihrer Unterkunft zurück, wenn alle heimgegangen waren. Er sass oft mit dem Rücken am ‚kopflosen‘ Pfeiler angelehnt. Die meisten StudentInnen der MASTER NONNE waren ihr von Master Nonne Thongsuk nach deren Tod übergeben worden. Obwohl er nicht ihr erster Student war, überholte er viele, die vor ihm gekommen waren wegen seiner Ernsthaftigkeit.
Die MASTER NONNE nahm sich viel Zeit für diesen hingebungsvollen Studenten. Abgesehen davon, dass sie ihn den Weg der Meditation lehrte, bis er in der Lage war, den DHAMMAKAYA – Körper des Lichts selbst zu erreichen, nahm sie die Mühe auf sich, jede seiner Fragen zu beantworten, die er an sie richtete, auch dann, wenn sie nicht sehr wichtig zu sein schien.
Als der Student die MASTER NONNE zu Anfang traf, hatte diese noch die Gewohnheit, Betelnüsse zu kauen. Doch als der Student sie immer wieder fragte ‚wieso’ sie wählte, diese zu kauen und ‚was‘ der Nutzen von Betel wäre, ‚ob‘ sie gut schmeckten, sagte die MASTER NONNE nur, es sei ‚entspannend‘ das zu tun. Sie sagte, einige Portionen schmeckten gut, andere nicht. Sie pflegte Betelnüsse, die weniger gut schmeckten, auszuspucken, die anderen nicht. Irgendwann hatte sie von seinen Fragen genug und eines Tages hörte sie auf zu tun, was ein Leben lang ihre Gewohnheit gewesen war.
Am Anfang, als der Student das DHAMMAKAYA-Wissen selbständig zu erforschen begann, war die MASTER NONNE immer da, um ihn zu ermutigen – etwas, das er nie zuvor empfangen hatte, nicht einmal von seinen eigenen Eltern. Sie gab ein Rezept für Erfolg an ihn weiter – indem sie ihm sagte, dass er kontinuierlich danach streben und gleichzeitig sicher stellen sollte, dass seine Technik korrekt war. Er musste jeden Tag meditieren – ohne Ausnahme. Auch wenn er so müde war, dass er manchmal während seiner Meditation einschlief, so sollte er trotzdem noch meditieren. Er sollte beobachten, ob er sich an die Technik gehalten hatte, die sie ihm vorgeschrieben hatte.
Normalerweise war die MASTER NONNE aktiv und bei guter Gesundheit. Obwohl sie untergewichtig aussah, leuchteten Glücklichsein und Glanz aus ihr heraus. Einmal aber, als sie krank war, erlaubte man ihr, sich an einem Ort in der Sukumvit Strasse von ihrer Krankheit zu erholen, einer Gegend, die damals noch fast ausschliesslich aus offenen Feldern bestand. Ihr Student entschied, sie dort zu besuchen, nicht nur, um ihr einen Krankenbesuch abzustatten, sondern um fortzufahren von ihr zu lernen. Während er es unternahm zum Haus in Sukumvit zu laufen, legte er viele Kilometer in Schweiss gebadet zu Fuss zurück. Im Haus sah er die MASTER NONNE flach auf ihrem Krankenbett liegen. Sogar als sie dort lag, erklärte er ihr, dass er ‚dies‘ oder ‚das‘ in seiner Meditation tun müsste. Sie machte mit dem Unterrichten auch dann noch weiter, wenn sie nicht einmal stark genug war, aufrecht im Bett zu sitzen. Sie behandelte ihre Krankheit, wie wenn sie die einer anderen Person wäre. Ihr Student war gleichfalls an ihrer Krankheit uninteressiert und sass meditierend an der Seite ihres Bettes, sein Bestes versuchend, alles wozu sie ihn aufforderte in die Praxis umzusetzen, während der Schweiss von seiner Reise noch kaum getrocknet war. Dies waren einige seiner glücklichsten Studentenjahre mit ihr.
Als sie genesen war, kam der Student wieder jeden Tag nach Wat Paknam. Er spürte, dass er jeden Tag etwas Neues von ihr lernte und wollte mit ihr in seiner Meditation kontinuierlich Fortschritte machen. Es gab nichts anderes auf der Welt, das er lieber gemacht hätte.
Eines Tages brachte der junge Meditationsforscher die Frage vor seine Lehrerin, bezüglich einer sehr alten Zeremonie für das Schenken von Lebensmitteln an den Buddha – ob es durchführbar sei, diese Schenkung mittels Praktizieren der DHAMMAKAYA-Meditation auszuführen. Die MASTER NONNE bestätigte, dass dies durchführbar sei und so lernte der junge Student den Weg im Detail, wie das Schenken von Nahrungsmitteln an den Buddha auszuführen ist. Diese
Schenkungs-Zeremonie zog die Aufmerksamkeit vieler Menschen an und wurde mehr und mehr beliebt. Hierdurch wurde das uralte sakrale Ritual der Thais von dieser Generation der Meditierenden wieder besser verstanden und akzeptiert.
Er war hingebungsvoll in seinem Üben und wurde ein herausragender Student. Folglich begann er einige seiner Universitätsfreunde einzuladen, männliche und weibliche, alte und junge, im Hause der MASTER NONNE zu meditieren.
Zusätzlich begannen die MASTER NONNE und der Student von 1964 an, mit der Beschlusskraft zu meditieren, dass sich alle Gleichgesinnten, die der Vervollkommnung nachstrebten, der Dhammaprasit Gruppe anschliessen mögen, um einander zu helfen, die Arbeit des Verbreitens des DHAMMAKAYA-Wissens nah und fern auf sich zu nehmen.
Schon bald trafen viel mehr junge StudentInnen im Dhammaprasit Haus ein. Die Zeremonie für das Schenken von Lebensmitteln wurde sehr ernst genommen und wurde von mehr und mehr jungen Studierenden besucht. Am ersten Sonntag jeden Monats wurde diese Zeremonie von der ganzen Gemeinschaft des Dhammaprasit Hauses durchgeführt, geleitet von der MASTER NONNE, zum Segen aller Wesen auf der Erde. Das Dhammaprasit Haus wurde praktisch voll von Menschen aller Alters- und Gesellschaftsschichten.
Die Gruppe war fasziniert vom anspruchslosen, bescheidenen Leben der MASTER NONNE. Die Unterkunft war klein, doch jeder Quadratzentimeter war fleckenlos sauber. Junge StudentInnen pflegten an Sonntagen nach der Zeremonie der Lebensmittelschenkung an Buddha dort zu verweilen und die MASTER NONNE verbrachte an zahlreichen Tagen viele Stunden damit, ihnen die Heilkraft des Praktizierens des Buddhistischen Wissens und des Führens eines zölibatären Lebens zu erklären. Das war eine echte Inspiration für sie. Die MASTER NONNE war in der Lage, zielführende Antworten auf all die Fragen zu geben, die sie aufwarfen.
1966 wurde der Student Khun Phadet Pongsawat vorgestellt, der damals Jeans und Hemdjacke mit Schottenmuster trug und einen einschüchternden Charakter besass, mit einer Stimme, laut genug, eine stampfende Herde von Büffeln aufzuhalten und von der Statur eines Boxers. Er hatte das persönliche Motto ‚ein Vollblüter wird niemals fett‘, was so viel heisst wie: ‚nichts anbrennen lassen!‘
Khun Phadet war seit 3 Jahren der Studentenälteste in der Kasetsart Universität. Er war gerade von 2 Jahren Auslandsstudium in Australien zurückgekehrt. Die beiden trafen sich an der Loy Kratong Party der Universität am 27. November. Eine solche Party gab es nur alle 4 Jahre einmal.
Trotz grosser Unterschiede im Charakter wurden die beiden auf den ersten Blick sofort dicke Freunde – denn obwohl Phadet einen einschüchternden ersten Eindruck hinterliess, war er begeistert davon, Buddhistisches Wissen zu verstehen, doch in seinem Streben nach Wissen hatte er sich in der Schwarzen Magie verfangen. Er offerierte dem Studenten einen Drink – was vom Älteren zum Jüngeren normalerweise eher einem Befehl als einer Einladung gleichkam. Zu seiner Überraschung sagte der Student: „Ich trinke keinen Alkohol. Ich halte die Lebensprinzipien.“ Das Wort ‚Lebensprinzipien‘ schien etwas in Khun Phadet’s Herz wachzurütteln und es brachte ihn wieder zurück auf den Weg der Dhamma-Lehre, von diesem Tage an.
Die Herangehensweise der MASTER NONNE, Meditierende auszubilden war die, mit der Ausbildung einer Person zu beginnen, die ein Vorbild für die übrigen sein konnte. Unter ihren männlichen Studenten war der junge Student Chaiyaboon derjenige, der dem Anspruch eines Vorbildes am meisten entsprach. Dieser Student wurde der Standard, dem ihre übrigen Schützlinge, wie z.B. Khun Phadet genügen mussten. Unter den Frauen wurde Khun Khaengkhae Jirachutroj als ein Beispiel genommen und als Mentorin für die jüngeren StudentInnen. Die MASTER NONNE war sehr strikt im Klarstellen, dass die männlichen und weiblichen Studentengruppen nicht zu einer gegenseitigen Ablenkung füreinander wurden.
Sie pflegte zu sagen, „Wenn es eins gibt, das ich hasse, dann ist es das Herumgealbere zwischen denen, die zur selben Dhamma Gemeinschaft gehören!“1 Sie schloss mögliche Probleme aus, indem sie Khun Khaengkhae, die alle Studentinnen mitnahm, zuerst auf den Heimweg gehen liess, wenn die Meditationsklasse am Abend um 20 Uhr endete. Erst 10 oder 20 Minuten später, wenn die Damen alle sicher in ihren Bussen nach Hause sassen, erlaubte sie den Herren heim zu gehen. Ausser wenn die Herren eine dringende Angelegenheit zu erledigen hatten, erlaubte sie dieser Gruppe zuerst heim zu gehen, und hielt die Damen für 10 oder 20 Minuten zurück, bis die Herren sicher im Bus nach Hause sassen. Dies waren die strikten Vorsichtsmassnahmen, die die MASTER NONNE vorgab, so dass ihre jungen Studentinnen die volle Möglichkeit hatten, von ihren Dhamma-Lektionen zu profitieren. Keine Skandale oder Verdächtigungen sollten jemals die Einheit der Pionierarbeitergruppe des Dhammaprasit Hauses untergraben.
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1 Wong boon diaw gan
Sie pflegte ihren StudentInnen zu sagen:
„Halte nichts vor mir geheim. Wenn Du Probleme hast, dann erzähl mir davon, so dass ich helfen kann. Betrachte mich wie einen Elternteil. Deine Eltern können jedoch nur Dinge verstehen, die Dir im gegenwärtigen Leben nützen. Ich achte auf Dinge, die Dir auch in zukünftigen Leben Wohlergehen bringen werden. Ich fühle mich verantwortlich, sogar für kommende Leben. Ich habe Angst, dass wenn Du irgendwelche Dinge tust, Du nach dem Tod in der Hölle enden könntest. Wir würden keine Chance mehr haben, uns zu treffen. Du würdest die Chance verpassen, den GREAT MASTER TEACHER von Wat Paknam zu treffen. Du würdest keinen Zugang mehr zum Wissen von DHAMMAKAYA haben. Das sind die Dinge, die mir Sorgen machen – deshalb halte nichts vor mir geheim.“
Von diesem Tag an hielten ihre StudentInnen also nichts mehr vor der MASTER NONNE zurück. Wenn sie etwas Falsches getan hatten, erzählten sie es ihr, so dass sie ihnen Hinweise geben konnte, welches Leid kommen würde, wenn sie mit diesem Verhalten weiter machen würden. Sie erzählte dann nicht nur von dem Leid im gegenwärtigen Leben, sondern auch von dem Leid in den zukünftigen Leben. Sie nährte ihre StudentInnen, indem sie ihnen erlaubte, auf dem Weg der Dhamma-Lehre zu wachsen und ihre Sittsamkeit zu meistern.
Auf diese Weise formte die MASTER NONNE ihr Team – der Startpunkt war eine Gruppe, die Reinheit über Alles respektierte, die dazu da war, die Saat der DHAMMAKAYA Tradition über die ganze Welt auszustreuen. Mit Massnahmen hinter den Kulissen, die diese jungen Leute beeinflussten, die normalerweise an nichts mehr interessiert waren, als daran, ihre eigene Familie zu gründen, inspirierte die MASTER NONNE sie dazu, sich selbst für das Erhalten des Buddha Wissens hinzugeben. Es kostete sie 10 Jahre, diese Gruppe zu ihrer Zufriedenheit zu trainieren – ein Team das in jeder Aufgabenstellung ohne interne Konflikte kooperieren konnte.
Die Reinheit des Lebensstils, in der die MASTER NONNE sie trainierte, bestand darin, sich an das zu halten, was Budhha’s eigene Definition des Wortes ‚rein‘ beinhaltete. Rein im Körper, bedeutet, moralisch zu sein in körperlicher Aktivität, sich davon abzuhalten zu Töten, zu Stehlen und sexuelles Fehlverhalten zu begehen. ‚Reinheit in der Rede‘ handelt davon, sich davon abzuhalten zu Lügen, mit Worten zu spalten, zu schwören oder nutzloses Zeug zu schwätzen. ‚Reinheit des Bewusstseins‘ bedeutet frei von der Absicht zu sein, Besitz anderer zu begehren und frei von Rachebedürfnissen zu sein, sowie die ‚Rechte Sichtweise‘2 einzunehmen. Nur auf diese Art kann eine Person wirklich als ‚rein‘ betrachtet werden.
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2 Eine Weltanschauung, die in höchste Achtsamkeit versetzt und zu Selbstverbesserung motiviert.
Die MASTER NONNE Arjarn war ein Vorbild in Reinheit auf allen Ebenen, der inneren und der äusseren. Sie war eine Person, die seit ihrer Kindheit Reinheit geliebt hat. Sie erklärte: wir können kein ordentliches Bewusstsein haben, wenn wir in einer unordentlichen Umgebung leben. Ein Beispiel ihrer Reinlichkeit ist, dass wenn sie einen Stuhl reinigte, tat sie es mit Achtsamkeit von der Vorderseite zur Rückseite, von der linken zur rechten Seite, von oben nach unten, selbst die Unterseite nicht auslassend. Alle sakralen Gegenstände mussten jeden Tag sauber gehalten werden. Sie legte besonderen Wert auf Sauberkeit in der Küche und in den Toiletten, denn wenn der unsauberste und unordentlichste Platz sauber gehalten werden konnte, dann konnte die ganze Umgebung sauber gehalten werden.
Die Art wie die MASTER NONNE sich kleidete, war anders als die jeder anderen Person. Ihre Kleider, obwohl sie einfach und abgetragen wirkten, waren stets fleckenlos sauber. Obwohl ihre Nonnenrobe mehrfach geflickt oder abgenutzt aussah, war sie jedoch nie zerknittert oder schmutzig. Khun Phadet fragte sie einmal, „Wie kommt es, dass Deine Bluse abgenutzt und doch sauberer ist, als mein eigenes Hemd, das noch fast neu ist?“ Die MASTER NONNE erklärte:
„Ich bin nur eine Bauerntochter. Ich habe nicht viele Kleider, so muss ich jeden Tag meine Wäsche waschen. Der Schmutz auf den Kleidern hat nicht lange genug Zeit sich festzusetzen, weil sie schon wieder gewaschen und auf der Wäscheleine sind. Sobald sie trocken sind, nehme ich sie schnell ab und lege sie weg.“
Khun Phadet gestand, dass er bis dahin nie daran gedacht hatte, Putzlappen zu waschen und sie wieder zu verwenden. Er hatte sie immer weggeworfen wenn sie schmutzig waren. Die MASTER NONNE hielt alles sauber genug, so dass man es hätte tragen können, sogar bis zu den Putzlappen, mit denen der Fussboden gewischt wurde!
Eines Abends, als die MASTER NONNE die StudentInnen während 10 Minuten in der Meditation angeleitet hatte, liess sie sie in der Stille weiter meditieren und verschwand in der Toilette. Khun Phadet bemerkte, dass die Toilette nach der Meditation sauberer war als vorher und aus Neugier folgte er ihr das nächste Mal, als sie während einer Meditationssitzung verschwand. Er fand sie, wie sie die Toilettenschüssel reinigte und polierte und wie sie den Fussboden in der Toilette wischte, bis er komplett trocken war. Egal wie die Toilette vor ihr verlassen worden war, sie hinterliess sie stets so, dass sie für die nächste Person aussah als wäre sie die Erste, die sie benutzte. Ein Teil ihrer Motivation, mit dem Reinigen der Toilette so sorgfältig zu sein, war das Risiko für eine Person im fortgeschrittenen Alter, auf dem nassen Boden auszurutschen.
Indem sie mit ihrer eigenen Praxis ein Beispiel gab, wünschte sie sich, dass ihre eigenen StudentInnen in ihre Fussstapfen treten würden, indem sie sich von den Sorgen und Verpflichtungen eines eigenen Hausstandes frei hielten, damit sie sich dem Streben nach Vervollkommnung widmen konnten. Aus diesem Grund ermutigte sie diejenigen ihrer StudentInnen, die noch Single waren, zölibatär zu leben. An den Abenden, wenn sie Meditation unterrichtete, fügte sie die Ermutigung für ihre StudentInnen ein, ein Leben in Ehelosigkeit zu führen. Was sie unterrichtete war tatsächlich immer verknüpft mit gesundem Verhalten, dem Streben nach Vervollkommnung in diesem Leben und dem nächsten. Sie pflegte oft die zu loben, die Single blieben – indem sie sagte, dass sie frei waren wie ein kleiner Vogel im Himmel, der sich um nichts kümmern musste ausser um seine eigenen Flügel und seinen Schwanz. Wenn man sich nicht in eine Beziehung verwickelte oder eine Familie gründete, dann war man auch so frei wie ein Vogel. Sie sagte:
„Wenn Du allein lebst, kannst Du mit 100 Baht alles machen, was Dir gefällt. In dem Moment, wo Du eine Familie hast, kannst Du nur noch 50 Baht davon erwägen zu spenden. Wenn Du 2 Kinder hast, bist Du möglicherweise nur noch in der Lage, 12.50 Baht zu geben. Wenn Du 3 oder 4 Kinder hast, bist Du kaum noch in der Lage, etwas für das Buddha Wissen zu spenden. Kinder sehen süss aus, wenn sie klein sind, doch es ist schwierig sich klar zu machen, wie störrisch sie sein werden, wenn sie älter sind. Deshalb ist es günstiger, sich nicht von vornherein in eine Beziehung zu verwickeln. So kann man der Vervollkommnung nachstreben, ohne sich um noch jemand Sorgen machen zu müssen.“
Es wäre ein Leben in Freiheit – mit einem Minimum an Sorgen und keinem Bedarf, Zeit mit Einschmeicheln bei anderen zu verbringen, was einem erlauben würde, die begrenzte zur Verfügung stehende Zeit damit zu verbringen, sein Bewusstsein zu kultivieren und die Reinheit des Bewusstseins aufrecht zu erhalten. Wenn unser Bewusstsein frei ist von den Fanghaken durch äussere Leute oder Gegenstände, ist es besser in der Lage, nach innen zu gleiten, um innere Erfahrungen zu machen. Auf diese Weise schaffte es die MASTER NONNE, in all ihren Wachstunden während ihres ganzen Lebens Dhamma zu praktizieren. Obwohl sie manchmal an Leute geriet, die entweder ihre Absichten nicht verstanden oder ihr deshalb schmeichelten, blieb sie davon unbewegt, weil ihr Bewusstsein bereits fest im Inneren etabliert war.
Geburtstage waren immer eine beliebte Festlichkeit und der Geburtstag der MASTER NONNE bildete darin keine Ausnahme. Ihre StudentInnen organisierten das Geburtstagsfest gewöhnlich gemäss dem Mondkalender.3 1968 fiel ihr Geburtstag auf den 10. Januar. Ungefähr 10 – 15 StudentInnen meditierten mit ihr, putzten ihre Unterkunft heraus und hörten einen Dhamma Vortrag von ihr. Sie lehrte:
„Ich liebe Euch alle wie meine eigenen Kinder. Jeder von Euch ist so tugendhaft, strengt sich an in seiner Meditation und tut alles mit Sorgfalt. Eure Meditation macht Fortschritte – doch weisst Du was, ich würde Dich noch mehr lieben, wenn Du das Rauchen aufgeben würdest!“
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3 Der 10. Tag des zunehmenden Mondes im 2. Mondmonat.
Die Worte der MASTER NONNE übten eine gewisse Kraft auf sie aus, denn kaum hatte sie gesprochen, warfen alle anwesenden Studenten, unter ihnen auch Khun Phadet, ihren Restbestand an Zigaretten in ihren Spuckbecher und machten in ihrer Gegenwart einen Schwur, dass sie niemals wieder rauchen würden für den Rest ihres Lebens – das vielleicht beste Geburtstagsgeschenk, das sie zu geben hatten. An diesem Tag, als alle nach Hause gegangen waren ausser Khun Chaiyaboon, gab dieser der MASTER NONNE ein Geschenk, das die vorherigen noch übertraf: und zwar machte er einen Schwur in ihrer Anwesenheit, dass er das zölibatäre Leben beibehalten würde, für den Rest seines Lebens. Sie hörte seinem Eid zu, mit grosser Freude und Stolz über ihren Studenten. Sein Beispiel inspirierte später viele seiner Freunde, dasselbe zu tun. Und so wurde ihr Geburtstag jedes Jahr zu einer Gelegenheit für die StudentInnen, ihr spirituelles Bestreben in Worte zu fassen, näher und näher hin zu den Idealen, zu denen die MASTER NONNE sie inspirierte.
Die Studentengruppe bestand aus lauter jungen, begeisterten Leuten, stark Gefestigten in der Lehre des Buddhas. Mit grossem Ehrgeiz waren sie festüberzeugte Buddhisten, die parat waren, die Lehren der Buddhas in der Welt zu verbreiten. Die Gruppe schien jeden Tag grösser zu werden. Als die Gruppe anwuchs, erhielt die MASTER NONNE die ursprüngliche Entschlossenheit und die heilsame Kraft der Tugend der Pioniergruppe aufrecht. Sie lehrte ihre StudentInnen immer neu, enthaltsam zu bleiben und erinnerte sie an die naturgegebenen Belastungen, die ein Familienleben mit sich brachte. Tatsächlich wollte ihr Student oftmals sein Studium an der Kasetsart Universität abbrechen – so stark war seine Wahrnehmung von der Dringlichkeit, ordiniert zu werden. Doch die MASTER NONNE liess es nicht zu sondern sagte, dass sie ihm erst erlauben würde zu ordinieren, wenn er sein Studium abgeschlossen hätte. Er müsse ein Schüler des weltlichen und des spirituellen Wissens sein und beide Bereiche dahin führen, fruchtbringend für das Gedeihen des Buddha Wissens zu sein. Aufgrund der Armut ihres eigenen Bildungshintergrundes, war sie immer sehr unterstützend für alle Arten von Bildungsinitiativen, genau auf dieselbe Weise, wie es auch der GREAT MASTER TEACHER gewesen war. Er hatte die Menschen immer inspiriert, hart zu lernen, obwohl er wusste, dass das höchste Ziel im Leben durch Meditation erreicht wurde.
Kurze Zeit später schloss der Student sein Studium ab und bald danach, am 27. August 1969 – dem Vollmondtag des 9. Monats im Mondkalender der Thais – versammelten sich Mitglieder der Dhammaprasit Gruppe in der Schreinhalle des Wat Paknam Tempels, wo der Student in sein Mönchsleben eintrat und damit seine Absicht vollendete, sein Leben dem Buddha Wissen zu widmen, als Mönch ‚VENERABLE DHAMMAJAYO BHIKKU‘.
Er besass die volle Kenntnis von der Realität des Lebens – dass Dinge nicht beständig sind – dass den Menschen und allen Lebewesen vorbestimmt ist zu sterben und dass es keine wahre Sicherheit in irgendwelchen Dingen gibt. Nach der letztendlichen Wahrheit zu suchen ist das allerhöchste Ziel aller Kreaturen. VEN. DHAMMAJAYO machte einen feierlichen Schwur bei sich selbst, seine Mission zu erfüllen, koste es was es wolle, egal welche Selbstaufopferung es verlange, alle Lebewesen dahin zu bringen, die höchste Glückseligkeit des Nirvana zu erlangen. Diese Ordination war ein grosser Meilenstein für das Dhammaprasit Haus, das nun einen sehr talentierten Meditationslehrer in seiner Mitte hatte. Die MASTER NONNE war zu dieser Zeit 61 Jahre alt. Die Anzahl der Menschen, die zur Meditation zum Dhammaprasit Haus kam, war so gross, dass an den grossen Zeremonien alles überfüllt war: das Haus, der Balkon und die Grünfläche davor. Es gab buchstäblich nur einen Stehplatz für die Zeremonie des Schenkens von Nahrungsmitteln für den Buddha, die an jedem ersten Sonntag im Monat stattfand. Als die Anzahl der StudentInnen im Dhammaprasit Haus den ihr zur Verfügung stehenden Platz überstieg, begann die MASTER NONNE die Idee in Betracht zu ziehen, einen von Grund auf neuen Tempel zu bauen. Sie plante für dieses Tempelgebäude alles selbst. Schon seit langer Zeit hatte sie diese Absicht gehabt, doch wartete sie erst, bis ihr Nachfolger ordiniert war. Nach der Ordination brauchte der neue Mönch doch seinen eigenen Ort, den er als Meditationsschule nutzen konnte. Also brauchte es einen Tempel, zu dem die Menschen kommen konnten, um meditieren zu lernen. Sie strebten an, das Buddhistische Wissen in ferne Länder zu verbreiten und das Wachsen der DHAMMAKAYA Meditation für Frieden in alle Länder der Erde zu bringen. Es schien sehr klar zu sein, dass das Dhammaprasit Haus den starken und heilsamen Bestrebungen der Mitglieder nicht mehr gerecht wurde, wenn diese ihre Mission erfüllen sollten. Genau zu diesem Zeitpunkt wusste die MASTER NONNE, dass die richtige Zeit gekommen war, selbst einen eigenen Tempel zu erbauen.
11 Erbauen des DHAMMAKAYA Tempels
Sayam ayavayam janna sayam janna katakatam
Nigganhe niggaharaham pagganhe paggaharaham
Die Führungsperson muss selbst Kenntnis von Ausgaben und Einnahmen haben und davon, welche Arbeit erledigt ist oder welche noch zu tun ist. Sie müssen diejenigen kritisieren, die es wert sind kritisiert zu werden und diejenigen loben, die es wert sind, gelobt zu werden.
J.V. 116
Die MASTER NONNE hielt Ausschau nach einem 20 Acres grossen Stück Land, um einen Tempel zu bauen. Eines Tages, als VEN. DHAMMAJAYO meditierte, sah er eine riesige Fläche von Reisfeldern nahe am Ufer eines Kanals. Er war in der Lage, den Ort des Landstrichs zu erkennen und dass es in der Provinz Pathumthani war. Er fand heraus, dass es einer sehr alten Landbesitzerin gehörte, die tugendhaft genug sein würde zu überlegen, sich für den Verwendungszweck, den die Dhammaprasit Gruppe angab, von ihrem Land zu trennen. Die MASTER NONNE delegierte Khun Thawin Watti-rangkul (damals noch nicht als Nonne ordiniert), um die Besitzerin Lady Prayat Paetyapongsa-Visudhathibodee aufzusuchen und mit ihr zu verhandeln und zu sehen, ob sie die Dhammaprasit Meditationsgruppe das Landstück kaufen liesse. Völlig zufällig trafen sie die alte Dame an ihrem Geburtstag an, einem Tag, an dem sie beabsichtigte, die grösste gute Tat ihres Lebens auszuführen, um Boonya zu generieren. Als sie sagten, sie wollten ca. 20 Acres Land kaufen, um einen buddhistischen Tempel darauf zu bauen, war diese Lady überwältigt und weigerte sich, auch nur irgendeinen Teil ihres Landes zu verkaufen. Sie wollte es ihnen auch nicht zur Miete überlassen. Sie sagte, sie würde ihnen stattdessen das ganze Land übergeben, was vier Mal mehr war, als das, worum sie gebeten hatten – und dies war der Start für das DHAMMAKAYA Ausbildungszentrum.1
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1 Soon putthajak patipatthamm
Gleich darauf fragte VEN. DHAMMAJAYO die MASTER NONNE nach der Durchführbarkeit, einen Tempel zu bauen, in den Hunderte von Menschen kommen würden und Hunderte von Mönchen bleiben würden. Die MASTER NONNE fragte Khun Phadet, wie hoch der Geldbetrag sein müsste, der nötig wäre, einen solchen Tempel zu errichten. Khun Phadet antwortete, dass dies rund 100 Millionen Baht kosten würde. Die MASTER NONNE meditierte und kam mit einem zufriedenen Lächeln zurück und sagte, dass egal ob die Zahl der Ankommenden Hunderte oder Tausende wären, sie aus ihrem grossen Mitgefühl heraus in der Lage sein würde, für sie alle zu sorgen.
Stolz zog die MASTER NONNE anschliessend den braunen Briefumschlag hervor, den sie benutzt hatte, um Spenden zu sammeln. Dieses Geld würden sie nun einsetzen, um den Tempel zu bauen. Sie zählten und kamen auf nur 3‘200 Baht (ca. USD$ 80). Khun Phadet fragte sie: „Wie können wir einen Tempel bauen mit nur 3‘200 Baht?“ Die MASTER NONNE fragte zurück: „Wenn Du ein Budget von 100 Millionen Baht von der Regierung bekommen würdest, um Menschen zu trainieren, tugendhaft zu sein und ihr Leben für das Buddha Wissen hinzugeben wie Du und das Team, wie viele Menschen würdest Du gewinnen?“ Khun Phadet antwortete, dass man nicht einmal sicher sein konnte, auch nur eine einzige gute Person zu trainieren – auch dann nicht, wenn man 100 Millionen Baht besass. Die MASTER NONNE erklärte daraufhin mit einem Lächeln, dass sie bereits 11 tugendhafte und hingebungsbereite Menschen hatte, was viel mehr wert war als 100 Millionen Baht und sie war sicher, dass sie Erfolg haben würden.
Zu jener Zeit als sie mit dem Tempelbau begannen, waren nur sehr wenige Freiwillige da, die ihr halfen – doch alle waren solche, die sie zuvor selbst trainiert hatte, von der Zeit an, als sie noch StudentInnen waren. Und diese StudentInnen waren wirklich aussergewöhnlich, denn normalerweise dachte im Teenageralter niemand daran, ein zölibatäres Leben zu führen. Normalerweise dachten Teenager einfach ‚wie jung und schön bin ich‘, ‚wie hübsch‘, ‚wie gesund bin ich doch‘, ‚ich sollte ausgehen und Spass haben, solange ich in der Blüte des Lebens stehe‘ – doch diese Gruppe, die die MASTER NONNE trainiert hatte, interessierte sich mehr und mehr für Meditation und wollte die 8 Lebensprinzipien2 für den Rest ihres Lebens einhalte. Und was die Herren betraf, viele von ihnen wollten sich für ihr ganzes Leben ordinieren lassen. Folglich waren ungefähr 10 Mönche oder freiwillige Helfer im Tempel, die der MASTER NONNE halfen, den Tempel aufzubauen. Wie man auf alten Fotos sehen kann, war der Tempel zunächst nichts anderes als unwirtliches Land. Doch diese Menschen waren so voller Vertrauen in das Buddha Wissen, dass sie dachten, nichts kann ihnen zu schwierig sein. Sie würden einen Weg finden, den Tempel erfolgreich zu machen. Das ist der Grund, weshalb die MASTER NONNE sagte, sie sei eine Multimillionärin. Sie war keine Millionärin im Sinne von westlichen wirtschaftlichen Werten, doch sie war es im Sinne der buddhistischen wirtschaftlichen Werte – wo es nicht einfach nur um Zahlen geht, sondern wo sogar Glaube und Vertrauen als Aktivposten zählen.
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2 Die striktere Version von den 5 Lebensprinzipien, die die 3. Regel veränderte zu ‚keine Sexualität zu leben und hinzufügte, nach dem Mittag nichts mehr zu essen, sich davon abzuhalten, unbescheiden zu sein und in luxuriösem Bett zu schlafen.
Genau zu jener Zeit stellten einige StudentInnen von MASTER NONNE ein Buch mit dem Titel ‚In Richtung Glück laufen‘ zusammen (Walking Towards Happiness), um diejenigen zu erreichen, die ihnen möglicherweise helfen konnten, den neuen Tempel zu bauen. Das Buch brachte Zeugnisse und Erfahrungen von verschiedenen herausragenden StudentInnen der DHAMMAKAYA Tradition, die darin den Grund erklärten weshalb der Tempel gebaut werden müsste. Die MASTER NONNE konnte ihre eigene Lebensgeschichte für das Buch nicht selbst schreiben und so erzählte sie diese denjenigen, die sie stellvertretend für sie niederschrieben. Es stellte sich heraus, dass es ein sehr inspirierendes Buch war, das viele seiner LeserInnen anregte, weiterzukommen und mitzuhelfen bei der Arbeit des Tempelaufbaus.
Angeführt von MASTER NONNE begann die Dhammaprasist Gruppe mit der Tempelgründung, nachdem sie folgendes Gelöbnis abgelegt hatten:
„Wir wollen zu Ehren des Buddhas unser ganzes Fleisch und Blut, Körper und MIND, Intelligenz und Reichtum dem Aufbau eines Meditationszentrums weihen, das dem Weg des DHAMMAKAYA folgt.“
Der Temple wurde mit dem ersten feierlichen Spatenstich an der Magha Puja Tag-Zeremonie am 20. Februar 1970 gegründet.
Bevor sie mit der Arbeit des Tempelaufbaus begann, berief MASTER NONNE eine Zusammenkunft aller Beteiligten ein, um das voraussichtliche Auftauchen von Problemen bei der Arbeit abzuwenden. Sie erklärte, dass sie darauf bestand, obwohl der Temple gross war und es lange Zeit dauern würde ihn fertigzustellen, dass er den höchsten Ansprüchen entsprechend gebaut würde.
Sie sagte voraus, dass persönliche Konflikte mit Sicherheit ihr hässliches Gesicht zeigen würden, sobald sie für den Tempel zusammenarbeiteten und dass sich jeder, der sich selbst in Konflikten als leicht provozierbar kannte, sofort in den Hintergrund der Gruppe bewegen sollte. Stattdessen sollte jeder, der in einer Konfliktsituation arbeiten konnte ohne wütend zu werden, nach vorne kommen und nah bei ihr sitzen. Die Situation würde eine Menge Geduld erfordern. Die MASTER NONNE benutzte immer wieder das Motto: „Wir mögen zwar verschiedener Meinung sein, doch wir müssen niemals gegeneinander wirken.“ (Zum Beispiel könnte jeder seine Meinung ausdrücken, alle könnten ihre Sichtweisen diskutieren, doch sollte dies nie zu einer Blockade führen.) Dies bedeutete, dass egal wie viele Menschen da waren, sie alle in ihrer Bitte vereint waren, das Dreifache Juwel zu erlangen, den Inneren DHAMMAKAYA. Somit wurde Khun Phadet als Verantwortlicher eingesetzt, für das 80 Acres grosse Grundstück zu sorgen und ebenfalls alle Bauarbeiten auf diesem Land zu überwachen.
Als Khun Phadet eines Tages die MASTER NONNE dabei antraf, wie sie einen sehr ausgedehnten Wunsch bekräftigte, fragte er sie, was für sie so wichtig sei, dass sie einen derart langen Wunsch machte. Die MASTER NONNE hatte den Wunsch gemacht, dass sie niemals dafür verantwortlich sein möge, dass jemand sein Leben verlor, auch in keinem ihrer zukünftigen Leben, nicht einmal das Leben eines so niedrigen Tieres wie eine Ameise oder Termite – und ebenfalls den Wunsch, dass kein Lebewesen jemals dafür verantwortlich sein möge, sie zu töten – selbst dann nicht, wenn sie allein einer ganzen Armee von Angreifern gegenüberstehen sollte, so wie einst Buddha in der Nacht seiner Erleuchtung mit Mara’s Armee konfrontiert gewesen war. Khun Phadet hatte den Eindruck, dass die MASTER NONNE ihm eine persönliche Lektion erteilen wollte, denn zu jener Zeit wurde der Tempel von Leuten bedroht, welche die mit Stroh gedeckte Versammlungshalle abbrennen wollten. Tief in Phadet’s MIND war die Versuchung, mit diesen Störenfrieden ein für allemal Schluss zu machen – doch konfrontiert mit der Ernsthaftigkeit von MASTER NONNE’s Wunsch, nahm diese Warnung vor der Gefahr, die allein schon von einer fehlgeleiteten Absicht ausging, seiner Aggression allen Wind aus den Segeln.
Die Errichtung des Tempels basierte auf 3 Komponenten: die Arbeitsplanung, die Personalplanung und die Finanzplanung. In der Gründungsphase des Tempels war die ganze Arbeitsplanung bereits im Herzen des Abtes, VEN. DHAMMAJAYO. Der Finanzierungs- und Personalplan waren jedoch noch nicht entwickelt. Es existierte nur der Arbeitsplan – die restliche Planung geschah später Schritt für Schritt mit dem Voranschreiten des Projektes.
So unschätzbar hoch auch der Betrag an benötigten Ressourcen und Geld war, so offensichtlich war es jedoch, dass der weitaus überragender Faktor die Qualität der Mitarbeiterinnen war, die benötigt wurde, um den Tempel Wat Phra DHAMMAKAYA erfolgreich zu erbauen. Mit den Worten des Abtes:
„Diejenigen Menschen, die diese Arbeit ausführen, müssen mit Sicherheit Liebende sein, voll Ergebenheit und Hingabebereitschaft bis zu dem Ausmass, dass sie bereit sind, ihr eigenes Leben dafür zu riskieren.“
Um den Arbeitsplan zu manifestieren und die Zielsetzung zu bekräftigen, den idealen Platz für das Praktizieren von Meditation und Studieren der Dhamma-Weisheitslehre zu erschaffen, gab der Abt den Auftakt zum Tempelbau mit seinen eigenen Händen.
Er machte den Wunsch, dass wenn die Menschen kamen und die treibende Kraft der Tugend im Tempel erlebten, sie ebenfalls inspiriert sein würden, selbst zum Plan des Abtes mit beizutragen. Zu Beginn war der Tempel nur ein 80 Acres grosses offenes Land, bestehend aus Reisfeldern. Es gab keine Bäume, die Schatten geben konnten, denn der Boden war praktisch unfruchtbar. Der Abt musste eine für Meditation angemessene Umgebung kreieren. Bäume wurden benötigt, um dem Platz Schatten zu geben und er entwarf ein Netzwerk von Kanälen, um den Tempel für Meditierende kühl und angenehm zu machen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte der Tempel nicht viel Geld. Gleichzeitig schien die Anzahl der unterstützenden Leute immer die verfügbaren Ressourcen zu übertreffen. Nachdem ihnen das Land übertragen worden war, lud MASTER NONNE die ganze Dhammaprasit Gruppe ein, den Platz zum ersten Mal zu besichtigen – denn Viele hatten für den Landerwerb gespendet, ohne ihn je zuvor gesehen zu haben. Als sie das Grundstück erblickten, das über die gesamte Fläche aus nacktem Reisfeld- Ödland bestand, soweit das Auge reichte, konnten Viele sich nicht vorstellen, wie dieses Land jemals in eine grosse Tempelanlage umgestaltet werden könnte.
Das Niveau des Landes in den Reisfeldern war drei Meter niedriger als es hätte sein dürfen. So war es unumgänglich, dass die Pioniere ein Kanalbett ausbaggern mussten, um das Land wie ‚Inseln‘ über den Wasserspiegel der Reisfelder anzuheben. Die Inseln selbst mussten eine Ausdehnung von mindestens sechs Metern haben und brauchten Pfosten, die ihnen das erforderliche Profil gaben. Ein Flussbagger und Freiwillige des Ministeriums für Bodenbewässerung wurden für diese Arbeit benötigt. Es wurde dreieinhalb Meter in die Tiefe gegraben und der Baggeraushub aufgehäuft, um neue Inseln zu formen. Die bereits bestehenden Kanäle mussten aufgefüllt werden.
Nachdem auf dem 80 Acres Grundstück die Kanäle ausgehoben waren, lud VEN. DHAMMAJAYO alle Unterstützer des Dhammaprasit Hauses ein, im Lastkahn des Bodenbewässerungsministeriums eine Besichtigungstour durch die gesamte Anlage zu machen. Als die Gruppe sah, dass die Pläne des Tempels aufgingen, taten sie sich zusammen, um die notwendigen finanziellen Mittel für den Bau der ersten Unterkünfte für Mönche zu beschaffen.
Während der Bauzeit des Tempels wohnte die MASTER NONNE noch nicht dort. Trotzdem gehörte ihr Besuch im Tempel zu ihrer regelmässigen Tagesroutine. Gewöhnlich stand sie um ca. 3:00 Uhr morgens auf, um zu meditieren, damit sie später hilfreich sein konnte bei der Ankunft von Schenkungen und freiwilligen Helferinnen, die so dringend benötigt wurden, damit die Tempelbauarbeiten ausgeführt werden konnten. Nach dem Frühstück meditierte sie dann bist ca. 11 Uhr. Nachdem sie ihr Mittagessen eingenommen hatte, sah man sie einen Eimer, ein Buschmesser und eine Hacke vorbereiten und Laien im Tempel einladen, Bäume pflanzen zu helfen. Leider gingen viele Generationen von Bäumen ein, weil der Boden des Tempels so sauer war (pH = 4). Es gab nicht viele Baumarten, die diesen Säuregrad vertrugen. Doch es stellte sich heraus, dass die Weidenakazie (Acacia auriculaeformis Cunn.) in der Lage war, zu überleben. Sie war eine Pioniersorte und mit ihren nitratbildenden (salpeterbildenden) Eigenschaften hatte sie die Fähigkeit, die Bodenbeschaffenheit zu verwandeln. Zuerst war diese Akazienart die einzig Überlebende, währen all die anderen Bäume eingingen. Doch unter dem Einfluss dieses Baumes verbesserte sich die Bodenqualität ausreichend, was dann erlaubte, dass nun auch andere Arten gepflanzt werden konnten, speziell Eukalyptusbäume.
Als sich die Bodenqualität verbessert hatte, pflanzte die MASTER NONNE eine unglaubliche Vielfalt von Baumarten, z.B. Magnolien-Sträucher Annonaceae, Spanische Kirsche Mimusops, Kastanienbäume Rose Chestnut, Magnolienart Ilang Ilang, Enzianart Apocynaceae oder Schmetterlingsblütler / Sandelholzbäume Pterocarpus. Die Bäume, die wir heute sehen, sind die wenigen, die überlebt haben. Immer und immer wieder wurden Bäume gepflanzt und ersetzt. Einige von ihnen wurden durch die Erstellung von Gebäuden oder Infrastrukturen begraben. Doch die MASTER NONNE gab niemals auf, sie fuhr fort, neue Arten auszuprobieren, bis sie überlebensfähige Bäume fand. Sie freute sich darüber, dass all diese Bäume wilden Vögeln sichere Brutstätten bieten konnten. Sie hatte eine grosse Vorliebe für Baumarten. Doch weil es im Tempel so viele freilaufende Hühner und Pfauen gab, wagte sie es nicht, junge Schösslinge auf der Erdebene zu ziehen. Stattdessen konstruierte sie Hängevorrichtungen, wo die Schösslinge ausser Reichweite aufbewahrt wurden, bis man sie pflanzen konnte. Wenn nützliche Bäume Samen hervorbrachten, wies sie ihre Mitarbeiterinnen an, diese für sie zum Keimen aufzubewahren.
Manchmal musste der Boden erst eingeebnet werden, um einen Baum zu pflanzen. Oft kam es vor, dass ihre Helferinnen Bäume umpflügten, die sie erst kürzlich gepflanzt hatte, doch sie beschwerte sich nie darüber. Sie genoss es einfach, Bäume zu pflanzen, obwohl sie zum damaligen Zeitpunkt bereits mehr als 60 Jahre alt war. Oftmals gaben junge Männer, die ihr zu Hand gingen, vor ihr erschöpft auf. Sie hingegen arbeitete unermüdlich selbst in der Mittagshitze und ohne Schatten. Es gab eine Zeit, in der sie von all der Arbeit physisch so schwach wurde, dass sie nicht einmal mehr die Kraft hatte, aus ihrem Bett aufzustehen – und allein zu gehen. Aus Angst, dass sie sterben würde, riefen ihre Helferinnen einen Arzt der Chulalongkorn Universität, der ihre Verfassung als Zustand der Unterernährung diagnostizierte!
So war sie gewöhnlich bis 4 oder 5 Uhr abends damit beschäftigt, Bäume zu pflanzen. Dann erst wusch sie sich und bereitete sich für die Abendrezitation um 8 Uhr vor. Die Meditation endete um 9 oder 10 Uhr, danach begab sie sich zur Ruhe. Dies war ihre Tagesroutine während der Bauphase des Tempels.
Jeden Freitag nahm sich VEN. DHAMMAJAYO Zeit, seine Vorlesung und Meditationsleitung für den kommenden Sonntag vorzubereiten. An einem Samstag akzeptierte er keinerlei Einladungen irgendwohin. Er empfing allerhöchstens Gäste, falls welche kamen, ansonsten sass er den ganzen restlichen Tag in Meditation. Währenddessen unterrichteten freitags alle übrigen Mönche im Tempel einschliesslich Khun Padet die freiwilligen Helferinnen in Meditation, die über das Wochenende gekommen waren, um anschliessend der MASTER NONNE bei den Bäumen pflanzen zu helfen.
Anfangs war das Leben im Tempel überaus beschwerlich. Trinkwasser war knapp, da der gesamte Boden des Gebietes äusserst säurehaltig war. Um das Grundwasser trinkbar zu machen, musste man es mit Alaun versetzen, damit so die Giftstoffe ausgeschieden wurden. Dann musste es gekocht und der trinkbare Teil sorgfältig abgegossen werden, damit die dicke Schlammschicht auf dem Boden des Gefässes zurückblieb. Doch solche Schwierigkeiten schafften es keineswegs, die Pioniere zu entmutigen, die vielmehr auf die verdienstvolle Aufgabe fokussiert waren, den neuen Tempel zu erbauen.
Zu dieser Zeit gab es drei Mönche, vier oder fünf ansässige Laien und sieben oder acht angestellte Arbeiter. Die Männer wohnten damals im ‚Grünen Haus‘ auf der heutigen ‚Tavatimsa‘ Anlage und dem ‚Thai Haus‘, das damals auf dem Boden der heutigen ‚Catumaharajika‘ Halle steht. Es gab auch eine kleine Küche auf dem Gebiet der heutigen ‚Yama‘ Küche, doch wie alle übrigen Gebäude der damaligen Zeit, waren es vorläufige Bauten.
Manchmal waren die Geldmittel sehr knapp. Khun Phadet fragte die MASTER NONNE jeweils: „Haben wir noch etwas Geld übrig?“ „Ja. Wir haben noch ca. THB 1000 ($ 25) zur Verfügung.“ Er schaute betroffen, doch die MASTER NONNE sah gelassen aus wie immer. „Geh und meditiere“, wies sie ihn an, „und ich werde das Notwendige tun.“
Khun Phadet folgte ihrer Anweisung und dasselbe tat die MASTER NONNE. Sie sass über eine lange Zeit in Meditation, von 6 bis 9 Uhr abends. Nach der Meditation gestand Khun Phadet der MASTER NONNE, „Wenn wir morgen nicht 10‘000 THB haben, um die Arbeiter zu bezahlen, dann haben wir mit Sicherheit ein Problem.“
Ruhig wie immer erwiderte die MASTER NONNE seinen Blick und behauptete: „Die notwenigen finanziellen Mittel müssten bei Anbruch der Nacht eintreffen.“ Sie sah zuversichtlich aus, doch Khun Phadet wusste nichts mehr zu sagen – also wünschte er ihr eine gute Nacht und teilte mit, dass er am nächsten Morgen in aller Frühe wiederkäme, wegen der Löhne. Als er die Tür öffnete um zu gehen, fand er einen Mann draussen auf der Treppe sitzen. Gefragt, was ihn veranlasst hätte hierher zu kommen, sagte der Mann, sein Vater hätte auf seinem Totenbett verfügt, dass eine Schenkung von THB 30‘000 an diesen Ort gebracht werden solle. Seit 7 Uhr hätte er nun gewartet, weil er nicht ins Haus hinein konnte, da alle Türen geschlossen und die Leute drinnen in der Meditationssitzung waren!
Anfangs lief die Arbeit im Tempel kontinuierlich bei Tag und bei Nacht. Manchmal gab es aufgrund von Ermüdung Streitereien unter den Arbeitern. Die MASTER NONNE nahm selbst nicht an den Arbeitstreffen teil, doch sie war immer in der Nähe, in den Gängen, die Gemeinschaft als Ganzes scharf beobachtend. Wenn sie bemerkte, dass die Gemeinschaft ihre Uneinigkeit nicht in den Griff bekam, rief sie die Runde mit einem kurzen Satz: „Die Sitzung wird sich vermutlich noch viel länger hinziehen – kommt und meditiert stattdessen mit mir!“ Nach ein paar Stunden Meditation war bei jedermann die Qualität des Bewusstseins angestiegen. Und nur dann liess sie die Gruppe ihre Sitzung weiterführen. Anschliessend verlief diese wesentlich sanfter. Auf diese Art offenbarte die MASTER NONNE trotz ihres Bildungsmangels ihre Fähigkeiten im Management. In allen Bereichen pflegte sie Mässigung vorzuleben: ob es sich um Management von Menschen, Plätzen oder Anlagevermögen handelte. In keiner ihrer Handlungen war Masslosigkeit zu finden. Daraus entsprang natürlicherweise Einheit, als Nebenprodukt ihres Gegenwärtigseins.
In den frühen Siebziger Jahren traf Khun Phadet mit einem Eid die Entscheidung für ein lebenslanges Zölibat, auch wenn seine Ordination noch nicht stattfinden konnte, während er immer noch mehr Bauarbeiten zu überwachen hatte. Trotzdem hatte die MASTER NONNE ihm geraten, diesen Eid abzulegen, da er zuvor die Ehe in Erwägung gezogen hatte, bis er jedoch von seinem Vater zur Vernunft gebracht worden war. Der wies ihn mit folgenden Worten zurecht: „Wenn Du heiraten willst, dann mach das, doch beantworte mir innerhalb der nächsten 7 Tage die Frage: Was glaubst Du, welche Werte hast Du Deiner zukünftigen Frau und Deinen Kindern weiterzugeben?“
Die MASTER NONNE brachte es für ihn endgültig auf den Punkt mit folgendem Hinweis:
„Phadet! Du wirst in einem Laienleben niemals vorwärts kommen, weil Du zu gutherzig bist. Du wirst mit den Menschen mitleiden und alles was Du hast hergeben. Wenn Du eine Familie hast, die auf Dich angewiesen ist, werdet ihr alle in Not geraten. Du bist geboren worden, um der Vervollkommnung nach zu streben – für keinen anderen Weg im Leben! Wenn Du ordinierst, so ist das Dein Weg der Erfüllung Deiner Lebensaufgabe. Du hast das Potenzial, die Wahrheit von allem, was in den Buddhistischen Schriften steht, zu erkennen und zu wissen.“
Kurz danach, am 19. Dezember 1971 empfing VEN. DATTAJEEVO die Ordination. Alles ging ihm leicht von der Hand, ausser dass er in spezieller Selbstkontrolle üben musste, die Gesten des Respekts gegenüber MASTER NONNE, die er ihr die ganze Zeit über als Laie erwiesen hatte, jetzt nicht mehr entgegen zu bringen. Er war nun ein Mönch, der mehr Lebensregeln einhielt als die MASTER NONNE, und so war es nicht länger angebracht für ihn, seine Hände in der Geste der Ehrerweisung vor ihr zu erheben, auch wenn er dachte, dass sie es verdiente. Die MASTER NONNE verstand seine Schwierigkeit und brachte ihn zur Achtsamkeit, indem sie sagte: „Tu es nicht – sonst geht das zu meinen Lasten.“
1973 war der Tempelneubau soweit, dass die Aktiv-Gruppe von ihrer alten Basis in das Dhammaprasit Haus umziehen konnte. VEN. DATTAJEEVO war im 2. Mönchsjahr seit seiner Ordination. Die Tempeleinrichtungen boten nun fast alle notwendigen Annehmlichkeiten für die Unterbringung. Die MASTER NONNE erledigte die Versorgung der Mönche, indem sie Phra Kru Palad Wanchai Silavanno (damals noch nicht ordiniert) mit Autoladungen voller Bedarfsartikel vom Tempel Watpaknam aus sandte.
Dann ordnete sie an, dass rund um VEN. DATTAJEVO’s Unterkunft Bananenbäume gepflanzt wurden, sehr zu dessen Erstaunen. „Wozu all diese Bananenbäume? Sicher sind sie nicht alle für mich zum Essen gedacht?“, fragte er die MASTER NONNE. Als wenn sie ihn durchschaut hätte, antwortete sie: „Sie sind für Dich zum Boxen! Jedes Mal, wenn Du wütend bist, kannst Du sie umboxen anstatt die Leute, die möglicherweise der Anlass für Deine Irritation waren. Du kannst jetzt keine Leute mehr boxen, weil Du nun Mönch bist!“
Von da an rief bereits der Anblick eines Bananenbaumes ein Lachen in ihm hervor und er musste an den Rat der MASTER NONNE denken, die sein blitzschnelles früheres Temperament nur allzu gut kannte.
Als die grundlegende Inneneinrichtung im Tempel vollständig installiert war, äusserte VEN. DHAMMAJAYO den Wunsch, Kurse mit theoretischem und praktischem Dhamma-Unterricht anzubieten, nützlich für junge Menschen und öffentliches Publikum, um deren Bewusstseinsqualität zu steigern und die Tugendhaftigkeit in der Gesellschaft zu fördern. Es war Teil seines Masterplans, einen Grundstock von Tempelpersonal heranzubilden. Tatsächlich war diese Idee eine Weiterführung von MASTER NONNE’s Herangehensweise, Training anzubieten, so wie sie es ihm selbst kurz nach seiner ersten Ordination vermittelt hatte.
Er beschritt den Weg, das Wissen weiterzutragen und die Meditationspraxis zu stärken, indem er damit begann, Kinder und Erwachsene, die in den Tempel kamen, zu wahrhaftig gebildeten Menschen auszubilden. Das bedeutete, sie auf beide Arten zu schulen: in weltlichen Bereichen und im Dhamma-Wissen (die Reine Natur aller Dinge). Der Abt erinnerte an die Wichtigkeit der Verbindung dieser beiden Wissensgebiete, indem er das Motto prägte: „Wissen muss Hand-in-Hand gehen mit Tugendhaftigkeit. Der Biochemiker, der seine Fähigkeiten nutzt, um Heroin zu verfeinern oder der Bauer, der Opium aufzieht anstelle von Lebensmittelsaatgut, sind Bespiele von weltlichen Gelehrten, die allerdings nicht die Bedeutsamkeit von Tugendhaftigkeit verstehen. Der Abt begann ein Training zu kreieren, das Tugenden in die Herzen der StudentInnen hinein legte, zu einer Zeit bevor sie ihren weltlichen Beruf ergriffen, so dass Tugendhaftigkeit die Basis des Dienstes dieser jungen Leute an der Gesellschaft würde.
Zu diesem Zweck wurde 1972 zum ersten Mal das Trainingsprogramm (Dhammadayada) „Erben des Dhamma-Wissens“ durchgeführt. Ausgeschrieben war dieses Training in Universitätskreisen als ein „Sommerkurs für Meditationstraining“. Es war das erste grosse Projekt des Tempels und wurde anschliessend zu einer fixen jährlichen Veranstaltung.
Der erste Kurs bestand aus zwei Gruppen mit einer Teilnehmerzahl von 60 Personen, männliche Studenten, an die für jeden ein weisser Anzug aus grober Baumwolle mit einem aufgedruckten Dhammadayada Logo abgegeben wurde. Zum damaligen Zeitpunkt hatte der Tempel noch immer keinen nennenswerten Schatten durch Bäume. Somit waren die Asketen-Schirme (klod), unter denen sie schliefen, dort, wo sie aufgestellt worden waren, der Mittagshitze komplett ausgesetzt. Der Kurs wurde vom Vize-Abt, VEN. DATTAJEEVO selbst geleitet, der ebenfalls in einem Asketen-Schirm neben den Trainees wohnte. Die Trainees durchliefen einen rigorosen zweiwöchigen Trainingskurs unter der Leitung des Vize-Abts, mit Aufstehen frühmorgens um 3:45 Uhr, Befolgen der Acht Lebensregeln und dem Verbringen eines vollen 12-Stunden-Tages in Meditation. Viele der Trainees waren aufgrund dieses Trainingseffektes sehr erfolgreich in ihrer Meditation und viele dieser pionierhaften „Erben des Dhamma-Wissens“ blieben dabei und sind die Mönchsältesten des Tempels bis zum heutigen Tag.
Viele, viele Menschen durchliefen das ‚Dhammadayada‘ Training wegen des Rufes, den dieser Kurs im Blick auf das DHAMMAKAYA-Training genoss. Dieses Training war es, das so viele der jungen Studenten dazu bewog, Mitglieder des Tempels zu werden. Die Reinheit der Jugend, die durch dieses Training aufrechterhalten wurde, wuchs sich aus zu Stolz und Vertrauen in den Tempel. Die Absolventen gewannen die Fähigkeit, Führungspersonen im Verbreiten des Buddha-Wissens zu sein.
Der Abt hielt Ausschau nach Hochschul-Absolventen mit Bachelor-Abschluss, für die Meditation der Schlüssel im Leben war. Weil die grundlegenden Standards für die Mannschaft hoch waren, folgten in dem Moment, als die Anzahl der Interessierten anstieg, auch solche, die dem Tempel mit Vertrauen und mit Geld Unterstützung anboten. Auch junge StudentInnen sagten dem Tempel ihre Unterstützung zu. Dies war der Beginn der Buddhistischen Gesellschaft und der Buddhistischen Studiengruppen in den Universitäten und Hochschulen.
Die Buddhistischen Gesellschaften integrierten Buddhistisches Wissen in die Ausbildungen junger Menschen in Thailand mittels verschiedener Projekte. Dies war der Hauptpunkt im Plan für das Training der Belegschaft im Tempel. Als die Anzahl der Mitarbeiter anzusteigen begann, nahm auch das Mass an Vertrauen zu und das Ausmass an Unterstützung für den Tempel begann weiter zu wachsen.
Genau wie am Anfang, als die Begeisterung junger Menschen zum Wachstum des Tempels geführt hatte, so waren es wiederum junge Menschen und sind es bis zum heutigen Tag, die die Wichtigkeit der Suche nach Wissen und der korrekten Anwendung in der Umsetzung erkennen und die Lehren des Buddha als Schlüssel gebrauchen. Betrachtet man die gängige Haltung heutiger Jugendlicher zu ihrem Lebenswandel, dann war das Dhammadayada Training der Wendepunkt im Denken und in der Sichtweise der Thailändischen Jugend. Es führte mehr als Zehntausend junge Menschen während fast zwanzig Jahren dazu, die hellen und schillernden Lichter des modernen jugendlichen Lebensstils zu verlassen und sich stattdessen Selbsttraining gemäss der Lehren Buddhas anzueignen. Es veranlasste viele starrsinnige StudentInnen, ihre Arbeit in Angriff zu nehmen und die Bewunderung ihrer Eltern zu erwerben.
Die MASTER NONNE erklärte: damit sich Tugenden im Herzen eines Menschen formen, ist es nötig, ihm die Qualitäten eines Weisen einzuträufeln – weise in weltlicher und in spiritueller Hinsicht. Jeder der sich nach wahrem Glücklichsein im Leben sehnt, muss in Tugend ausgebildet sein, Hand in Hand mit weltlichem Wissen. Die MASTER NONNE drückte den Wunsch aus, dass Trainees als Resultat ihres Trainings eine wichtige Kraft würden, um dabei zu helfen, das Dhamma-Wissen weiter zu geben.
1975 waren die meisten wichtigen Innenausbauten im Tempel fast fertig – der Meditations- Pavillon und die Kutis, die Unterkünfte für Mönche. Im April übersiedelten die MASTER NONNE und VEN. DHAMMAJAYO dauerhaft von Wat Paknam in den Tempel.
Die MASTER NONNE war diejenige, die viele der Grundregeln des Tempels niederlegte. Sie hatte ein waches Auge über all ihre StudentInnen und ermutigte sie. Diese brauchten Ermutigung, weil der Tempelbau eine Herausforderung war – und nur diejenigen, die eine klare Berufung in ihrem Bewusstsein vernahmen, waren in der Lage, zu kooperieren.
Die MASTER NONNE reflektierte die wichtigsten Regeln, die für den langfristigen Erfolg des Tempels zu verankern waren, indem sie sich das Beispiel des GREAT MASTER TEACHERs von Wat Paknam als Vorlage nahm, und sagte: „Alle meine Mönche sind jung und unerfahren.“ Und dann legte sie folgende Grundregeln fest:
1. Das Tempeltor soll um 6 Uhr abends geschlossen und um 6 Uhr morgens geöffnet werden.
2. Mönchen ist strikt untersagt, Gäste in ihren eigenen Unterkünften zu empfangen, besonders wenn es sich um weibliche Gäste handelt.
Des Weiteren dachte sie darüber nach, dass wenn die Anzahl an Mönchen im Wat Phra DHAMMAKAYA ansteigen werde, die Essensgaben für die Mönche nicht ausreichend wären und sicher zu wenig für alle TempelbesucherInnen und freiwilligen HelferInnen. Deshalb schlug sie VEN. DHAMMAJAYO vor, dem Beispiel des GREAT MASTER TEACHERs zu folgen und eine Tempelküche einzurichten.
Aufgrund ihrer Natur liebte die MASTER NONNE Sauberkeit, Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Ordnung. Es existierte ein ungeschriebener Verhaltens-Code, der sich im Tempel eingebürgert hatte, seit der Zeit des Dhammaprasit Hauses. Diesen Prinzipien nachfolgend ergab sich die separierte Unterbringung in Unterkünften des Tempels für Männer und Frauen, für ansässige Laien wie für Mönche. Die MASTER NONNE befürwortete keinen physischen Kontakt unter Tempelmitgliedern, auch nicht unter Gleichgeschlechtlichen. Sie lehrte, dass wenn Du nicht fein wahrnehmend in Deinem äusseren Verhalten bist, Du nicht erwarten kannst, es in Deiner Meditationspraxis zu sein. Die höflichen Tischmanieren, die freundliche Art zu reden, saubere Kleidung, Ordnungsliebe und die traditionellen thailändischen „familienartigen“ Beziehungen, die als Grundlage des Respekts zwischen Tempelmitgliedern galt, formten eine Kultur im Tempel.
Diese Kultur ist eine gewohnheitsmässige Disziplin, um harmonisches Gemeinschaftsleben zu sichern und sie wurde ein Lebensstil, den Neuankömmlinge im Tempel mit ihrer Ankunft zu trainieren hatten.
Von TempelbesucherInnen erwartete man dasselbe gute Verhalten und Aufmerksamkeit fürs Detail wie von den BewohnerInnen. Aus diesem Grund gab die MASTER NONNE ein Schild in Auftrag, das die Grundregeln des Tempels auf der Aussenseite der Mauer des Tavatimsa Gebäudes aufzeigte, nämlich:
„Das DHAMMAKAYA Mediationszentrum ist ein heiliger Platz der Tugend für alle Buddhisten. Es ist ein Platz der Ruhe, Sauberkeit, Ordnung und Zurückhaltung, im Einklang mit der Buddhistischen Identität. Deshalb sollten BesucherInnen die buddhistische Lebensweise helfen aufrechtzuerhalten, damit diese gedeihen kann. Dazu sollten sie sich strikt an folgende Regeln halten, gemäss dem Motto: „Der Weise liebt es zu lernen und die Regeln der Disziplin einzuhalten.“
1. Es ist untersagt, auf dem Gelände zu rauchen oder süchtig machende Substanzen zu konsumieren.
2. Es ist untersagt, Waren zum Zweck des Handels auf das Gelände zu bringen.
3. Werbung und Prospekte jeglicher Art sind untersagt.
4. Es ist untersagt, Zeitung oder andere Veröffentlichungen zu lesen, die den Frieden im MIND stören.
5. Es ist untersagt, Radio zu hören oder Musikkassetten.
6. Propaganda, Wahlreden oder Kundenwerbung sind untersagt. Es sollen nur wahre und nützliche Worte gesprochen werden.
7. Tanz, musikalische Veranstaltungen, Shows, Lotterien oder Spiele jeglicher Art sind untersagt.
8. Es ist untersagt zu flirten, schmusen oder Karten legen/ wahrsagen.
9. Es ist untersagt, unbefugt Tiere auf Tempelgebiet auszusetzen.
10. Kleidung muss anständig und bescheiden sein. Übertriebene Hand- oder Fussgesten, sowie das unschön anzusehende Herumliegen auf Tempelgelände, ist untersagt.
Wat Phra DHAMMAKAYA gewann unter all den anderen Tempeln Thailands mehr und mehr Ansehen wegen seiner guten Disziplin.
Wenn auch die MASTER NONNE diejenige war, die die Regeln des Tempels festsetzte, so war sie zugleich auch die Erste, die sie alle erfüllte. Als Gründerin des Tempels blieb sie dennoch demütig. Sie wies nie darauf hin, dass sie VEN. DHAMMAJYO’s Lehrerin war. Wenn sie die Chance hatte andere zu unterrichten, gab sie sich bescheiden, indem sie zu sagen pflegte:
„Aktuell bin ich nur eine Einwohnerin im Tempel. Ich habe dieselben Regeln und Bestimmungen zu befolgen wie du. Ich bin dem Abt gegenüber in allen Dingen verantwortlich.“
Die MASTER NONNE stellte sich niemals „über das Gesetz“, denn sie liebte Disziplin. Sie erhob jeweils ihre Hände in der Geste des Respekts, selbst dann wenn sie mit dem geringsten Seniormönch oder Novizen im Tempel sprach – ungeachtet der Tatsache, dass sie die Lehrerin des Abts und Vize Abts war. Wenn sie Mitglieder traf, war sie immer die Erste, die grüsste.3 Auf Menschen herabzusehen oder Allüren zu haben war fremd für sie. Nachdem sie all ihre Autorität an VEN. DHAMMAJAYO weitergegeben hatte, lebte sie ein einfaches Leben und folgte einer fixen täglichen Routine.
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3 Normalerweise ist es thailändischer Brauch, dass jüngere Leute die Älteren zuerst grüssen.
Die MASTER NONNE war entschlossen wenn sie eine Entscheidung traf und nicht daran interessiert, was andere zu ihrer Entscheidung sagen würden. Sie pflegte vorwärts zu machen mit Entscheidungen fällen, solange sie der Tempeldisziplin (vinaya) und der Tugend (dhamma) nicht widersprachen und sie nicht in einen Konflikt brachten. Sie hatte erkannt, dass Unbeständigkeit zur Natur der Welt gehörte, Reichtum zu vermehren oder zu vermindern, ebenso wie Rang, Lob und Klatsch, Glück und Leiden – denn sogar Buddha war mit der unangenehmen Seite dieser Tatsachen konfrontiert gewesen. Einige rühmen sogar solche, die durch und durch Gangster waren. Doch die MASTER NONNE traf ihre Entscheidungen auf der Basis dessen was das Beste war, statt danach, was üblich oder durchaus dienlich war. Sie pflegte zu sagen:
„Mein Leben lang traf ich auf sehr einfache Weise meine Entscheidung darüber, was ich tun sollte. Ich tue nie etwas, um jemandem zu gefallen, es sei denn um Buddha selbst zu gefallen – denn Buddha ist mit der Fähigkeit gesegnet, unterscheiden zu können zwischen richtig und falsch, angemessen und unangemessen. Demzufolge handle ich gemäss dem, was Buddha lehrte – und wenn irgendwer mich dafür tadelt, selbst wenn es jedermann in der Stadt tut, bleibe ich von ihrem Protest unbewegt. Ich tue Dinge, um allein Buddha zu gefallen.“
Luang Por Dattajeevo fragte sie: „Und macht das die Leute nicht manchmal sehr wütend?“
„Natürlich tut es das!“
„Und was machst Du, wenn sie wütend auf Dich sind?“
„Ich meditiere, gehe kontinuierlich durch das Zentrum des Zentrums, und richte meinen inneren DHAMMAKAYA Körper des Lichts auf Buddha‘s Körper der Erleuchtung im Nirvana aus.“
Aufgrund dessen war die MASTER NONNE nie von modernen oder öffentlichen Meinungen beeinflusst – und dies ist handkehrum der Grund, wieso ihr MIND nie gestört war in seinem unverwandten Stillstand. Auf diese Weise war sie in der Lage, eine ganze Gemeinschaft dahin zu führen, die DHAMMAKAYA Tradition in die ganze Welt hinaus zu tragen, ungeachtet zahlloser Hindernisse. Angesichts von Behinderungen pflegte sie weder zu kämpfen, noch davon zu rennen, sondern machte damit weiter, so viele gute Taten zu tun wie gewöhnlich.
Es gab jedes Mal viel Vorbereitungsarbeit für den Empfang der Sonntagsversammlung, die auf dem achtzig Acres grossen Areal getan werden musste – ob es das Aufstellen von Abfalleimern oder das Putzen von Toiletten war.
In früheren Zeiten hatte die MASTER NONNE persönlich demonstriert, wie die Toiletten gereinigt werden sollten. Doch inzwischen wurde die angemessene Handhabung der Toilettenreinigung für nachfolgende Generationen in das Textbuch buddhistischer Kultur aufgenommen und allen Neuankömmlingen vermittelt, die im Tempel bleiben. Tatsächlich sind neue BesucherInnen kontinuierlich bis heute beeindruckt von der Sauberkeit der Toiletten in der Tempelanlage. Einige von ihnen haben nie zuvor derart saubere Toiletten in anderen öffentlichen Einrichtungen gesehen. Es war der Stolz der freiwilligen Helferinnen, die Toiletten des Tempels zu reinigen, „das Reinigen des himmlischen Hauses“ (vimana) – wie sie es nannten, mit ihrem Geheimnis, dass „je gründlicher Du die Toilettenschüssel reinigst, desto heller wird dein MIND.“
Die Toiletten, um die sich die MASTER NONNE am meisten kümmerte, war der ‚Toilettenblock von zwanzig‘, der sich fast gegenüber ihrer Unterkunft befand. Gewöhnlich leitete sie die freiwilligen Helferinnen selbst an, lehrte sie ‚den ganzen U-Bogen zu scheuern‘. Ausgerüstet mit Scheuerschwamm und Reinigungspulver putzten sie um die Wette, um die Aufgabe zu absolvieren. Selten war es die Gewohnheit der MASTER NONNE, lediglich zu erklären, wie etwas getan werden sollte; sondern wenn sie Volunteers trainierte, zeigte sie ihnen durch ihr eigenes Beispiel, wie es getan werden sollte. Speziell dann, wenn sie den grossen Stolz sahen, mit dem die MASTER NONNE selbst diese Arbeit verrichtete, waren sie inspiriert, ihrem Beispiel zu folgen. Darüber hinaus erklärte die MASTER NONNE ihnen, dass wenn sie in diesem Leben jede Aufgabe nach ihrem besten Vermögen erledigten, würde ihr nächstes Leben glatt verlaufen, ohne dass sie Aufgaben nochmals tun müssten. Dies wäre der positive Effekt, der in ihren
nachfolgenden Lebenszeiten Früchte tragen werde. Immer wieder gab sie die Anweisung, die Toiletten sorgfältig zu spülen, den Boden trocken zu halten und nach Gebrauch den Wasserhahn zu schliessen und das Licht auszuschalten.
Die MASTER NONNE ging sogar so weit, zu demonstrieren, wie die Toilette angemessen benutzt werden sollte. Es mag wenig Master geben, die ihre StudentInnen in solchen Details unterrichteten. In der Toilette startete die MASTER NONNE mit: „Was immer Du tust, Du brauchst Achtsamkeit, um es richtig zu tun.“ Sie zeigte, wie die Schüssel gespült werden konnte, ohne zu viel Wasser zu verschwenden.4 Nach ihren Ausführungen zeigte sie, wie man einen kleinen Eimer mit Wasser füllt und die Toilettenschüssel spült. Sie fügte hinzu:
“Wenn Du fertig bist, dreh den Wasserhahn zu. Wenn Du ihn zu locker schliesst, tropft er. Wenn Du ihn zu fest schliesst, ist die Dichtung bald kaputt. Also, selbst beim Schliessen des Wasserhahns brauchst Du das Masshalten.“
Während sie ihre Verantwortung zu unterrichten wahrnahm, schien sie es zu geniessen, ihre Praxis der nächsten Generation weiterzugeben.
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4 Im Landesinneren werden Toiletten gespült, indem Wasser mit einer Schüssel von Hand aus einem nebenstehenden Behälter entnommen wird.
Es sprach sich herum, dass es eine Gruppe von universitätsgebildeten Mönchen gab, die einen grossen Tempel in Pathumthani bauten. Die Nachricht erreichte die amtierenden Mönchsältesten der Provinz und eines Tages sandten sie einen Inspektor-Mönch, um herauszufinden, ob der Tempel auf bestem Stand war. Der Inspektor wendete die übliche Prüfungsstrategie an, nur Küche und Toiletten zu inspizieren – denn wie er erklärte, kann man alles über den Tempel erfahren, indem man nachsieht, ob diese zwei Orte in Ordnung sind. Er gab aufgrund seiner Inspektion bekannt, dass er annahm, dass der neue Tempel Erfolg haben würde.
An einem späten Nachmittag, kam VEN. DATTAJEEVO an der Unterkunft der MASTER NONNE vorbei und sah, wie sie in der Nähe ihrer Behausung Dünger um einen Baumstamm herum eingrub. Der Vizeabt kam näher an sie heran und blieb in einiger Entfernung hinter ihr stehen. Es dauerte volle vier oder fünf Minuten, bis sie sich zu ihm umdrehte und ihn begrüsste. „Yai!“, fragte er, „Jetzt wo Du alt geworden bist, ermüdet es Dich nicht zu sehr, Dich um so viele Bäume zu kümmern?“ „Nein! Es ermüdet mich noch immer nicht. Während ich arbeite, fahre ich in meinem Zentrum fort zu meditieren – so werde ich nicht müde.“
„Über was hast Du denn meditiert während du gearbeitet hast?“
„Während ich arbeite beobachte ich das Zentrum meines inneren DHAMMAKAYA – Körper des Lichts und rufe mir die letzten Leben der Buddhas aus der Vergangenheit in Erinnerung, um zu sehen, wie sie der Vervollkommnung nachgingen und nutze diese Betrachtungen, um meine eigenen Defizite zu erkennen, so dass ich mich verbessern kann.“
Die MASTER NONNE war jemand, die sich pausenlos trainierte – sie übernahm dieselben Standards, die von den vergangenen Buddhas angewandt wurden, um sich selbst zu trainieren. Nur dann, wenn eine Person in der Lage ist, die Lehren der Buddha’s zu nutzen, um sich selbst zu unterrichten, wird sie fähig sein, diese Lehren zu nutzen, um den Rest der Welt zu unterrichten.
1981 wurde der Tempel eingeweiht. Bis zu diesem Zeitpunkt war er ‚Dhamma Practise Center‘ genannt worden. Seit der Einweihung ist der Tempel bekannt als ‚Phra DHAMMAKAYA Temple‘ oder ‚Wat Phra DHAMMAKAYA‘.
Mit der Einweihung des Tempels ist die Besucherzahl drastisch gestiegen. Die Arbeit des Tempels, egal ob in Beratungsstellen, persönlichen Trainings oder Bauarbeiten, sie musste Hand-in-Hand getan werden. Die im Wat Phra DHAMMAKAYA residierende Gemeinschaft wurde allmählich grösser, ob bei den Mönchen, Novizen oder Laien, Männern und Frauen. Die MASTER NONNE nahm gewöhnlich an den grossen Zeremonien des Tempels teil und im Alter von achtzig Jahren schien sie es zu geniessen, Menschen aus aller Welt ebenfalls teilnehmen zu sehen. Oft rief sie aus:
„Nie hätte ich gedacht, dass so viele Menschen in unseren Tempel kommen würden. Als VEN. DHAMMAJAYO zum Mönch ordiniert wurde, erwarteten wir nur zwanzig Acres Tempelland. Nun sind sogar 1‘000 Acres voller Menschen.“
12 Lebensabend
Kosajjam bhayato disva viriyarambanca khemato
Araddhaviriya hotha esa buddhanusasani
Man sollte die Gefahr in der Faulheit erkennen und dass Strebsamkeit der Ursprung von Glücklichsein ist. Man sollte für sich selbst strebsam sein. Das ist die Lehre des Buddhas.
Cariyapitaka 36
Die kleine Behausung, die 1975 im Tempel für die MASTER NONNE fertiggestellt worden war, befand sich in strategischer Position, wie ein Pförtnerhaus beim Eingang des Mönchsresidenzgebietes. Gleichzeitig war es auch am nächsten zur Küche. Die Vogelperspektive des achtzig Acres Grundstücks enthüllt, dass die Unterkunft der MASTER NONNE ausserdem exakt im geometrischen Zentrum des ursprünglichen Landbesitzes des Tempels gelegen war. Umgeben von verschiedenen Arten aromatischer Pflanzen, hatte dieser Bereich seinen eigenen natürlichen Duft. Einem einfachen viereckigen Design folgend, war die Unterkunft aus Zement gemacht und weiss angemalt.
Bis 1990 benutzte die MASTER NONNE ausschliesslich diese Unterkunft. Später hielt sie sich nur nachts dort auf und verbrachte den Tag im kleinen Büro auf der gegenüberliegenden Strassenseite. In der kleinen Wohnung stand ihr spartanisches Bett nah an der Wand. Es bestand aus einem Rahmen von Edelstahl, auf dem eine dicke Holzplatte lag. Darauf befand sich eine dünne Matratze, die mit einem weissen Betttuch bezogen war. Das Bett war gerade hoch genug, dass sie ihre Füsse flach auf den Boden stellen konnte, wenn sie auf dem Bett sass. Um ihr Bett war soeben Platz genug, dass sie rundum laufen konnte. Es gab keine Klimaanlage in ihrem Raum. Im Inneren der Unterkunft gab es nur gedämpftes Licht von oberhalb der Türe. Ihr Raum war dunkel und nur das Licht der Strassenlampe durchdrang die Fenster und tauchte den Raum in Stille und Ruhe für die Meditation.
Die MASTER NONNE war diszipliniert in ihren täglichen Aktivitäten. Sie war sorgfältig mit allem, was sie benutzte. Sie war vorsichtig, wenn sie Leitungswasser benutzte und versuchte es so sparsam wie möglich zu verwenden. Wenn sie sanft Gesicht und Mund wusch, gab es keine verschwendeten Wasserspritzer rund um das Becken, das sie immer sauber und glänzend hinterliess.
Die MASTER NONNE blieb aussergewöhnlich fleissig und gesund auch als Seniorin. Obwohl sie nahezu 83 Jahre alt war, sah sie energievoll, frisch und begeistert aus. Auch wenn sie müde war, machte sie tagsüber kein Nickerchen. Sie schätzte das Schweigen und die Ruhe während der Meditation. Wenn sie ein Geräusch vernahm, fragte sie woher es kam oder öffnete einfach ihre Augen.
Normalerweise versuchte sie, alles selbst zu erledigen. Sie fühlte sich als würde sie zur Last fallen, wenn andere ihr bei persönlichen Aufgaben helfen mussten. Wann immer jemand sie bediente, konnte er ihre Dankbarkeit fühlen. Sie drückte diese durch ihre Augen aus und mit dem was sie sagte. Selbst wenn ihr Wasser serviert wurde, sagte sie „Sadhu!“ Gewöhnlich zögerte sie, jemand zu bemühen. Wenn sie jemandes Haus besuchte, flüsterte sie zu ihrer wichtigsten Begleiterin Khun Areepan Treeanusorn: „Belästigen wir sie?“ Areepan antwortete:
„Nein, sie wollen mit Dir gemeinsam Boonya (Spirituelle Energie) machen.“
Alle persönlichen Sachen der MASTER NONNE waren auf ordentliche Art und Weise arrangiert, ob gross oder klein. Sie waren immer ordentlich aufgereiht. Selbst wenn sie an einer Wäscheleine voller Putzlappen vorbeikam, nahm sie sich einen Moment Zeit, um sie so zu richten, dass ihre Ecken parallel zueinander waren. Alles, was MASTER NONNE benutzte, wurde entsprechend ihren besten Möglichkeiten aufgeräumt und gewartet.
Hinter ihrer Unterkunft befand sich ein Ablaufrohr, das Regenwasser in ein grosses Wasserfass aus Steingut ableitete. Das Wasserfass war mit einem Aluminiumdeckel zugedeckt. Der Deckel sollte eigentlich flach sein, doch infolge seines Alters war er in der Mitte durchgebogen und so sammelte sich in der Vertiefung eine Pfütze an. Die MASTER NONNE wischte sie jedes Mal wenn sie vorbeikam trocken.1 Niemals übersah sie diese kleinen Sachen.
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1 Im heissen Klima zieht stehendes Wasser Moskitolarven, Algen und anderes Unhygienische an.
Gleichwohl hörte ihre Vorliebe für Ordnung nicht bei persönlichen Dingen auf. Sie lehrte die HelferInnen, sich selbst in Selbstdisziplin zu trainieren, indem sie nicht über die Wichtigkeit hinwegsahen, ausgezogene Schuhe vor den Stufen des Pavillons säuberlich aufzureihen, Besen und Bürsten in ein Gestell zu hängen und Wäsche zum Trocknen ordentlich aufzuhängen, sogar dann, wenn es Putzlappen waren. Einmal erklärte sie VEN. DATTAJEEVO folgendes:
„Unser Tempel bietet immer noch Raum für Verbesserungen bezüglich Ordnung. Wenn die Menschen in unserem Tempel zusammenkommen, speziell an Sonntagen, sollten sie auf das Maximum an positiven Eindrücken treffen, um diese mit nach Hause zu nehmen. Die meisten Mönche hier sind frisch ordiniert und demzufolge noch im Selbsttraining. Sie können die Gemeinschaft noch nicht viel lehren. Doch ein guter Eindruck auf die Leute kann immerhin erzeugt werden, wenn der Tempel sauber, beschattet und üppig ist – ohne dass kleine Details übersehen werden. Mönche können sicher stellen, dass sie gute Vorbilder sind in ihrer Begeisterung für Meditation. Alles im Tempel sollte gut organisiert sein, beginnend mit den Schuhen der BesucherInnen. Wenn die Schuhe im Durcheinander sind, werden es über kurz oder lang auch Besen, Putzlappen und Abfall sein. Eine solch unordentliche Umgebung wird nicht förderlich sein für die Meditation, besonders nicht für neu Ankommende. Sie brauchen dann eine Stunde, bis ihr MIND beginnt sich zu beruhigen. Sobald sie ihre Augen öffnen und all die Unordnung sehen, wird jegliche innere Erfahrung, die in der Meditation gewonnen wurde, nur allzu schnell verloren gehen. Wenn jedoch jeder helfen kann in diesen kleinen Details, wird ihr MIND während ihres ganzen Aufenthaltes im Tempel ruhigbleiben. Ihr MIND wird automatisch ins Zentrum des Körpers gehen. Ich habe das schon ausprobiert und es klappt bei mir – weil das die Natur des MIND ist. Auch wenn die im Tempel versammelten Menschen möglicherweise nicht die Chance haben, eine Rede zu hören, wird doch das Betrachten des ordentlichen Tempels zur Leichtigkeit im MIND führen und die können sie mit sich nach Hause nehmen.“
Wat Phra DHAMMAKAYA ist gewachsen bis zum heutigen Tag, weil die MASTER NONNE und die Pioniere des Tempels den Wert von Ordnung erkannten – was bedeutet, dass sogar neu Ankommende im Tempel Jahre später einfache Regeln einhalten konnten, wie z.B. ihre Schuhe auf ordentliche Art und Weise abzustellen ohne verlegen zu werden. Gewöhnlich gibt es ein Zeichen, das das Schuhgestell kennzeichnet, ein Symbol, wo die Schuhe hingestellt werden sollen und einen freiwilligen Helfer, der für irgendwelche Rückfragen zur Verfügung steht. Hatten die Menschen einmal verstanden, mussten die Regeln im Tempel nicht mehr niedergeschrieben werden, sondern wurden zu einem Teil der Tempelkultur. Viele meistens arrogante Leute wurden fast demütig beim Anblick einer ordentlich aufgestellten Schuhreihe, von einer Gruppe hinterlassen, die zur Teilnahme an der Morgenrezitation (Chanting) ging.
Auch später noch blieb die Tagesroutine der MASTER NONNE fix. Von 4:00 bis 6:00 Uhr morgens pflegte sie allein zu meditieren. Sobald es hell war, arrangierte sie eifrig vielerlei Dinge. Um 6:30 Uhr brachte ihre Betreuerin Khun Areepan jeweils das Frühstück in ihre Unterkunft. Nach dem Frühstück zog sie einen weissen Strickhut und Schal an, warme Socken und Schuhe und ging auf ihre Inspektionstour im Tempel. Ein Betreuer kam mit einem dreirädrigen Fahrrad (Tri-shaw) zum kleinen Büro, um sie abzuholen. Areepan half ihr einzusteigen. Morgens war das Sonnenlicht noch nicht so intensiv. Zunächst wurde sie zur Ostseite des Tempels gefahren. Danach setzte sie ihre Tour in den hinteren Teil fort, wo es schattiger war. Der Betreuer, der sie in dem Tri-Shaw beförderte, fuhr ein gemässigtes Tempo.
Auf ihrer Route passierte ihr Tri-Shaw das Tavatimsa Gebäude und fuhr weiter Richtung Betonbrücke und Glockenturm2, vorbei an einer weiteren Brücke, bevor sie die Pterocarpus-Baum Aufzucht erreichte. Der Garten war schattig und dicht mit Sandelholzbäumen bewachsen.
Die MASTER NONNE fand immer viel Unkraut in der Gegend.
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2 Gegenwärtig entfernt
Gewöhnlich bat sie den Tri-shaw-Fahrer, das Rad zu stoppen, damit sie das Unkraut jäten konnte. Als sie älter wurde, konnte sie das nicht mehr selbst tun. Sie sah einfach von ihrem Sitz aus ihrem Begleiter beim Entfernen des Unkrauts zu. Ihr Fleiss blieb von ihrem Alter unberührt. Obwohl sie in all die warmen Kleider gehüllt war, konnte die MASTER NONNE noch immer nicht widerstehen und aufhören, Unkraut zu entfernen oder einen Schössling auszugraben, um ihn zu verpflanzen. Sie kam in die Küche, bat um einen Plastiksack und sagte:
„Kleine Schösslinge sind gesunde Triebe. Wenn sie dort gelassen werden, werden die Hühner ihre Knospen herauspicken. Es ist besser, ich nehme sie zum Umpflanzen. Unser Tempel kann immer noch eine Menge mehr gepflanzter Bäume gebrauchen.“
Wenn sie den Pterocarpus Garten verliess, fuhr sie zum glänzenden Tor des Vordereingangs, das aus wartungsfreiem Edelstahl gemacht war. Das Tor hatte einfache klassische Linien. Die glänzende Oberfläche blinkte im warmen Morgensonnenlicht. Die MASTER NONNE hatte sich beschwert, dass das ehemalige Tor alt und rostig geworden war, deshalb hatte der Betreuer eine Spendenaktion für ein neues rostfreies Edelstahltor gemacht. Nachdem klar war, dass die Tempelmauer stark genug gebaut war um tausend Jahre zu überdauern, sollte das neue Tor gut genug sein, genauso lang zu halten.
Während die MASTER NONNE an verschiedenen Stellen im Tempel vorbeikam, rief sie sich oft die Namen derjenigen in Erinnerung, die dem Tempel in Dankbarkeit Schenkungen gegeben hatten. Von der Vorder- bis zur Rückseite des Tempels konnte sie den Namen jedes Gönners erinnern, der einen Beitrag zu einem Gebäude oder einer Einrichtung geleistet hatte.
Am Tempeltor kehrte das Tri-shaw um und fuhr Richtung Rezeptionsgebäude, das damals aus Marmor gebaut war, bis zur Catumaharajika Halle, wo die Arbeiterinnen gewöhnlich zur Rezitation (Chanting) zusammen kamen. Ein Mönch führte Aufsicht, begleitete das Rezitieren, registrierte die Namen der ArbeiterInnen, die an der Aktivität teilnahmen und begleitete diejenigen, die den Boden kehrten und wischten. Einige ArbeiterInnen begrüssten die MASTER NONNE mit der Geste des Respekts, indem sie ihre Hände zusammenlegten. Stets beantwortete die MASTER NONNE den Gruss der ArbeiterInnen und oft hielt sie an, um ihnen Ratschläge und Anweisungen zu geben. Meistens gab sie ihnen Hinweise, wie das Tempelgrundstück sauber und ordentlich gehalten werden konnte. Sie leitete sie an, wie man abgefallenes Laub sauber zusammenkehrte und stellte sicher, dass sie wussten, dass die Werkzeuge des Tempels nach Gebrauch an ihren richtigen Platz zurückgelegt wurden.
Die MASTER NONNE legte Wert darauf, nicht nur die Tempelgänger in Tugendhaftigkeit zu unterrichten, sondern sogar die HilfsarbeiterInnen, die im Tempel selbst arbeiteten. Sie sah nicht auf sie herab, als wäre es unter ihrer Würde, etwas über die Tugenden zu erfahren. Sie sah sie nicht nur als LohnarbeiterInnen, angestellt um Tag für Tag zu arbeiten, sondern sie wollte ihnen so oft wie möglich Gelegenheit geben, über Tugenden zu lernen, so dass sie Boonya (Spirituelle Energie) für sich generierten, das sie in alle zukünftigen Leben mitnehmen konnten. Genau aus diesem Grund hatten die Arbeiterinnen im Dhammakya Tempel diesen enormen Respekt für die MASTER NONNE – was die folgende Unterhaltung veranschaulicht:
„Mein liebes Mädchen! Was denkst Du, während Du diesen Baum pflanzest?“ „Ich wünsche mir, dass der Baum nicht stirbt, so dass der Vizeabt nicht ärgerlich wird auf uns.“ MASTER NONNE fragte dieselbe Frage jemand anderen und bekam zur Antwort: „Ich wünsche mir, dass der Baum so schnell wie möglich wächst, damit wir ihn nicht ersetzen müssen.“ „Und was meinst Du?“ Sie wandte sich an eine Dritte. „Ich wünsche mir, dass dieser Baum nicht sterben wird, sondern schnell wächst, damit Passanten in seinem Schatten ausruhen können.“ Eine Vierte antwortete: „Ich wünsche mir, dass jeder, der unter einem Baum sitzt, den ich gepflanzt habe, gut genug meditiert, so dass er unverzüglich seinen inneren DHAMMAKAYA – Körper des Lichts klar sieht.“ „Err! Diese Art Wünsche solltet ihr machen! Du magst genau so viel Energie aufwenden und genau so viel Lohn für das Pflanzen des Baumes bekommen wie der andere, doch Du wirst mehr Boonya erhalten als der andere.“
Was die MASTER NONNE bei dieser Gelegenheit die ArbeiterInnen lehrte, ist sachdienlich für all diejenigen, die nach Vervollkommnung streben; in der Essenz, dass egal was wir auch tun, unser MIND in einem gesunden Zustand erhalten bleiben und dem ungesunden aus dem Weg gehen muss.
Die MASTER NONNE pflegte jeden auf diese Art zu grüssen, einschliesslich der Sicherheitsleute rund um den Tempel. Manchmal fragte sie: „Haben wir ‚Snacks‘ für sie?“
Irgendwo anders auf der Welt erhalten HilfsarbeiterInnen gewöhnlich nicht viel Aufmerksamkeit von ihren Arbeitgebern. Wenn die MASTER NONNE sie nicht persönlich begleitete, sprach sie mit dem leitenden Mönch, wie z.B. mit Ven. Jhanabhinno, Supervisor des Departements für Bau und Wartung. Denn auch die Arbeiterinnen wurden als Teil der Tempelgemeinschaft angesehen.
Als nächstes brachte die Tri-shaw die MASTER NONNE in das Gebiet der Mönchsresidenz, wo Aussenstehenden das Eintreten normalerweise nicht erlaubt war. Im Inneren waren zwanzig kleine Unterkünfte. Diese waren stabil gebaut – jede von ihnen war als Unterkunft für einen einzelnen Unterrichtsmönch vorgesehen. Es lebten fast nur Senior Mönche in diesem Gebiet, die Pioniere des Tempels. Jede dieser Behausungen war durch einen kleinen Fussweg mit der Strasse verbunden. Von hier aus setzte die MASTER NONNE ihren Weg fort zum Meditations-Research Workshop3. Der Strasse folgend kehrte sie zum Bürogebäude ‚Purohita‘ zurück.
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3 Akarn bhavana
Die MASTER NONNE war voll auf der Höhe wenn sie sich in ihrer Tri-shaw auf Inspektionstour begab. Als Gründerin des Tempels erinnerte sie alles, was sie im Tempel sah, an ihre grosse Hingabe und ihre ausserordentlichen Anstrengungen, die sie gewidmet hatte, damit sich das Leben eines jeden zum Dhamma (Reine Natur) erheben konnte. Wenn die MASTER NONNE etwas Unordentliches sah, musste sie extra Zeit aufwenden und Energie, um daran zu arbeiten. Sie leitete andere an, sich um die Angelegenheiten zu kümmern. Sie war dennoch stolz, dass sie ihr Bestes versucht hatte, für das Eigentum des Tempels Sorge zu tragen, dem Vermächtnis von Buddha, so dass die neue Generation fortfahren konnte, es anzuwenden, zum Nutzen aller. Sie pflegte zu sagen:
„Alles was wir getan haben, müssen wir weiterführen und betreuen. Es ist notwendig, einen Verwalter zu haben. Ich habe diesen Tempel gestartet. Es ist noch immer meine Aufgabe, Folgemassnahmen zu ergreifen und gut für ihn zu sorgen. Ich habe alles getan. In Zukunft, wenn der Abt und ich gegangen sind, ist das Einzige, das zukünftige Generationen zu tun haben, damit weiterzumachen, diesem Platz gut Sorge zu tragen.“
Es beanspruchte die MASTER NONNE ungefähr eine Stunde, ihre Runde zu absolvieren. Meistens war sie ungefähr um 9 Uhr wieder zurück im Büro. Manchmal brauchte die Inspektion von Purohita mehr Zeit als erwartet. Sie überprüfte das Gebäude innen und aussen. Manchmal machte sie eine Pause, um mit Mönchen oder Laien zu sprechen. Sie besuchte dieses Bürogebäude häufig, speziell dann wenn sie etwas vorgefunden hatte, das falsch lief im Tempel. Sie informierte die MitarbeiterInnen dort über jede Schwierigkeit, die sie entdeckt hatte, so dass sie diesbezüglich etwas tun konnten.
Von Purohita kehrte sie um ca. 9 Uhr wieder heim in ihre Unterkunft. Es war spät am Morgen, doch die Umgebung um den Fahrweg herum war noch immer frisch und angenehm. Beim alten Gebäude für Öffentlichkeitsarbeit sprach sie mit Ven. Suvijjabho, der dieses Gebäude betreute, wie sie all die unordentlichen Plätze im Tempel handhabte.
„Venerabele Sir! Du weisst, ich habe immer noch mit denen zu tun, die all die Unordnung verursachen. Weisst Du wann andere Menschen in Pension gehen? Ich bin schon 83 Jahre alt, doch ich muss noch immer weiter machen“.
Die MASTER NONNE gab die Dinge offen zu, wenn sie mit ihrem Studenten Mönch redete.
Zusätzlich zu ihren Tempeltouren hatte die MASTER NONNE eine andere Lieblingsaktivität: sie überprüfte die Küche und das umgebende Gebiet in Gehdistanz. Da sie glaubte, dass eine Armee nur marschiert, wenn ihr Magen gesättigt ist, galt ihre besondere Aufmerksamkeit der Küche. In Bezug auf die Küche machte sie oft den Wunsch:
„Mögen meine Boonya-Taten (Spirituelle Energie erzeugende Taten) mir helfen, in der Lage zu sein, sämtliche Mitarbeiterinnen zu ernähren, egal wie viele es sind. Möge ich die Mittel haben, sie zu unterstützen. Wenn es Hundert sind, möge ich fähig sein Hundert zu verpflegen. Wenn es eine Million ist, möge ich fähig sein, eine Million zu verpflegen.“
Es war normal, dass die MASTER NONNE ein- bis zweimal pro Tag die Küche besuchte – aus dem einfachen Grund, weil der Abt sie darum gebeten hatte, sie zu betreuen. Egal um was der Abt sie bat, sie tat immer ihr Bestmögliches.
Die MASTER NONNE war das lebendige Beispiel von Perfektion in beiden Bereichen, in der subtilen Arbeit der Meditation und in der groben Arbeit des Tempelunterhalts und der Verpflegung. Sie war das unvorhersehbare Ereignis in der Küche, das sicherstellte, dass Teller und Bestecke korrekt aufbewahrt wurden. Sie unterrichtete jeden, das Geschirr auf dem Abtropfgestell in ordentlichen Reihen aufzustellen, auf eine Art, die jeden neu Ankommenden im Tempel beeindruckte.
Wenn sie in der Küche ankam, begutachtete sie die Arbeitsbereiche zu Fuss und lehrte:
„Alle Gegenstände müssen sorgfältig geordnet sein. Nur wenn wir selbst Tugenden gemeistert haben, werden wir in der Lage sein, andere darin zu unterrichten. Wenn wir alles sauber und ordentlich machen, werden wir im nächsten Leben nur saubere und ordentliche Dinge antreffen.“
Küchenware wurde gewissenhaft sortiert und eingeordnet, egal was es war. Das Geschirr von Mönchen und Laien wurde getrennt aufbewahrt.Der Blick der MASTER NONNE war scharf und schnell. Mit einem einzigen Blick konnte sie sogar kleinste Stellen von Schmutz und Unordentlichkeit aufspüren. Gewöhnliche Leute mussten mehrmals hinsehen, um das zu bemerken, was sie mit einem einzigen Blick entdeckte.
In der Yama Küche wurden Gegenstände in hüfthohen Edelstahlschränken aufbewahrt. Sie waren innerhalb und ausserhalb der Esshalle aufgereiht. Die MASTER NONNE erklärte:
„Früher benutzten wir offene Holzregale, doch ein streunender Hund kam vorbei und erleichterte sich über den Utensilien. Darum habe ich sie von den Laien ersetzen lassen mit verschliessbaren Edelstahlschränken.“
Seit so viele Schränke da waren, kam es vor, dass eine oder mehrere Türen nicht richtig geschlossen waren. Die MASTER NONNE inspizierte stets die Schränke um zu sehen, ob einige Türen offen waren. Sie warnte die Küchenangestellten bezüglich der Schränke:
„Wenn Du die Türen offen lässt, brechen sie am Ende in ihren Scharnieren ab. Achte darauf, dass alle Schranktüren richtig geschlossen sind, sonst bauen Schädlinge innen ihr Nest. Das endet damit, dass wir verschmutzte Gegenstände für unser Essen verwenden. Sei sorgfältig wenn Du die Türen öffnest und schliessest. Vergewissere Dich, dass sie dicht geschlossen sind.“
Die MASTER NONNE fügte hinzu, dass Türen schlagen und Schubladen zuknallen dazu führt, dass diese vorzeitig verschleissen. Wenn sie Kratzer auf Edelstahlschränken fand, zitierte sie alle Mitarbeiterinnen in die Küche, damit sie aussagten, und wies sie an, vorsichtiger zu sein und solche Schäden in Zukunft zu verhindern. Metallenen Gegenständen sollte nicht erlaubt sein, die Arbeitsoberfläche des Schrankes abzunutzen – sie sollten angehoben werden anstatt sie darüber zu schleifen. Vor Gebrauch sollte ein schützendes Stück Stoff unter ein Schneidebrett gelegt werden. Nahrungsmittel sollten anderswo vorbereitet werden, nicht auf der Schrankoberfläche.
Die MASTER NONNE war ein lebendiges Beispiel, wie tempeleigener Besitz gebraucht und gepflegt werden sollte. Sie sagte immer wieder: „Gibst Du Dein Geld verschwenderisch aus, wirst Du zum Sklaven des Geldes. Indem Du Elektrizität vergeudest, wirst Du zu einem Sklaven der Elektrizität. Gebrauchst Du Wasser verschwenderisch, wirst Du ein Sklave des Wassers werden.“
Die MASTER NONNE übersah nichts. Sie gab ihr Bestes, um alles Tempeleigentum zu schützen, indem sie sich daran hielt, was Buddha in seiner Lehrrede gesagt hatte. Um kontinuierlichen Reichtum einer Sippe4 zu sichern, sollte man nach verlorenem Eigentum suchen, kaputtes Eigentum reparieren, sich auf Mässigung im Ausgabenbereich verstehen und gewissenlose Menschen nicht in Stellungen platzieren, wo sie Verantwortung für Ressourcen haben.
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4 A.ii.249
Die MASTER NONNE bewahrte Achtsamkeit und Vorsicht wenn sie Ressourcen gebrauchte, egal welche. Sie demonstrierte ihr Know-how und unterwies zusätzlich kontinuierlich und unermüdlich die anderen in ihrem Umfeld.
Wenn Mönche ihre Mahlzeiten beendet hatten, galt es als glücksverheissend für Laien, wenn sie deren Reste zu sich nahmen. Die Utensilien der Mönche wurden separat von denen der Laien gewaschen und getrocknet. Um sie zu trocknen, wurden sie auf ordentliche Weise auf die Abtropfgestelle aus Edelstahl platziert. Alles wurde sorgfältig nach Artikeln sortiert. Nach dem Trocknen wurden die Gegenstände sofort in die Schränke weggeräumt. MASTER NONNE verbrachte viel Zeit damit, ihre wachsende Gemeinde zu orientieren, ohne jegliches Anzeichen von Widerwillen. Doch irgendwie zeigte sie ihre Sorge im Blick auf die neue Generation als sie sagte:
„Glücklicherweise lebe ich so lange. Ich bin nicht sicher, ob die nächste Generation in der Lage sein wird, es aufrecht zu erhalten, wenn ich gegangen bin.“
Neben dem Hervorheben von Sauberkeit, Disziplin und guter Wartung des Tempeleigentums warnte die MASTER NONNE auch vor unnötigem Lärmmachen, insbesondere durch Schwätzen oder Ungeschicklichkeit. Sie ermahnte diejenigen, die zu viel Lärm machten auf der Stelle. Jedes Mal, wenn MASTER NONNE in die Küche kam, waren alle Mitarbeiterinnen still und konzentrierten sich auf ihre Aufgaben. Sie wurden vorsichtiger und achtsamer während sie arbeiteten. Sie verbesserten sich in vielfacher Weise.
Die Küche war unterteilt in die Vorder-5 und Rückseite.6 Ein grosses gleitendes Edelstahltor teilte sie. Nahe dem Tor war ein Ort in der Vorderküche, wo Zutaten und Rohmaterialien wie Zwiebeln, Knoblauch, Gemüse und Früchte aufbewahrt wurden. Wenn die MASTER NONNE sah, dass irgendein Nahrungsmittel auf den Boden gefallen war, hob sie es sofort auf, bevor es zum Abfall gelangte. Sie erklärte:
„Wir müssen vorsichtig sein, wenn wir die aus Vertrauen geschenkten Lebensmittel benutzen oder verbrauchen. Benutze sie nicht sorglos, weil die Spenderinnen einen Wunsch gemacht haben mit den Gaben, die sie geschenkt haben. Ansonsten werden wir in zukünftigen Leben in ihrer Schuld stehen.“
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5 Küchen-Vorderseite: ‚Yama‘ wurde für kleinere Mengen an Nahrungszubereitung für Unterrichtsmönche gebraucht.
6 Küchen-Rückseite: wurde für grosse Mengen von Nahrungsproduktion für die tausendköpfige Gemeinschaft und Versammlung genutzt
Ein Tempel kann nur bestehen aufgrund von Schenkungen. Jeder Cent zählt. Spenderinnen haben Knochenarbeit geleistet, um Geld zu verdienen und dem Tempel zur Verfügung zu stellen – all das aus dem Wunsch heraus, dass die Schenkung Spirituelle Energie (Boonya) generiert, um ihr Lebensschicksal zu verbessern. Sie haben wiederholt ihre Wünsche dazu gemacht und erwarten, dass der Tempel die Gaben auf eine Weise einsetzt, die das Maximum an Nutzen bringt. Dies ist der Grund, weshalb Angestellte des Tempels besonders verantwortungsvoll mit Artikeln umgehen sollen, die aufgrund von Vertrauen gegeben worden sind.
Die MASTER NONNE wurde oft im vorderen Teil des ‚Yama‘ Essraumes gesehen, wo sie Gruppen von Laien unterrichtete, die zu ihren Füssen sassen. Im Allgemeinen gab es drei Arten von BesucherInnen, die kamen, um die MASTER NONNE zu sehen. Die erste Gruppe waren solche, die kamen, um sie um spirituelle Hilfe zu bitten. Die zweite Gruppe waren solche, die kamen, um ihr zu danken für ihre erfolgreiche Hilfe. Die dritte Gruppe waren StudentInnen, die sie regelmässig besuchten. Letztere kamen mit Gaben oder einfach nur, um sie zu begrüssen. Viele von ihren StudentInnen liebten es einfach, im Raum zu sitzen und zuzuhören, wenn sie anderen Menschen Wegleitung gab.
Normalerweise traf die MASTER NONNE ihre BesucherInnen jeden Sonntagnachmittag im Yama Gebäude und manchmal auch zur Mittagszeit an Wochentagen. BesucherInnen meditierten mit ihr in der Tusita Halle vor der Zeremonie zur Freilassung von Fischen an jedem 3. Samstag im Monat. BesucherInnen entstammten jeder Gesellschaftsschicht und reichten von Eltern mit Kleinkindern bis zu Alten in Rollstühlen. Die MASTER NONNE konnte mit jedem einen Weg der Anpassung finden. Sie hiess jeden willkommen und sprach zu jedem mit Freundlichkeit, ungeachtet ihres sozialen Status, ihrer Geschlechtszugehörigkeit oder ihres Alters. Ihre spirituelle Führung war einfach und voll guter Wünsche. Ihre Worte passten zu dem, was ihre BesucherInnen zu hören begehrten oder dachten, als wenn sie deren Gedanken lesen könnte. Die MASTER NONNE riet jedem, Spirituelle Energie (Boonya) zu generieren und sich von falschem Tun fernzuhalten.
„Als Mensch geboren zu sein, bedeutet wirklich ein Glück. Ihr alle solltet lernen, wie man Spirituelle Energie (Boonya) generiert und grosszügig ist. Nach dem Tod nehmen wir nichts mit uns ausser unserer Boonya Energie und demerit.“
Oft, wenn ein paar neue BesucherInnen zu ihr kamen, sagte die MASTER NONNE:
„Es ist gut, dass Du jetzt in den Tempel kommst. Wenn Du nicht jetzt hierher kommst, wirst Du eventuell mit den Füssen zuerst in den Tempel getragen.“7
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7 Die meisten Thai haben ihre Bestattungszeremonie in einem buddhistischen Tempel.
Die MASTER NONNE hatte ein spezielles Mitgefühl für Kinder, sie liebkoste sie sanft mit ihren Händen. Manchmal lud sie die Eltern ein, sie ihre Kinder adoptieren zu lassen – um ihre ‚Patin‘ zu sein. Sie sagte: „Einige Kinder haben viel Spirituelle Energie (Boonya) aus früheren Leben. Eltern finden es möglicherweise schwierig, ihnen ausreichend spirituelle Unterstützung zu geben. Ich biete an, etwas von der Verantwortung für das spirituelle Wachstum der Kinder zu übernehmen.“ Einige Kinder weinten, wenn sie hörten, dass die MASTER NONNE sie adoptiert hatte. Dann lächelte sie freundlich und fügte hinzu: „Ich adoptiere Dich nur mit Deinem Namen, aber Deine Eltern werden Dich weiterhin grossziehen wie bisher.“
Wenn junge Männer kamen um sie zu sehen, fragte die MASTER NONNE: „Bist Du schon jemals zum Mönch ernannt worden?“ Wenn nicht, riet sie: „Als ein Mann solltest Du die Erfahrung der Ordination haben. Ansonsten bleibst Du unreif. Du solltest ordiniert sein und für die Dauer einer buddhistischen Regenzeit bleiben, bevor Du das Mönchsgewand wieder ablegst.“
Einige BesucherInnen kamen mit Fotos von ihren verstorbenen Eltern, Geschwistern oder Verwandten. Sie baten die MASTER NONNE um Hilfe für ihre Lieben in der spirituellen Welt. Ein junger Mann brachte ein sehr altes Foto von seinem Vater mit und sagte: „MASTER NONNE, ich würde Dich gern bitten, herauszufinden, wo mein verstorbener Vater sich jetzt befindet. Er starb als ich jung war. Ich mache mir Sorgen, wie es ihm jetzt geht.“ Er überreichte ihr das Foto seines Vaters mit dessen Namen und anderen Details und bat darum, das Foto später zurück zu erhalten. Eine Woche später kam er, um sie wieder zu sehen und bat sie um das Foto. Areepan gab das Foto an MASTER NONNE weiter. Als sie es erhielt, blickte sie nochmals auf das Bild und sagte, dass sie bereits geholfen habe.
Eines Tages kam eine Besucherin mit einer Eigentumsurkunde von einem Grundstück. Nachdem sie sie auf den Tisch der MASTER NONNE gelegt hatte, erzählte sie: „Ich habe gerade finanzielle Probleme. Ich würde Dich gern bitten mir zu helfen, indem Du einen Wunsch machst, dass jemand das Land kauft. Wenn ich es verkaufen könnte, würde ich meine Schulden begleichen und eine Schenkung machen.“ Die MASTER NONNE antwortete schlicht: „Ich werde helfen.“ Später kam diese Frau zurück mit einer Schenkung im Briefumschlag. Auf der Vorderseite des Umschlages waren folgende Worte geschrieben: „Ich kam und bat Dich um Hilfe, mein Land zu verkaufen. Nachdem ich es jetzt verkaufen konnte, möchten meine Familienangehörigen und ich Dir gern unsere äusserste Wertschätzung und Dankbarkeit aussprechen. Wir machen ausserdem eine Spende in Höhe von … für die Kathina Zeremonie. In Respekt, Deine….“
Durch Mundpropaganda kamen viele Leute mit ihren Eigentumsurkunden zur MASTER NONNE. Diese war bereit, ihnen allen zu helfen und so gab es manche Geschichte von Wundern rund um sie. Viele Menschen kamen mit Sorgen zu ihr – oder wenn sie leidvolle Zeiten durchlebten. Eine Dame kam mit einem Bild zu ihr, klagend, „Meine Mutter befindet sich im Endstadium einer Krebserkrankung.“ Die MASTER NONNE sah auf das Bild und flüsterte:
„Es ist schwierig, von Krebs zu genesen. Sag Deiner Mutter, dass sie meditieren, rezitieren und grosszügig geben soll, so dass sie im Inneren Spirituelle Energie (Boonya) generiert. Wenn sie nicht selbst rezitieren kann, kannst Du es für sie tun und sie hört zu.“
Zum Schluss fügte sie hinzu:
„Wenn es unmöglich ist ihr zu helfen, während sie lebt, so ist es doch möglich ihr zu helfen nach ihrem Tod.“
Ziemlich oft sagte sie, dass diejenigen, die an Krebs erkrankten, wenig Chancen hatten zu überleben. Dann legte sie ihre Hände zusammen in der Geste der Sammlung und machte den Wunsch:
„Mögen ich und andere von dieser Erkrankung verschont bleiben. Möge sie von dieser Welt verschwinden.“
Einige BesucherInnen kamen in Eile zu ihr. „MASTER NONNE! Meine Mutter hat heute eine Herzoperation. Sie ist betagt und ich habe Angst, dass sie in Gefahr schwebt. Ich bin hier, um Dich zu bitten, sie zu retten, durch die Kraft von Spiritueller Energie (Boonya).“
Die MASTER NONNE antwortete: „Lass Deine Mutter nur an gute Taten denken. Es gibt sowohl physische wie auch spirituelle Faktoren. Der Doktor kann die physischen Faktoren ausbessern. Doch spirituell muss Deine Mutter an ihre Boonya Kraft denken, an die guten Taten, die sie in der Vergangenheit getan hat und auch ich werde helfen.“
Aufgemuntert verabschiedete sich die Dame sofort, um ihre Mutter im Spital zu sehen.
Einige Menschen wurden von ihren engsten Freunden oder Verwandten betrogen. Sie kamen und baten die MASTER NONNE um ihre Hilfe und Führung. Diese hörte ihrem Bericht zu und antwortete:
„Du kannst ihnen glauben, doch vertraue ihnen nicht.“
Einige der BesucherInnen kamen mit körperlichen Beschwerden. Da war eine Dame mittleren Alters, die der MASTER NONNE erzählte: „Ich litt unter Rückenschmerzen. Ich suchte so lange Zeit nach Heilung bei verschieden berühmten Ärzten, doch alles half nichts. Schlussendlich kam ich zu Dir und Du schlugst mit Deinen Händen auf meinen Rücken. Als ich nach Hause kam, war der Schmerz weg. Jetzt bin ich hier um Dich zu bitten wieder zu helfen, indem Du meine Arme massierst.“ Die MASTER NONNE lachte ein bisschen und sagte ihr, dass sie sich nicht auskannte mit Massage. Vor vielen anderen BesucherInnen, bewegte sie sich einfach nah an die MASTER NONNE heran, drehte ihr den Rücken zu und bat inständig: “Kannst Du mich nicht einfach berühren?“ Die MASTER NONNE kicherte leise in sich hinein und drückte sanft die Schultern der Dame während sie sagte: „Bitte werde gesund!“ Die Dame war so glücklich, sie verneigte sich vor ihr und verliess voller Freude den Raum.
Mit allen möglichen verschiedenen Typen von BesucherInnen traf die MASTER NONNE zusammen und redete mit jedem von ihnen aufrichtig und freundlich. Jeder verliess den Raum mit neuer Hoffnung und moralisch gestärkt. MASTER NONNE leitete sie an, nur an gute Taten und Dinge zu denken, denn sie würden den Erfolg in jemandes Leben hervorbringen. Sie pflegte sie zu segnen: „Mögest Du die Erfüllung Deiner guten Wünsche erleben durch die Kraft Deiner Spirituellen Energie (Boonya).
Ihre Augen zeigten Mitgefühl und Dankbarkeit auch für winzig kleine Spenden, die man ihr machte. Manchmal wenn Menschen sie mit ihren Händen in der Geste des Respekts grüssten, hielt sie einfach ihre Hände in den ihren und liess liebende Güte und Wärme zu ihnen fliessen. Ihre Augen reflektierten ihr Mitgefühl, ihre Aufrichtigkeit und Wärme aus dem Inneren ihres MIND, womit sie das Herz eines Jeden berührte. Sie war die Art von Seniorin, der jedermann nah sein wollte.
Der heisse Kräutertee, der neben der MASTER NONNE platziert worden war, blieb viele Male stehen und wurde kalt. Oftmals musste sie damit fortfahren, ihren BesucherInnen Anleitung zu geben, obwohl sie so müde war – dennoch hielt sie durch, ihre Aufgabe mit einem freudigen Lächeln erfüllend. Das war die Aufgabe als Führungsperson für viele Menschen auf dem Dhamma Weg. Sie zeigte niemals Anzeichen von Müdigkeit und verliess nie vorzeitig den Raum.
Einige BesucherInnen kamen auch werktags zur Audienz der MASTER NONNE. Diese Menschen befanden sich gewöhnlich in Notfallsituationen. Sie kamen und warteten sogar in der Küche oder auf dem Gehweg. Die MASTER NONNE ignorierte niemals jemanden, sie war stets bereit zu helfen und Anleitung zu geben. Einmal war da eine junge Frau, die herbeieilte, um sie zu sehen, während sie gerade die Strasse zu ihrem Büro überquerte. Die MASTER NONNE fragte sie freundlich: „Was ist los?“ „Hättest Du Zeit für mich? Könnten wir in der Tusita Halle miteinander reden?“ fragte sie mit sorgenvollen Augen. Obwohl sie selbst nicht bei Kräften war, lief die MASTER NONNE zur Tusita Halle und hörte ihr zu. Sie weinte, als sie ihre Geschichte erzählte. Die MASTER NONNE hörte ihr lange Zeit zu und sagte dann zu ihr:
„Es ist hart als Mensch geboren zu sein. Unser gegenwärtiges Leben ist von vergangenem Karma beeinträchtigt, von dem, was wir uns selbst angetan haben in vergangenen Leben. Demzufolge musst Du geduldig sein und weiterhin gute Taten tun. Bitte sei geduldig. Wir leben nicht so lange und wir müssen alle sterben.“
Die Frau fügte an, dass es eine buddhistische Nonne gäbe, die ihr erzählt hätte, dass sie in ihrem letzten Leben ein Affe gewesen sei. Die MASTER NONNE antwortete schnell:
„Es ist egal was wir im letzten Leben gewesen sind. Doch jetzt sind wir Mensch und wir müssen uns beeilen, Gutes zu tun, um Spirituelle Energie (Boonya) zu sammeln. Du solltest Deinen Studienabschluss machen und einen Job finden, damit Du Dich selbst ernähren kannst, so dass Du nicht auf andere angewiesen bist. Ich selbst kann kein Wort lesen. Doch ich kann einen Tempel bauen, um anderen zu helfen. Ich habe mich nicht unterkriegen lassen. Bevor ich in den Wat Paknam Tempel ging, begann ich als Dienstmädchen, das für die anderen arbeitet. Ich musste kehren, den Boden wischen, Kleider bügeln und viele andere Hausarbeiten erledigen – aber ich gab niemals auf. Wir müssen durchhalten, egal was andere über uns sagen.“
Auf diese Art gab sie ihr eine Menge Ermutigung, um ihr Leben aufzuhellen.
Im Tusita Pavillon unterrichtete die MASTER NONNE Meditation und leitete jeden dritten Samstag im Monat die Zeremonie zur Freilassung von Fischen. Sie gab in kurzen bedeutungsvollen Sätzen Anleitung zur Meditation. Für jede Meditationssitzung brauchte sie fünfzehn oder dreissig Minuten. Nachdem sie die Augen geschlossen hatte, startete sie mit folgenden Worten:
„Lasst uns sitzen um zu meditieren. Ich werde euch führen und euch allen helfen. Halte Deine Aufmerksamkeit auf Deiner Meditation. Denk jetzt an Dein Boonya und die guten Taten, die wir angesammelt haben. Denk an all deine Spirituelle Energie (Boonya) vom Befreien der Fische.“
Während der Meditation pflegte sie zu sagen:
„Wiederhole einfach die Worte ‚Samma Arahang‘, wir gewinnen Boonya durch’s Meditieren. Es ist nicht einfach, den DHAMMAKAYA – Körper des Lichts zu erreichen, weil unser MIND um die ganze Welt wandert. Wir müssen unseren MIND zurückbringen, in das Zentrum unseres Körpers, zwei Finger breit oberhalb des Nabels. Denke an gar nichts. Wenn unser MIND still geworden ist, wird es hell im Inneren. Stopp die Gedanken. Halte den MIND ruhig und still. Visualisiere den klaren Buddha. Sei fleissig im Meditieren. Wir werden ihn im nächsten Leben erlangen, wenn nicht in diesem. Wir bauen eine Gemeinschaft auf. Um Dhamma zu erreichen, ist es notwendig mit Ausdauer zu praktizieren.“ Und die MASTER NONNE beendete jede Sitzung mit diesen Worten:
„Zum Schluss, mit aller Spirituellen Energie (Boonya) durch die Meditation, mache Wünsche für Glück, gute Gesundheit, Reichtum, Schutz auf Reisen, Freiheit von Gefahren, dass schädliche Menschen auf Distanz bleiben und dass Du innere Erfahrung gewinnst in der Meditation… jetzt, lasst uns eine Pause machen. Ich möchte mich an Deiner Boonya Energie mit erfreuen. Mögt ihr alle viel Boonya haben und erfüllt sein mit all den guten Dingen, die Du Dir wünschst, durch die Kraft von Boonya. Viel Glück Euch allen!“
Dann antworteten die BesucherInnen laut „Sadhu!“ Falls irgendeiner der BesucherInnen in seiner Meditation eingeschlafen war, sagte die MASTER NONNE:
„Ich vermeide es, während der Meditation einzuschlafen. Wenn ich mich schläfrig fühle, gehe ich und benetze mein Gesicht mit Wasser. Ich komme zurück um zu meditieren, wenn die Schläfrigkeit verflogen ist. Menschen, die während der Meditation einschlafen, können keine innere Erfahrung erlangen.“
Die Meditation war so wichtig für sie und sie liebte es zu meditieren. Was das Flirten und Schmusen zwischen Paaren auf Tempelgrund betraf, war die MASTER NONNE besonders strikt. Als sie einmal mit VEN. DATTAJEEVO das Tempelgebiet inspizierte – zu dieser Zeit gab es keine Laien Bewohnerinnen im Tempel – sah sie ein Arbeiter Teenager Pärchen sich gegenseitig spielerisch mit Erde bewerfen. Nach der Erde begannen sie sich mit Stöcken zu necken. Die MASTER NONNE beobachtete das und erwähnte gegenüber dem Vizeabt:
„Lass nicht zu, dass Paare miteinander so herumspielen, sonst wird das Auswirkungen für den ganzen Tempel haben. Vom Bewerfen mit Erde beginnend haben sie nun angefangen, sich gegenseitig mit Stöcken zu necken. Von den Stöcken werden sie dazu übergehen, mit ihren Händen frech zu werden. Nach dem gegenseitigen sich Fangen mit den Händen, werden sie bald mit dem ganzen Körper auf dem anderen sein. Nächstes Mal wenn Du diese Art von Verhalten siehst, entlasse sie beide, ansonsten wirst Du in kurzer Zeit erleben, dass Ehebruch auf Tempelgebiet stattfindet.“
Es wurde vorausgesetzt, dass Wat Phra DHAMMAKAYA ein Heiligtum für Meditation war. Meditation konnte ausschliesslich aufgebaut werden auf einem Fundament von Reinheit in Körper, Sprache und MIND, plus einer zuträglichen Umgebung. Sobald Gerüchte von Ehebruch auf Tempelgebiet zu spriessen begännen, würde der MIND der Menschen verstört, die in den Tempel kamen. Die Harmonie in der Tempelgemeinschaft würde irreparabel geschädigt – und dies war der Hauptgrund, weshalb die MASTER NONNE in dieser Hinsicht extrem strikt war.
Sie hielt sogar die niedrigen Äste der Bäume beschnitten, so dass es keinen versteckten Platz für geheime Intimitäten geben konnte. In dieser Angelegenheit war die MASTER NONNE sehr streng. Wenn Damen in das Gebiet kamen, um einen Mönch zu sehen, mussten sie eine weibliche Begleitperson finden, die mit ihnen ging, wenn keine männliche Begleitung verfügbar war.
Die MASTER NONNE sah die Nachteile einen Ehepartner zu haben ebenso voraus, wie die Vorteile des zölibatären Lebens. Sie hatte immer den Wunsch gemacht, dass sie Single bleiben und in einer tugendhaften Familie mit der richtigen Sichtweise wiedergeboren würde. Auf diesem Gebiet war die MASTER NONNE Autodidaktin, seit sie jung gewesen war. Sie verfocht stets die Vorteile des zölibatären Lebens. Viele ihrer Unterstützer blieben ihr ganzes Leben lang Single, weil sie immer wieder sagte:
„Es ist gut nicht zu heiraten. Du bist Single wie ich. Diejenigen, die ein Single Leben führen, sind wie unbelastete kleine Vögel, die überall hinfliegen können. Verheiratete sind beschäftigt, sie haben ihre Familien zu ernähren und für sie zu sorgen.“
Wahlweise tadelte sie eine Single-Frau mit der Warnung: „Mach Männern keine schönen Augen!“ oder „Hast Du jemandem schöne Augen gemacht? Männer und Frauen kennen einander über ihre Augen. Wenn sie einander ansehen, schalten sie einen Kurzschluss durch ihre Augen und das ist der Moment, in dem sie unwiderruflich intim werden.“
Der Tempel Wat Phra DHAMMAKAYA hat viele Regeln und Bestimmungen unter Mönchen, männlichem Personal und weiblichem Personal und Laien, die das Praktizieren des zölibatären Lebensstils unterstützen. Niemand kann Regeln erzwingen betreffend Männern und Frauen, die einander anschauen – somit muss jeder die Verantwortung für sich selbst übernehmen. Augenblicke sind auch eine Art Kommunikation, da ‚die Augen das Fenster zu unserer Seele sind‘. Ein einziger Blick kann mehr besagen als tausend Worte. Die MASTER NONNE empfahl ihren StudentInnen stets, das zölibatäre Leben wertzuschätzen.
Am Ende des Tages, bevor sie zu Bett ging, machte die MASTER NONNE ihre ‚Hausaufgaben‘. Ihre Hausaufgabe war es, denen zu helfen, die sie besucht und einen Antrag an sie gestellt hatten. Areepan brachte die Fotos und Details von denen, die um ihre Hilfe gebeten hatten. Sie inspizierte die Bilder und lies sich die Botschaften im Detail vorlesen. Sie hörte den Gesuchen aufmerksam zu, vom ersten bis zum letzten. Wenn sie irgendwelche Zweifel hatte was die Information betraf, fragte sie Areepan. Anschliessend trat die MASTER NONNE in ihre Meditation ein, in Schweigen, um den Menschen zu helfen. Sie fragte nach mehr Details während sie meditierte. Denjenigen, die in Schwierigkeiten waren und zur MASTER NONNE kamen, um Hilfe anzufragen, denen half sie in Unvoreingenommenheit, Aufrichtigkeit und Entschlossenheit. Sie diskriminierte niemanden. Es spielte keine Rolle, ob die Person eine neue Besucherin war oder eine vertraute Schülerin. Die MASTER NONNE gab ihr Bestes um zu helfen, ob sie jemand kannte oder nicht.
Während sie in der Stille der Dunkelheit auf ihrem Bett lag, murmelte sie mit leiser Stimme, ihre Händen in der Geste des Respekts an ihrer Stirn, und machte den Wunsch „für diejenigen, die zu mir kamen und mich um Hilfe baten: „Mögen sie erfüllt sein durch die Gnade von Boonya (Spirituelle Energie)!” Nach einer Pause, ihre Hände erneut in der Geste des Respekts zusammenlegend, sagte sie: „Mögen alle Wünsche derjenigen, die zu mir kamen und mich um Hilfe baten, erfüllt sein.“
Eines Morgens im November 1987, als VEN. DHAMMAJAYO sein Frühstück einnahm, erschien die MASTER NONNE demütig in seiner Gegenwart, mit den Händen in der Geste des Respekts. Sie sagte: „Venerable Sir! Ich habe über etwas nun zwei oder drei Jahre nachgedacht. Ich würde gern eine Kathina Zeremonie anführen. Ich bin nun achtzig und soviel ich weiss könnte dies meine letzte Chance sein. Bitte lass mich die Kathina Zeremonie anführen!“
Als er die Absicht und Demut der MASTER NONNE sah, sagte Luang Phaw: “Leg los, Yai, mit meinem Segen! Ich bin glücklich für Dich, dass Du die Kathina Zeremonie 1988 leiten wirst.“
Ein paar Tage später kam die MASTER NONNE zu ihm zurück und sagte, dass sie es nicht mehr tun wolle. Sie erklärte: „Es ist nicht recht, wenn ich es tue, … gegen die Bestimmungen. Normalerweise muss es eine Person von ausserhalb des Tempels sein, die die Kathina Zeremonie leitet.“ Tatsächlich war bis zu jener Zeit der Leiter der Kathina Zeremonie immer ein Laie gewesen, ein Spender von ausserhalb des Tempels.
„Wirklich, Yai! Du bist die Gründerin des Tempels! Wenn Du die Leiterin dieser Kathina Zeremonie bist, wird jeder begeistert sein. Geh los und sei die Kathina Leiterin. Jeder wird glücklich sein für Dich!“ Erst dann antwortete die MASTER NONNE mit dem Wort: ‚Sadhu‘!
Von dieser Zeit an ermutigte die MASTER NONNE andere wo auch immer sie hinging, sich an ‚ihrem‘ Kathina mit Schenkungen zu beteiligen. Sie hatte ihre Laienbegleiter, die sie in jede Provinz fuhren, um all ihre alten Freunde zu treffen, vom hohen Norden bis in den tiefen Süden. Sie ermutigte jeden, den sie traf. Jeder wollte an ihrer Kathina Schenkung teilhaben, weil man von ihrem Erreichen des Dhamma wusste, dass es sehr subtil war, und dass es mit Sicherheit etwas Spezielles war, Boonya von dieser Kathina Zeremonie zu erlangen. Wenn sie nun draussen war und in ihrer Tri-Shaw unterwegs, hielt sie bei jedem an, bei dem sie vorbeikam, und ermutigte ihn, das Kathina Boonya (Spirituelle Energie) mit ihr zu teilen.
Die MASTER NONNE arbeitete hart im Ermutigen anderer, sich an ihrem Boonya als leitende Spenderin zu beteiligen. Ihr Herz war die ganze Zeit über erfüllt mit Boonya. Einmal sagte sie zu den Mönchen im Tempel. „Venerable Sirs! Bitte hilft mir, es den Laien mitzuteilen. Als Mensch sollten wir im vollsten Umfang Grosszügigkeit praktizieren. Wir alle werden sterben und alles was wir mitnehmen können, ist Boonya und Demerit, von dem, was wir getan haben, bevor wir sterben. Bitte helft mir, es anderen weiter zu sagen.“
Also leitete die MASTER NONNE im folgenden Jahr am 6. November 1988 die Kathina Zeremonie im Tempel. An diesem Tag war der Tempel bis auf den letzten Stehplatz ausgefüllt, allein mit Mitgliedern der Gemeinschaft, die gekommen waren, um ihr alles Gute zu wünschen. Dies war nicht das einzige Mal für sie, denn sie leitete Kathina nachfolgend noch viele Male und ebenso weitere Zeremonien zur Schenkung von Mönchsroben. Insgesamt war die MASTER NONNE weiterhin noch zehnmal Präsidentin der Kathina Zeremonie und zwanzigmal für die Zeremonie zur Schenkung von Mönchsroben.
Als VEN. DHAMMAJAYO 1994 verkündete, dass er dem GREAT MASTER TEACHER Wat Paknam Ehre erweisen wollte mit der Gießung einer Statue aus solidem Gold, rief die MASTER NONNE aus:
„Sadhu!“ Dass ich mich selbst unermüdlich eingesetzt habe, StudentInnen in der DHAMMAKAYA Tradition zu trainieren, so dass der Tempel während der letzten zwanzig Jahre aufgebaut werden konnte, sogar bis zum Punkt des gelegentlichen Kollapses aufgrund von Erschöpfung – geschah alles aus meiner Verehrung heraus für den GREAT MASTER TEACHER Wat Paknam. Jedoch war all die Ehrerweisung etwas, das ich für mich behalten habe. Immer wollte ich ein offenes Zeichen meiner Ergebenheit setzen. So freue ich mich mit dir über Deine Absicht, sein Bild in solidem Gold zu giessen. Ich werde helfen, alle in der Vervollkommnung bereits Erfahrenen zusammen zu bringen, damit sie helfen, dies zu vollenden.“
Und so geschah es, dass VEN. DHAMMAJAYO, die MASTER NONNE und die Schülergemeinschaft des GREAT MASTER TEACHERs Wat Paknam sich in ganz Thailand miteinander verbanden, um ihrer Verehrung des GREAT MASTER TEACHERs mit der Gießung seiner Statue aus einer ganzen Tonne soliden Goldes Ausdruck zu verleihen. Die Zeremonie am 25. Februar 1994 wurde vom gegenwärtigen Abt des Tempels Wat Paknam H.E. Somdej Phra Maha Rajamangalacharn geleitet.
Kurz danach, als VEN. DHAMMAJAYO die Gelegenheit präsentierte, das Gebäude des Maha DHAMMAKAYA Cetiya zu erbauen, als einen Fokus des Vertrauens für alle Buddhisten in der ganzen Welt, war die MASTER NONNE erregt über diese Aussicht und gab ihre volle Unterstützung, auch wenn ihre Gesundheit nicht mehr so stark war. Obwohl sie das Gefühl hatte, dass dies eine grosse Aufgabe war, die dem Abt möglicherweise Verspätung einbringen könnte für seine Forschungsarbeit im DHAMMAKAYA Wissen, realisierte sie doch die Wichtigkeit dieses Projektes für die Buddhistische Aufgabe in der Welt.
Zu der Zeit war das tausend Acres grosse Gebiet, auf dem der Cetiya erbaut werden sollte, noch ein leeres Stück Land. Das Dhamma Gelände wurde nur für Zeremonien wie z.B. das Magha Puja Fest genutzt und zum Geben der morgendlichen Essensgaben. Als der Dhamma Boden zur Erbauung des Cetiyas vorbereitet wurde, war das Feld voller Erdhügel. Eine rote Flagge in einer Fahnenstange markierte genau die Stelle, wo das Zentrum des Cetiyas einmal sein würde, wenn alles fertig war.
Erwartungsvoll inspizierte die MASTER NONNE die Landschaft. Eines Tages, als die Hitze der Sonne am Abend abgenommen hatte, ging sie dorthin und verneigte sich vor der grossen weissen Buddha Statue, die in dem Feld platziert war mit folgendem Wunsch:
„Venerable Sir! Bitte hilf mir, Spenden für die nächste Zeremonie der Schenkung von Mönchsroben zu finden. Mögen wir eine grosse Anzahl von SpenderInnen finden, die helfen, den Cetiya zu erbauen. Möge ich gesund sein. Ich fühle mich so schwach jetzt.“
Als dann die Gründungspfeiler in die Erde hinein gelassen wurden, klagte die MASTER NONNE oft:
„Sie graben überall. Wann werden sie mit dem Bau des Cetiyas beginnen? Ich weiss nicht, ob ich die Fertigstellung des Cetiyas noch erleben werde.“
Und sie fuhr fort:
„Mögen wir viele Spendenbeiträge erhalten, damit der Cetiya schnell vollendet werden kann. Ich habe eine Menge Budhha Reliquien von Master Nonne Thongsuk bekommen. Die habe ich mit vielen anderen Leuten VEN. DHAMMAJAYO geschenkt. Er hat gesagt, dass er diese Reliquien im Cetiya platzieren würde. Ich weiss nicht, wann der Bau fertig ist. Ich weiss nicht ob ich die Zeit überstehe und die Vollendung erlebe. Mögen wir eine Menge von Beiträgen erhalten, damit der Bau schnell abgeschlossen werden kann!”
Am 22. April 2000, dem ersten grossen Einweihungstag des Cetiays, war die MASTER NONNE Augenzeugin der Versammlung von Mönchen, Novizen und Laien aus jedem Teil Thailands und von ausserhalb. Das Dhamma Feld war voller safrangelber Farbe durch die Mönchsroben und weisser Farbe durch die Kleider der Laien. Sie hatte nicht mehr die Kraft zu laufen. Manchmal schien es so, als wäre ihre Sorge über die Fertigstellung des Bauwerks das Ding, das sie in ihren letzten Jahren in Schwung hielt.
Im Grossen und Ganzen war die MASTER NONNE gesund für ihr Alter. Sie war energievoll, auch wenn sie schon dreiundachtzig Jahre alt war. Ihr Rücken war gerade, ihre Augen und Ohren waren wach. Auch ihre Haut war frisch. Sie hatte praktisch keine Anzeichen von altersbedingter Vergesslichkeit. Hinter ihrer gesunden Erscheinung hatte sie jedoch geringfügige altersgemässe Erkrankungen, wie z.B. Schwindel und häufiger Gang zur Toilette. Sie litt auch unter Muskelschmerzen und Steifheit. Es war schwierig für sie, ihre Arme anzuheben und mit gekreuzten Beinen oder seitwärts zu sitzen. Häufig bekam sie einen Schwindelanfall. Sie sagte, Der Doktor hätte ihr erklärt, dass dies mit ihrem Blutvolumen zu tun hätte. Sie nahm Kräutermedizin wenn der Schwindel kam und musste ihre Hände und Füsse massieren lassen, wenn sie sich hinlegte. Gelegentlich erhielt sie auch traditionelle Thaimassage.
Kurze Zeit später wurde es notwendig, noch sorgfältiger auf ihre Gesundheit zu achten. Ihr gerader Rücken begann sich zu beugen und ihre Beine wurden taub, wenn sie meditierte. Es war für sie nicht mehr so leicht wie früher, mit überkreuzten Beinen zu sitzen. Sie warnte die jungen Leute.
„Als junger Mensch weisst Du nicht wie es sich anfühlt, wenn die Beine taub werden oder die Hüfte schmerzt. Wenn Du alt bist, wirst Du es wissen. Als ich jung war, konnte ich tagsüber sechs Stunden am Stück meditieren und sechs Stunden in der Nacht. Als junger Mensch, tu was Du tun solltest jetzt, denn möglicherweise bist Du nicht mehr dazu in der Lage, wenn Du alt wirst.“
Als sie noch älter war, änderte die MASTER NONNE einfach ihre Meditationsposition vom Sitzen mit gekreuzten Beinen zum Liegen, dem Alter ihres physischen Körpers entsprechend. Ihre innere Vision blieb jedoch scharf, trotz des Wechsels ihrer Körperhaltung.
Obwohl es für jeden physischen Körper unvermeidlich ist, sich zu verschlechtern, liess sich die MASTER NONNE dadurch nicht im Reinigen ihres MIND behindern. Sie mochte zwar nicht in der Lage sein zu sitzen und für lange Zeit zu meditieren, doch sie konnte gleichwohl meditieren während sie sich hinlegte. „Ich kann nun nicht mehr für eine lange Zeit sitzen und meditieren. Deshalb lege ich mich hin um zu meditieren und an meine Boonya Taten zu denken.
Entsprechend ihrer grossen Geduld hielt sie ihr normales Programm ein und traf sich jeden Sonntag mit ihren BesucherInnen ausser in Notfällen, was selten vorkam. Sie fragte immer: „Wie lange haben die BesucherInnen auf mich gewartet? Ich will nicht, dass sie enttäuscht sind. Wenigstens sollte ich auftauchen, damit sie mich sehen können.“
Später, nachdem die MASTER NONNE begonnen hatte zuzunehmen, sah sie ständig frisch aus. Diejenigen, die um sie waren, erlebten ihre Wärme und ihr Lächeln, doch ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich.
Bald darauf, als die MASTER NONNE noch älter war, musste sie ihre tägliche Inspektionstour mit der Tri-shaw absagen, wenn sie Schwächeanfälle hatte. An guten Tagen machte sie ihre Inspektion wie zuvor. Sie sagte: „Ich liebe es mit der Tri-shaw zu fahren. Es schüttelt nicht so wie in anderen Fahrzeugen.“ Sie liebte die Tri-shaw, weil diese sie überall hinbringen konnte, wo auch immer sie hin wollte, selbst an Ecken oder in Gebiete, die nicht mit Strassen zugänglich waren. Als sie älter wurde, ersetzte man ihr Tri-shaw mit einem elektrischen caddy car, das nur auf grösseren Strassen fahren konnte. So hatte sie keine Gelegenheit mehr, wie in der Vergangenheit bestimmte Stellen aufzusuchen.
Die MASTER NONNE begann Schwindel zu bekommen wenn es regnete. Da ihre Unterkunft von vielen Bäumen umgeben war, war es sehr feucht in ihrem Raum. Vorübergehend zog sie in das Tavatimsa Gebäude, das als Arbeitsplatz für die Audio-Abteilung zum Einsatz kam. Darin befand sich eine Menge Studioausrüstung, doch es gab genügend Platz, die MASTER NONNE dort unterzubringen. So lebte sie vorübergehend im Tavatimsa Gebäude. Unterdessen taten die beiden Äbte alles in ihrer Macht stehende, um ihr zu helfen, inklusive eine neue Unterkunft für sie zu bauen. 1990 zog sie um, in das Dhammabarn Kuti, ein Platz, der so gewählt war, dass sie aus der feuchten Umgebung des achtzig-Acres Tempelgebietes heraus kam.
Diese neue Unterkunft für die MASTER NONNE war auf dem 1000-Acres Grundstück gebaut, zwischen der Pariyatti Dhamma Schule und Meditation Village. Sie war aus dem Wunsch ihrer StudentInnen heraus entstanden, die MASTER NONNE für ihre letzten Jahre so gesund wie möglich unterzubringen.
Das Dhammabarn Kuti war entworfen worden, um die MASTER NONNE während ihrer Altersjahre zu beherbergen und ihr tägliches Leben und ihre Aktivitäten zu erleichtern. Es umfasste zwei einstöckige Zementgebäude, die durch einen überdachten Fussweg für körperliche Bewegung miteinander verbunden waren. Der Eingang hatte eine rollstuhlgängige Rampe und davor befand sich ein Parkplatz. Die Unterkunft war von einem Zaun umgeben und mit einem Staubecken, um die Privatsphäre zu schützen. Vor dem Haus befand sich ein Teich mit einer Freitreppe, so dass die MASTER NONNE Fische freilassen oder füttern konnte. Es gab eine Fahrbahn, um das ganze Gelände herum mit Gärten und eine Grünfläche rund um das Kuti selbst. Der Garten war mit aromatischen Pflanzen bestückt.
Dhammabarn Kuti war nah bei den Mönchen und Novizen der Pariyatti Dhamma School. Gruppen von Mönchen und Novizen kamen regelmässig an ihrem neuem Zuhause vorbei. Die MASTER NONNE konnte sie von ihrem Zimmer aus sehen oder ihnen sogar Essen geben. 1996 wurde ihre Erschöpfung erkennbarer. Manchmal sah sie aus, als ob sie bewusstlos würde. In den Jahren 1996-97 verbrachte sie die meiste Zeit im Spital, vor allem von September bis November 1997. Sie blieb über Nacht im Spital für körperliche Check-ups. Ihre Spitalbesuche wurden nicht bekannt gegeben, damit sie nicht von BesucherInnen ermüdet würde.
Als die MASTER NONNE gesundete und zurück ins Dhammabarn Kuti im Tempel gebracht wurde, waren manche Leute erstaunt, dass sie immer noch sagte: „Ich will nach Hause gehen.“
Äusserlich sah die MASTER NONNE aus wie wenn sie gesund, frisch und fröhlich wäre – doch ihre Betreuerin Areepan musste mehrmals am Tag an sie appellieren: „Bitte bleib gesund und bleib am Leben bis zum Fest für den DHAMMAKAYA Cetiya!“ Nach dem ersten Fest spornte Areepan sie an, sie möge gesund und am Leben bleiben bis zum dritten Fest für den DHAMMAKAYA Cetiya.
13 Ableben und Bestattung
„Wir sind schon jetzt in unseren alten Tagen. Denke nicht, Du seist noch jung. Ich habe schon in meiner Jugend an mich als einen ‚alten‘ Menschen gedacht – um mir selbst einen Sinn von Dringlichkeit zu geben für mein Streben nach Vervollkommnung.
(MASTER NONNE, 24. März 1981)
Es war lange her seit die MASTER NONNE zuletzt im Spital gewesen war. Das vorherige Mal am 22. November 1997. Sogar dieses Mal, als sie am 6. September 2000 vom Kasemrat Hospital in Bangkok aufgenommen worden war, erwartete jeder, dass die MASTER NONNE sich erholen würde und in Kürze zurück im Tempel wäre.
Doch am 9. September war sie immer noch in der Intensivpflege. Sie lag mit geschlossen Augen da – immer noch gut aussehend, trotz alldem was die Doktoren sagten. Jeder hoffte auf eine Art von Wunder. Ihr bestes weisses Gewand war aus dem Tempel geholt worden – eines von denen, das sie nur am ersten Sonntag des Monats und für grosse Festlichkeiten benutzte. Ebenso ein Set feiner Mönchsroben wurde gebracht, zusammen mit ihrer grössten Kristallkugel, die rund zehn Zentimeter Durchmesser hatte – letztere beabsichtigte die MASTER NONNE der Mönchsgemeinschaft zu schenken. Die Geschenke waren ihr gebracht worden, damit sie ihre Wünsche machen konnte, bevor sie dem Abt als Gaben überreicht wurden. Es zeigte sich keine spezielle Emotion auf ihre Gesicht.
In dieser Nacht war die MASTER NONNE noch immer stabil, und eine spezielle Tasche wurde zu den Geschenken hinzugefügt – eine Tasche, die alle Banknoten enthielt, die sie durch Spenden gesammelt hatte. Sie sagte ihrer Betreuerin, dass diese dem Abt übergeben werden sollte. In der Tasche waren Bündel von hellbraunen Briefumschlägen, die zusammengebunden waren. Jeder Umschlag enthielt Banknoten, die ordentlich sortiert waren. Es war immer schon ihre Gewohnheit gewesen, Banknoten zu falten und zu glätten, und sie entsprechend der Bezeichnung mit Gummibändern zu gruppieren.
Dies war die letzte Boonya Aktion der MASTER NONNE, denn um 3:00 Uhr morgens entschlief sie friedlich im Alter von 92 Jahren. In der Morgendämmerung des 10. September 2000 wurde das Zimmer komplett ruhig. Diejenigen, die anwesend waren, reflektierten das in ihrer Grabesinschrift: „Ich habe mein Leben lang Elend überwunden. Wenn wir leben, müssen wir weiter machen. Wir ruhen aus, wenn wir sterben. Wenn wir rückfällig werden, werden wir von Mara besiegt.“
Am Abend kamen VEN. DATTAJEEVO, Senior Mönche und Khun Tavorn mit einem Sarg, der auf Anordnung des Abtes hergestellt worden war. In Ehrerweisung für ihre Boonya-Taten (Spirituelle Energie) war er in besonderem Design aus 5 cm dickem massiven Teakholz geschnitzt. Die äussere Oberfläche war komplett mit goldenen Blättchen beklebt. Das Gehäuse innen war in einer 3 cm Schicht mit feinstem Sandelholz getäfelt. Der Körper der MASTER NONNE wurde zunächst in ihre weisse Robe gekleidet – dem Symbol des Zölibats. Ihr Gesicht zeigte ein leichtes Lächeln. Dann wurde er in dreiundvierzig Schichten eines feinen weissen Stoffes gewickelt und gesamthaft mit Jasminöl besprüht. Während des ganzen Prozesses wurden ihr zu Ehren Budhha-Verse rezitiert (chanting). Anschliesend legte man ihren Körper in den Holzsarg hinein und besprühte ihn erneut mit Jasminöl. Danach wurde der Sarg geschlossen und versiegelt. Weiter wurde der Holzsarg von einem dekorativen Sarg ummantelt, der aus massivem Silber und Gold gemacht war. Im Inneren des goldenen Sargs waren Silber Plättchen zusammengewoben zu einer Box. Das Äussere des Sargs war aus echten dünnen Goldplättchen gefertigt, die von einem traditionellen Goldschmied miteinander verwoben worden waren. Später kamen die StudentInnen zusammen, um der MASTER NONNE eine aus massiven Goldfäden gewobene Bestattungs-Umhüllung zu schenken, genannt „Maha Suwanna Ratana Bhusa“. Diese wurde um den goldenen Sarg drapiert. Die Enden dieses goldenen Stoffes waren mit verschiedenartigen wertvollen Steinen verziert. Die Umhüllung war bestickt mit den Worten; „In Erinnerung an Maharatana Upasika Chandra Khonnokyoong“. Alles war in höchster Qualität angefertigt mit Liebe und Respekt für die MASTER NONNE, die eine grosse Lehrerin für Ihre StudentInnen gewesen war. Sie verdiente es im höchsten Mass, denn für ihre eigenen Lehrer hatte sie selbst immer grösste Dankbarkeit gezeigt.
Vom 17. September 2000 bis 2. Februar 2001 wurde ein tägliches Abhidhamma Bestattungs-Chanting arrangiert. Die Senior Mönche und Führende von Mönchsgemeinschaften verschiedenster Tempel aus dem ganzen Land kamen, um das Abhidhamma zu rezitieren. Jeden Wochentag waren Hundert Mönche und an den Sonntagen zweihundert Mönche mit Tausenden von Laien anwesend.
Am 3. Februar 2002 wurde die letzte Bestattungs-Zeremonie für die MASTER NONNE gehalten, in Übereinstimmung mit ihrem Wunsch, kremiert zu werden.
Es kamen Senior Mönche angereist aus 30‘000 buddhistischen Tempeln von ganz Thailand, und Senior Mönche von zwanzig verschiedenen Ländern aus der ganzen Welt – ein Total von 100‘000 Mönchen, die in der finalen Kremations-Zeremonie anwesend waren, dazu 100‘000 Laien. Dies war die grösste Versammlung von Mönchen überhaupt, die jemals in der Buddhistischen Geschichte verzeichnet wurde.
14 Nachwort
„Höre meinen Worten sorgfältig zu. Als Mensch geboren zu sein ist das grösste Glück überhaupt. Keine andere Form von Geburt übersteigt die menschliche Geburt. Leben geht so schnell vorbei – Tage und Nächte werden schnell zu Jahren. Leben wartet nicht auf uns. Nachdem wir menschliche Geburt erreicht haben, müssen wir das Gesunde kultivieren, Grosszügigkeit praktizieren und gute Taten tun. Wir können nicht das Geringste mit uns nehmen von diesem Leben, ausser dem Energiebetrag unserer gesunden und dem unserer ungesunden Taten, den wir während unseres Lebens angesammelt haben. Wir sollten sicher stellen, dass wir ausschliesslich Gesundes ansammeln, so dass dies alles ist, was wir mit uns nehmen. Auf diese Art werden wir den Reichtum haben, in jedem Leben nach Vollkommenheit zu streben. Nur förderliche Taten zu tun und allem nicht förderlichen aus dem Weg zu gehen, wird uns ausschliesslich die Früchte der guten Taten zufliessen lassen, die wir aus unserer Willenskraft heraus getan haben. Wir können nicht an dem Rückfluss von etwas Schlechtem leiden, das wir nie getan haben. Wenn wir sterben, lassen wir das Schlechte, das wir nie getan haben zurück, doch das Gute, das wir getan haben, nehmen wir mit uns.
Nach Vollkommenheit streben ist keine einfache Sache. Du brauchst Geduld und es ist notwendig, Hindernisse zu überwinden. Ich habe mein Leben lang mit meinen bestmöglichen Fähigkeiten gekämpft. Nun danke ich euch allen und sage euch Lebewohl. Mögen euch allen, die ihr mich auf meinem spirituellen Weg begleitet habt, grosse Mengen an Boonya (Spirituelle Energie) zufliessen. Wir werden uns alle wieder treffen auf dem Weg.
Mögt ihr alle mit Reichtum ausgestattet sein, in diesem und jedem zukünftigen Leben. Mögt ihr ausreichenden Reichtum besitzen, um unaufhörlich Grosszügigkeit zu kultivieren. Möget ihr alle kristallklare innere Erleuchtung erlangen, und unverzüglich den DHAMMAKAYA – Körper des Lichts erreichen. Wann immer Du keine Lösung für ein Problem findest, stell sicher, dass Du über dieses Problem meditiert hast und dann wirst Du eine Lösung finden. Mögt ihr alle für immer glücklich sein. Mögt ihr alle ein langes Leben haben, um dem Guten nachzustreben. Möge jeder Wunsch von Dir sich erfüllen durch die Heilkräfte all der Grosszügigkeit, die Du kultiviert hast. Mögen wir uns alle wieder treffen auf dem Spirituellen Weg in jeder zukünftigen Lebenszeit. Doch jetzt ist es Zeit für mich, von Euch allen zu gehen…“
DHAMMAKAYA BASIS-MEDITATION
Beginne, indem Du Deine Sitzposition anpasst. Wenn Du auf dem Boden sitzt, dann sitze mit gekreuzten Beinen, das rechte Bein über dem linken, die rechte Hand über der linken Hand, die Innenfläche nach oben, lass Deinen rechten Zeigefinger behutsam Deinen linken Daumen berühren. Lege beide Hände bequem in Deinen Schoss, Deinen Kopf und Rücken aufgerichtet. Wenn Du Dich unwohl fühlst in dieser Position, kannst Du auf einem Stuhl oder Sofa platznehmen. Pass Deine Position an, bis Du Dich komplett wohl fühlst, so dass Dein Blut frei zirkulieren und Dein Atem natürlich fließen kann.
Schließe Deine Augen behutsam, als ob Du einschlafen wolltest. Presse Deine Augenlider nicht zusammen und schließe sie nicht mit Nachdruck. Schließe sie nur sachte, statt fest. Sitze da mit einem Lächeln auf Deinem Gesicht. Als Nächstes nimm einen tiefen Atemzug. Atme ein paar Mal ein und aus. Atme tief ein, bis Du fühlst wie die Luft durch Deine Lungen hindurch fließt und die Mitte Deines Bauches erreicht. Dann atme langsam durch Deine Nase wieder aus. Wenn Du einatmest, stell Dir vor, dass jede Zelle in Deinem Körper das Gefühl von Glücklichsein und Freude voll in sich aufnimmt und wenn Du ausatmest, atmen all Deine Sorgen und negativen Gefühle aus. Nimm Dir einen Moment, um all Deine Verantwortlichkeiten gehen zu lassen, die verbunden sind mit Deiner Arbeit, Deinen Lieben, Deiner Familie, Deiner Ausbildung oder mit sonst irgendetwas.
Lass alles gehen. Lass Dein Bewusstsein freudig sein, gelöst und frei von allen Sorgen. Und jetzt atme normal. Löse jeden Muskel in Deinem Körper. Beginne mit dem Lösen am obersten Punkt des Kopfes bis hinunter zu Deiner Stirn. Löse die Muskeln in Deinem Gesicht, den Augenlidern, dem Nacken und den Muskeln in Deinen Schultern, Armen und weiter hinab bis zu deinen Fingerspitzen. Löse die Muskeln in Deinem Rücken, Brustkorb, Bauch, Beinen, bis hin zu den Zehenspitzen. Lass jeden Teil Deines Körpers relaxen. Lass keinen Teil Deines Körpers mehr zusammengezogen, fest oder angespannt sein.
Fahre fort, zu lösen, bis Du fühlst, dass jeder Teil Deines Körpers, jede Zelle in Deinem Körper komplett relaxt ist. Du bist nun in einem Stadium der völligen Gelöstheit, wobei Du eine Leere, Durchlässigkeit und Leichtigkeit spüren kannst. Jetzt erlaube Deinem MIND freudevoll, heiter, klar, rein und hell zu werden. Relax und lass los. Leere Deinen MIND.
Mach Deinen MIND klar, rein und frei von allen Gedanken. Stell Dir vor, Du sitzest allein in einem weiten offenen Raum, der voll von Freiheit und Frieden ist, so als hättest Du nie zuvor irgendeine Anhaftung im Leben, nie irgendein Problem gehabt und nie vorher irgendjemand gekannt. Dann stell Dir vor, dass Dein Körper keine Organe hat. Nimm an, dass er eine Röhre ist, eine Höhle, ein Hohlraum, wie ein aufgeblasener Ballon oder wie ein diamantener Zylinder, hell und klar. Lass ihn wie einen offenen Raum sein, innen leer und hohl. Möglicherweise fühlst Du wie Dein Körper leichter und leichter wird, als wäre er schwerelos, schrittweise wegschmelzend und eins werdend mit der Atmosphäre, die Dich umgibt.
Lass Dich dieses Gefühl des Friedens genießen. Bringe nun Deinen MIND dazu, auf das Zentrum Deines Körpers zu fokussieren, in die Mitte Deines Bauches, zwei Finger breit oberhalb des Nabels. Für Beginnende: Mach Dir nicht zu viel Sorgen über den exakten Punkt des Zentrums vom Körper. Halte einfach nur Deinen MIND sanft und behutsam in der Mitte Deines Bauches. Die Art, wie Du Deinen MIND im Zentrum des Körpers fokussierst, ist vergleichbar mit der Leichtigkeit und Sanftheit, mit der eine Vogelfeder vom Himmel schwebt und die ruhige Oberfläche des Wassers berührt.
Stell Dir die sanfte Berührung der Vogelfeder vor, wenn sie die Wasseroberfläche berührt. Fokussiere Deinen MIND im Zentrum Deines Körpers mit demselben Gefühl. Erhalte das Gefühl von Ruhe und Gelöstheit in Deinem Körper und MIND kontinuierlich aufrecht, während du Deinen MIND auf das Zentrum des Körpers in der Mitte Deines Bauches fokussierst. Nachdem Du den Startpunkt für das Fokussieren Deines MIND gefunden hast, stelle Dir sanft das neutrale Meditationsobjekt in Dir vor, damit der MIND etwas hat, worauf er fokussieren kann und nicht umherwandert. Du kannst Dir einen Diamanten vorstellen, einen lupenreinen Diamanten in der Größe, die Du magst. Lass ihn so rund sein wie eine klare, reine Kristallkugel und so hell wie die Mittagssonne und so kühl und besänftigend wie das Mondlicht in einer Vollmondnacht.
Um Dir dieses Objekt vorzustellen, musst Du die Methode kennen. Stell Dir das Objekt langsam vor, mit Leichtigkeit. Relax. Halte es einfach. So wie wenn Du an einen Fußball denkst, einen Tennisball, einen Tischtennisball oder irgendetwas Vertrautes. Zwinge Deinen MIND nicht, an das Objekt zu denken bis zu dem Punkt, dass Du Dich angespannt fühlst. Bemühe Dich nicht zu fest. Sonst starrst du darauf. Das ist die falsche Methode. Stelle Dir das Objekt behutsam vor und relax. Es macht nichts, wenn es nicht klar ist. Sei zufrieden, egal wie klar es ist. Halte Deinen MIND ruhig, lass ihn stoppen und still sein. Denke kontinuierlich an diesen Diamanten, der so rund ist, wie eine klare, reine Kristallkugel. Lass Deinen MIND nicht wandern. Falls Du an etwas anderes denkst, halte deinen MIND, indem Du das Mantra rezitierst.
Rezitiere das Mantra in Deinem MIND sanft, als wenn der sanfte Klang aus dem Zentrum der klaren Kristallkugel in der Mitte Deines Bauches kommen würde. Rezitiere das Mantra: ‚Samma Arahang, Samma Arahang, Samma Arahang‘, was bedeutet: ‚reinigen des MIND‘ – um zu helfen, dich vom Leiden im Leben zu befreien, oder gebrauche ein anderes Wort, wie z.B. ‚klar und hell‘. Rezitiere das Mantra kontinuierlich, während Du Dir gleichzeitig die helle Kristallkugel vorstellst, behutsam und angenehm. Fokussiere Deinen MIND und sei still im Zentrum der reinen Helligkeit. Halte Deinen MIND, indem Du Dir ein helles Objekt vorstellst und gleichzeitig das Mantra kontinuierlich rezitierst, sanft und angenehm, bis Dein MIND still ist.
Wenn Dein MIND komplett still ist, wird er von selbst mit Rezitieren des Mantras „Samma Arahang“ oder „klar und hell“ aufhören, so als wenn Du vergessen würdest, es zu wiederholen. Oder als ob Du fühltest, dass Du es einfach nicht länger rezitieren möchtest. Oder Du willst einfach nur still sein, und der MIND wandert nicht umher und denkt über nichts nach. Und nur das Bild der hellen Kristallkugel erscheint klar im Zentrum Deines Körpers. Wenn Du Dich so fühlst, musst Du nicht zurück gehen und das Wort erneut rezitieren. Lass Deine Wahrnehmung die Vision der hellen Kristallkugel erhalten, behutsam und angenehm. Das ist alles was Du tun musst von diesem Punkt an, mit einem stillen MIND, sanft, behutsam, konstant und kontinuierlich. Tu nichts weiter als nur das.
Wenn Du irgendeine innere Erfahrung machst, die sich von Deinem Meditationsobjekt unterscheidet, reg Dich nicht auf. Lass Deinen MIND neutral bleiben, als hättest Du eine Menge frühere Erfahrungen im Leben. Beobachte die auftauchenden Erfahrungen mit einem ruhigen MIND. Relax. Frag nicht, wie das passiert. Beobachte einfach, nur beobachten, sonst wird sich Dein MIND vom Zentrum des Körpers wegbewegen und Deine innere Erfahrung wird verschwinden. Beobachte sie mit einem ruhigen MIND, sei neutral. Bald darauf wird Dein MIND vollkommen fokussiert sein, rein, still, das Nichts fühlend. Dieser Moment ist sehr wichtig, also übergehe ihn nicht. Schenk ihm Beachtung, denn die Erfahrung im Inneren wird weiter voranschreiten.
Du musst nichts weiter tun als in diesem Zustand zu bleiben. Deine Rolle zu diesem Zeitpunkt ist die eines Beobachters. Bleib einfach dabei zu beobachten und zu relaxen. Denke an nichts. Tu all das, nur das und nichts anderes.
Wenn Du das korrekt ausführst, einfach, angenehm, wird Dein MIND mit Leichtigkeit still werden, anstrengungslos. Wenn Du ein Analytiker wärest und würdest analysieren, Deine inneren Erfahrungen kommentieren, dann würde Dein MIND nicht ruhig bleiben und Deine gute Erfahrung würde wegrutschen.
So halte Dich einfach nur an diese Anleitungen. Schlussendlich wird Dein MIND verfeinert sein und komplett im Zentrum des Körpers versunken. Und der MIND wird nach innen führen, eintreten in Klarheit, Reinheit, Helligkeit, wahres Glücklichsein und wahres inneres Wissen – das ist die Weisheit von innen, die tiefer und tiefer innen liegt.
Und Du wirst das erreichen, was in Dir ist, das Universelle, dasselbe für jeden in dieser Welt.
HINWEISE ZUR MEDITATIONSTECHNIK
1.Vermeide Druck: Setze niemals Druck auf in Deiner Meditation. Presse Deine geschlossenen Augen nicht zusammen in der Annahme, dass Du dann das Meditationsobjekt schneller sehen würdest. Spanne weder Deine Arme noch Deinen Bauch oder Körper an, denn jede Art der Spannung wird dazu führen, dass der MIND sich vom Zentrum des Körpers in den angespannten Bereich verlagert.
2.Sehne Dich nicht danach, etwas zu sehen: Du solltest die Neutralität des MIND stets aufrecht erhalten. Lass Deinen MIND nicht von deinem Meditationsobjekt und Deinem Mantra abgelenkt sein. Mach Dir keine Sorgen darüber, wann das Meditationsobjekt auftauchen wird. Das Bild erscheint von selbst, wenn die richtige Zeit gekommen ist, genau wie die Sonne zu ihrer eigenen Zeit auf- und untergeht.
3.Mach Dir keine Sorgen um deinen Atem: In dieser Technik startet das Meditieren mit der Visualisierung eines hellen Objektes [aloka kasina]. Wenn man solange meditiert hat, bis das Auftauchen der Dhamma Kugel erreicht ist, macht man in der Meditation weiter und durchläuft den verfeinerten menschlichen Körper (Astralkörper), den Engelkörper, den formhaften Brahma Körper den formlosen Brahmakörper, bis man den Dhamma Körper (oder DHAMMAKAYA) erreicht. Erst dann ist man soweit ausgerüstet, seine Meditation zum inneren Einblick zu lenken [vipassana]. Also besteht keine Notwendigkeit, in irgendeiner Phase die Aufmerksamkeit auf den Atem zu lenken.
4.Halte Deinen MIND kontinuierlich im Zentrum Deines Körpers: Selbst nachdem Du Dein offizielles Sitzen beendet hast, halte Deinen MIND permanent im Zentrum des Körpers fokussiert. Egal ob Du stehst, läufst, sitzest oder liegst. Erlaub Deinem MIND zu keiner Zeit, aus dem Zentrum des Körpers herauszugleiten. Mach weiter, indem Du für Dich das Mantra ‚Samma Arahang‘ wiederholst, während Du die Kristallkugel im Zentrum Deines Körpers visualisierst.
5.Bring alle Objekte, die im MIND auftauchen, ins Zentrum Deines Körpers:
Egal was im MIND auftaucht, bring es sanft ins Zentrum des Körpers. Wenn das Objekt verschwindet, ist es nicht nötig, herumzuwandern und es zu suchen. Mach einfach weiter damit, deine Aufmerksamkeit im Zentrum des Körpers zu halten, während Du für Dich das Mantra wiederholst. Wenn der MIND noch friedvoller wird, erscheint schlussendlich ein neues Meditationsobjekt.
Diese Basis-Meditationsbeschreibung führt in eine Vertiefung des Glücklichseins im Leben. Wenn man das Praktizieren nicht vernachlässigt, sondern das Meditieren regelmäßig kultiviert, bis zu dem Punkt, dass die Dhamma Kugel erreicht ist, sollte man versuchen, diese Kugel im Zentrum des Körpers fürs restliche Leben zu behalten, und dabei sein Leben auf gewissenhafte Art führen. Sie wird ein Zufluchtsort im Leben sein und in diesem wie im Leben danach Glücklichsein hervorrufen.
NUTZEN DER MEDITATION - ZUSAMMENFASSUNG
1.Persönlicher Nutzen für den Meditierenden
• Der MIND: der MIND wird sich frei und leicht fühlen – ruhig und friedlich. Die Erinnerungsfähigkeit wird sich verbessern.
• Die Persönlichkeit: Selbstvertrauen wird sich verstärken. Die wahre Natur der Ruhe wird zum Vorschein kommen. Wut wird sich vermindern und allein das Gefühl von Freundlichkeit gegenüber anderen wird zurückbleiben.
• Der Alltag: wird durch die neu gefundene Abwesenheit von Stress eine Qualitätssteigerung erfahren. Die Arbeits – oder Studienresultate werden wesentlich erfolgreicher sein. Der Meditierende kann Gesundheit genießen, sowohl im Körper als auch im MIND.
• Ethische Werte und Entscheidungsfindung: Das richtige Verständnis von dem, was gut und was schlecht ist, wird in der betreffenden Situation klar erkannt werden. Wichtige Entscheidungen werden weniger Sorgen bereiten, da der Meditierende die Wirkungen seiner Handlungen kennt. Der Meditierende kann auf verletzende Handlungen und Entscheidungen verzichten und stattdessen zufrieden und zuversichtlich sein mit der Wahl, die er getroffen hat.
2. Nutzen für die Familie des Meditierenden
• Frieden und Erfolg: das Familienleben wird harmonischer werden, durch wachsenden gegenseitigen Respekt und Rücksichtnahme untereinander. Eltern werden fähiger sein, die Familie erfolgreich zu führen.
• Kooperation: Familienmitglieder werden begeisterter ihre Verpflichtungen übernehmen und in der gemeinsamen Problemlösungsfindung kooperieren.
3. Nationaler Nutzen
• Friedliche Gesellschaft: die gravierendsten sozialen Probleme entspringen einem ungesunden MIND. Wenn jeder lernt zu meditieren und friedlich zu leben, werden sich gesellschaftsinterne Probleme wie Kriminalität und Drogenmissbrauch vermindern.
• Respekt: Der Respekt für andere wird ansteigen, allein schon durch das Einhalten einer Routine in Mediation und Befolgen ethischer Lebensregeln. Ehrlichkeit wird das Misstrauen in der Gemeinschaft verkleinern.
• Eine fürsorgliche Gesellschaft: Als Resultat der Meditation kann das friedliche Leben umfassender genossen werden und die Bereitschaft, sich an sozialer Arbeit zu beteiligen, wird sich ausweiten.
4. Spiritueller Nutzen
• Das Verstehen von Ewigkeit: alle Menschen, ob mit oder ohne Glauben, können das Verständnis ihrer eigenen Spiritualität durch Meditation vertiefen. Meditierende jeglicher Glaubensrichtung können durch das Praktizieren von Meditation ihren eigenen Glauben tiefer erforschen, insbesondere den Bezug zur Ewigkeit in ihrer gewählten Glaubensrichtung.
• Inspiration: In der eigenen spirituellen Tradition wird die Inspiration gestärkt, da der Meditierende das tiefe Glücklichsein realisiert, das durch die Meditation gefunden werden kann.
• Verlängerung des Fortbestehens von spirituellen Traditionen: die eigene spirituelle Tradition des Meditierenden wird aufrechterhalten, da die Neuen ein besseres Verständnis für ethische Lebensführung und Selbstdisziplin gewinnen.